Bei unserer 111-Jahr-Feier am 3. Dezember 2016 fragte mich eine Besucherin, wie wir denn auf die Idee gekommen seien, so ein merkwürdiges Datum zu feiern. Ja, sie wisse, dass man die 111 eine „Schnapszahl“ nenne, aber ein richtiges Jubiläum sei das doch nicht. In dem Trubel konnte ich meine Antwort nur kurz und allgemein halten; für die ganze Geschichte muss ich viel weiter ausholen. Genauer: 1 ½ Jahre zurück.
Lernort Bibliothek
Seit August 2015 nehmen wir an einem Qualifizierungsprogramm im Rahmen der Initiative „Lernort Bibliothek“ teil, ausgeschrieben und finanziert von der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW (Bezirksregierung Düsseldorf), Titel: „Digitale Kommunikation für Öffentliche Bibliotheken“ (wer mehr dazu wissen möchte, hier der Ausschreibungstext ).
Zuerst einmal absolvierten die meisten Mitarbeiter*innen den Online-Selbstlernkurs NETzWorking, ein Grundlagenkurs mit wöchentlichen Aufgaben zum Social Web; wir lernten viele Tools kennen und probierten fröhlich aus (hier ein Fazit). Parallel dazu gibt es die BibReise, eine auf insgesamt zwei Jahre angelegte Schulung mit Workshops, BarCamps und dem Coaching durch die „Reiseleiter“ Christoph Deeg und Wibke Ladwig. Wer mehr über unsere Abenteuerreise durch den Social-Media-Dschungel lesen möchte (übrigens gemeinsam mit 12 weiteren NRW-Bibliotheken), dem sei der Blog #bibreise mit dem Logbuch empfohlen.
Hausaufgabe
Wie das so ist bei Schulungen: Es gibt Hausaufgaben. Wir sollten für 2016 eine Kampagne planen und durchführen. Thema und Umfang waren uns freigestellt, aber natürlich sollten die Sozialen Medien eine entscheidende Rolle spielen. Tja, was soll ich sagen – wir suchten und fanden einen guten Grund zum Feiern. Der Vorschlag kam von zwei Kolleg*innen, die sich den Bielefelder Traditionsverein Arminia zum Vorbild genommen hatten: Er ist genauso alt wie die Stadtbibliothek und er feierte seinen 111. Vereinsgeburtstag ganz groß.
Mit einer auf mehrere Monate angelegten Social-Media-Kampagne machten wir auf unseren Jubiläumstermin und die Feier im Dezember aufmerksam; wir wollten uns mit möglichst vielen anderen Institutionen vernetzen und uns in den Sozialen Netzwerken etablieren. Facebook und Twitter nutzen wir schon seit mehreren Jahren, nun kamen noch weitere Plattformen hinzu: Für unseren neuen Instagram-Account schufen wir einen 111-Tage-Countdown – ein Bild pro Tag angefangen am 12. August, heruntergezählt bis zum Geburtstag am 1. Dezember. Ebenfalls am 12. August meldete sich unser Blog zum ersten Mal.
Der Höhepunkt
Aber wir haben nicht nur irgendein Thema für unsere Social-Media-Kampagne gesucht. Am Ende sollte eben auch ein großes Fest stehen, ein Fest für Sie und Mit Ihnen, unseren Bibliotheksnutzern. Ein Open Air Konzert wie die Arminen konnten wir uns nicht leisten. Wir mussten überwiegend mit eigenen Bordmitteln eine Feier stricken.
Selbstgebackenes ergab ein buntes und vor allem lecker-süßes Kuchenbuffet.
Es wurde gebastelt, geschminkt und vorgelesen; ein 3D-Drucker konnte ausprobiert, Buttons gepresst werden, es gab Gaming für Jung und Alt, Informationsveranstaltungen, Führungen durch die normalerweise nicht zugänglichen Magazinräume, einen Flohmarkt, einen Geschichtenwettbewerb. Zwischendurch unterhielten uns das Kozma Orkestar und der Zauberer Meiko.
Dankbar sind wir auch den vielen Helfern und Kooperationspartnern: Familienangehörige, ehemalige Kolleginnen im (Un)Ruhestand und Ehrenamtliche; der Verein Spielwiese e.V. lud zu Gesellschaftsspielen aus 111 Jahren ein; das Theater Bielefeld stattete einige Kollegen und Kolleginnen mit Kostümen aus der Zeit um 1905 aus und lieh uns für mehrere Monate eine original-very-british-nachgebaute Telefonzelle als Blickfang für unseren Geschichtenwettbewerb. Viel Bielefelder Prominenz gratulierte. Und dann überraschte uns noch der Posaunenchor Petri mit einem Geburtstagsständchen.
Vor allem aber sind viele unserer Nutzer gekommen und haben ihre Bibliothek gefeiert.
Fazit
Es gäbe noch viel zu erzählen, viele Bilder zu zeigen. Wir werden das vielleicht auch noch das ein oder andere Mal hier oder bei Facebook und Instagram aufgreifen. Die Hausaufgabe haben wir jedenfalls erfüllt.
Die Feier ist längst vorbei, aber unsere Aktivitäten laufen weiter. Auch über das Schulungsprogramm hinaus (es wird im Sommer enden). Das ist wie im richtigen Leben: eine Reise geht zu Ende, aber man kommt verändert zurück; es gibt viel zu Erzählen – und irgendwann bricht man wieder auf zur nächsten Reise. Wir Mitarbeiter sind jedenfalls neugierig und motiviert, wir suchen neue Themen, neue Bilder, neue Geschichten für euch.
Ach, irgendwas is immer, das ist gewiss.
Und auch ein Grund zum Feiern findet sich garantiert wieder.
hilda