Es ist kaum zu fassen, aber am Freitag ist bereits die letzte von insgesamt zwölf Autorenlesungen der Literaturtage Bielefeld 2018. Zum Abschluss gehen wir mit der Autorin, Lyrikerin und Übersetzerin Esther Kinsky auf Reisen – Italienische Reisen besonderer Art.
„Jeden Morgen wache ich in einer Fremde auf.“

Esther Kinsky „Hain. Ein Geländeroman“
Esther Kinsky schreibt in ihrem Buch „Hain. Ein Geländeroman“ über den Verlust eines geliebten Menschen. Es ist das stille Buch einer Liebenden, einer Zurückgelassenen.
Die Ich-Erzählerin reist in ein Italien, das wir so vielleicht noch nie gesehen haben. Grau- und Brauntöne dominieren. Es sind zumeist kleine, entlegene Ortschaften, die sie besucht, und Ihre Wahrnehmung des Geländes spiegelt ihr „schweres Herz“. Immer wieder sucht sie Friedhöfe auf, beobachtet Menschen, beschreibt die Natur, das Licht, erinnert sich an M., den verstorbenen Partner und auch an den Vater ihrer Kindheit, der mit der Familie oft Italien bereiste, schafft Verbindungen zu Künstlern wie Pasolini und Bassani. Ihre Sprache ist dabei frei von Sentimentalität, sucht keine Effekte, ist poetisch und spröde zugleich.
„Mein Thema ist: Wie filtert und beeinflusst eine Verlusterfahrung den Blick? Man sieht die Welt durch einen anderen Filter. Das finde ich einen wichtigen Vorgang. Es geht eigentlich in dem ganzen Buch ums Sehen und wie man das Sehen in Sprache umsetzt. Das ist etwas, was mich überhaupt immer beschäftigt: Was passiert zwischen dem Sehen, Erkennen und dem Benennen? Ein trauernder Mensch sieht die Welt einfach anders, liest sie einfach anders.“ (Esther Kinsky)
Esther Kinsky, die vor allem auch als Übersetzerin aus dem Polnischen und Russischen bekannt ist, hat für diesen Roman den Preis der Leipziger Buchmesse 2018 erhalten.
Freitag, 2. November, 19 Uhr
Stadtbibliothek, Neumarkt 1
Einlass: 18.30 Uhr, Beginn: 19.00 Uhr
Moderation: Angelika Teller
Musikalische Begleitung: Henning Rice am Flügel und Ismail Özgentürk, Saxophon
Eintrittspreis: 8,– €, ermäßigt 6,– €, Dauerkarte 50,– €
Ausleihhinweise zu Esther Kinskys Werken einschließlich einiger ihrer Übersetzungsarbeiten findet Ihr hier. Zum gesamten Programm der Literaturtage geht es hier.