Mittendrin Mittwoch #82

Aber irgendwie hatte nichts jemals das Schreiben verdorben. Es konnte verdorben werden, das wusste er, aber trotz der angeblichen Empfindsamkeit kreativer Tätigkeit war sie stets das zäheste und beständigste Ding in seinem Leben gewesen – nichts hatte diesen verrückten Brunnen der Träume jemals vergiften können: kein Alkohol, keine Drogen, keine Schmerzen. Zu diesem Brunnen floh er jetzt wie ein durstendes Tier, das in der Dämmerung ein Wasserloch gefunden hat, und er trank daraus; was bedeutete, er fand das Loch im Papier und fiel voller Dankbarkeit hindurch. Als Annie um viertel vor sechs zurückkam, hatte er fast fünf Seiten geschrieben.

Sie von Stephen King, Seite 252

In diesem Buch treffen wir – wie das in Büchern von Stephen King des Öfteren der Fall ist – auf einen Schriftsteller. Paul Sheldon ist bekannt für seine kitschigen Bücher über Misery Chastain (daher auch der Originalbuchtitel Misery). Die er im letzten Buch endlich hat sterben lassen. Auch wenn er mit Misery bekannt geworden ist und gutes Geld verdient, schreibt er eigentlich lieber andere Geschichten. So wie Schnelle Autos, das er eines schönen Wintertages endlich fertig stellt und dies mit ein, zwei Flaschen Champagner feiert. Um anschließend auf die grandiose Idee zu kommen ins Auto zu steigen. Bei einem aufziehenden Sturm, der alles unter Massen von Schnee begraben wird. Um schließlich unter Schmerzen, mit zerschmetterten Beinen im Gästezimmer von Annie Wilkes, seinem größten Fan aufzuwachen.

Annie denkt gar nicht daran, Paul nach seinem Autounfall in ein Krankenhaus zubringen, sondern versorgt ihn selbst. Sie ist zwar ehemalige Krankenschwester, aber mit ein paar Aluleisten und Klebeband lassen sich zerschmetterte Beine eher schlecht als recht wieder gerade biegen.

Die Situation wird auch nicht besser, als Annie endlich den letzten Misery-Band liest. Dass ihre Lieblingsheldin tot sein soll, kommt für sie nicht in Frage und ist natürlich Pauls Schuld, was er auch zu spüren bekommt. Schließlich kauft sie Paul eine Schreibmaschine. Er soll ein neues Buch schreiben und Misery zurückbringen.

Und da ich das Buch schneller durchgelesen habe, als ich den Mittendrin Mittwoch Beitrag schreiben konnte, kann ich jetzt schon berichten, dass das Buch nicht nur bis zur Hälfte ziemlich düster ist, sondern es auch bis zum Ende bleibt. Der Horror kommt hier nicht in gruseligen Clowns oder wiederauferstandenen Katzen oder anderen übernatürlichen Dingen daher, die sich Stephen King sonst so ausdenkt, sondern in Gestalt von Annie Wilkes. Deren Geisteszustand ist labil und sie neigt zu Wutanfällen, die in ziemlich drastischen Maßnahmen enden können. Und an verdammt allem, was ihr jemals passiert ist, ist natürlich nicht sie Schuld, sondern immer die anderen. Irgendwann erfährt man zusammen mit Paul auch, wie genau Annies düstere Vergangenheit aussieht und ich habe mich zum Ende hin immer mehr gefürchtet, dass das Buch kein Happy End haben wird (ob meine Befürchtung eintraf oder nicht, will ich euch an dieser Stelle natürlich nicht verraten). Und ich habe Annie im Verlauf der Geschichte immer öfter einen qualvollen Tod gewünscht.

Mir hat die bis zur letzten Seite spannende Geschichte wirklich gut gefallen!

Das Buch könnt ihr bei uns als eBook in der Onleihe ausleihen.

lga

Elizzy von read books and fall in love hat sich für alle, die teilnehmen mögen, folgende Blogaktion ausgedacht: der „Mittendrin Mittwoch“. Er besteht aus immer neuen Zeilen aus Büchern, in denen wir aktuell wortwörtlich mittendrin stecken.

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