Geschichte der Zukunft: Prognosen, Visionen, Irrungen in Deutschland von 1945 bis heute | Sachbuch
Moderation: Klaus-G. Loest
Den Kindern der 50er Jahre, die Bücher wie Das Neue Universium mit großen Augen verschlungen haben, war völlig klar, dass in Kürze Roboter im Haus arbeiten und vielleicht sogar die Macht übernehmen, Ferienausflüge zum Mars gebucht und kleine Atomreaktoren im Garten aufgebaut werden. Sind wir heute nur Besserwisser? Radkaus Buch bleibt bei diesem verführerischen, aber viel zu simplen Gestus selbstverständlich nicht stehen.
Die Zukunftserwartungen der Nachkriegszeit sind nur zu erfassen, wenn der Blick viel weiter reicht. Hier geht es umfassend um Wirtschaft, Politik, Kultur, um höchst unterschiedliche Zukunftskonstruktionen in Ost und West, um das völlig unerwartete Wirtschaftswunder, das zu einem viel schnelleren Wiederaufbau führte als viele zu hoffen gewagt hatten. Was wird aber aus Wald und Landwirtschaft als Lebensgrundlagen? Kommen die Russen oder doch die Roboter? Ist zuerst eine Bildungs- und dann eine Wirtschaftskatastrophe zu erwarten? Auch die Frage, wo Arbeit und Einkommen bleiben, wenn die Arbeitswelt bald vollautomatisiert sein würde, ist keineswegs neu. Wir begegnen aber auch fast vergessenen Prognosen. Der Historiker erinnert an die Zick-Zack-Idee zum gesellschaftlichen Fortschritt, die Jürgen Kuczynski äußerte, Pichts Bildungsalarm, Robert Jungks Entwicklung vom Technikeuphoriker zum gewichtigen Atomkraftgegner und an Ernst Blochs Hoffnungsphilosophie vor dem Hintergrund der Heimatlosigkeit.
Joachim Radkau hat erforscht, wie sich die Deutschen seit 1945 ihre Zukunft ausgemalt haben. Hoffnungen und Ängste, Unkenrufe und Utopie-Blasen, fatale Irrtümer und unerwartete Wendungen: Im Rückblick staunt man, wie sicher wir zu wissen glauben, was auf uns zukommt.
Musikalische Begleitung: Matthias Kämper am Flügel
Am 08.11.2017 | Literaturbühne im Erdgeschoss | Einlass ab 18.30 Uhr
Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Dauerkarte 50 Euro.