Sie kam aus Mariupol | Roman
Moderation: Angelika Teller
Ihr Leben als Fremde in Deutschland war vermutlich keine neue Erfahrung für sie, sondern eine Fortsetzung dessen, was sie seit jeher kannte. Ich hatte mir seit jeher ein falsches Bild von ihr gemacht. Sie war keine Entwurzelte, sondern eine Wurzellose von Anfang an, schon geboren als eine Displaced Person.
Zu dieser schmerzlichen Erkenntnis kommt Natascha Wodin in ihrem Buch auf der Suche nach ihrer Mutter – Jewgenja Jakowlewna Iwaschtschenko, die sich im Alter von 36 Jahren ertränkte. Zu diesem Zeitpunkt war Natascha Wodin zehn Jahre alt und lebte mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester in verschiedenen, deutschen Lagern für Displaced Persons. Auch sie fühlte sich ausgestoßen, nicht zugehörig – das Russenkind. Nach nunmehr sechzig Jahren begibt sich die Tochter via Internet auf die Suche und findet mit Hilfe des genealogiebesessenen Konstantin tatsächlich Spuren ihrer Familie aus Mariupol, einer Stadt am Asowschen Meer. Das spärliche Wissen über die eigene Herkunft füllt sich an mit nie gekannten Familienmitgliedern und deren Lebensgeschichten, die geprägt waren von den Verheerungen des 20. Jahrhunderts, dem grausamen Bürgerkrieg nach der Revolution 1917, der stalinistischen Willkürherrschaft und den deutschen Verbrechen in der Sowjetunion.
Musikalische Begleitung: Das Lemming-Duo
Am 02.11.2017 | Literaturbühne im Erdgeschoss | Einlass ab 18.30 Uhr
Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Dauerkarte 50 Euro.