Mittendrin Mittwoch #104

Ich bin keine Detektivin. Bloß weil es einen Mord gab, muss er noch lange nicht aufgeklärt werden. Es ist zwanzig Jahre her! Ich schreib an einer Biografie, nicht an einem scheiß Thriller. (Seite 258)

Aber es ist ein Thriller. Und Liza Cody versteht es, diesem Genre eine ganz eigene Note zu geben.
Ok, diese Metapher konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, geht es doch in diesem Buch um eine geniale Musikerin und die (selbst-)zerstörerische Musikszene.

Die kleine, unscheinbare Elly ist ein Phänomen. Nein, sie war es:

(…) Elly Astoria, berühmt für ihren kurzen kometenhaften Aufstieg und noch berühmter für die abartigen Umstände ihres Todes. (Seite 19)

„Ballade einer vergessenen Toten“ von Liza Cody

Damit ist gleich zu Beginn klar, wie kurz und tragisch das Leben der armen kleinen Elly war. Jahrzehnte später entschließt sich die vom Leben enttäuschte Schriftstellerin Amy spontan, eine Biografie über Elly zu schreiben.

Das sieht trotz der Andeutungen vorerst gar nicht nach einem Krimi aus. Die Kapitel des Romans liefern Puzzleteile aus unterschiedlichen Perspektiven zu Ellys Leben und Amys Recherchen: Rückblicke, Interviews, Notizen, Briefe und E-Mails. Mal begleiten wir Amy bei ihrer Suche, lesen ihre Aufzeichnungen und Entwürfe, mal erzählt ein Zeitzeuge, mal ein auktorialer Erzähler. Die Puzzleteile passen nicht so ganz zusammen, denn jeder Beteiligte hat nicht nur seine eigene Sicht und Interessen – eigentlich reden alle mehr über sich selbst.

Und Elly verschwindet wie immer irgendwo im Hintergrund. Ihre Entdecker haben Ellys Talent erkannt und gefördert, aber das leichtgläubige Mädchen ausgenutzt und dann im Stich gelassen; Ellys Songs sind berühmt und haben vielen Künstlern zu Hits verholfen, doch ihre zwielichtigen Berater und Manager haben nur sich selbst die Taschen gefüllt. Die ungebildete Elly war offensichtlich ein leichtes Opfer. Aber wer hat sie so brutal ermordet? Erst jetzt in der zweiten Hälfte des Buches rückt diese Frage in den Vordergrund – ob Amy, die Biografin, das nun will oder nicht.

Einen Roman von Liza Cody wollte ich schon lange lesen, sie wird für ihre Milieuschilderung, ihre Charaktere und Sprache von Krimirezensenten geradezu gefeiert. Darum habe ich in der Buchhandlung nicht gezögert, als ich dieses neue Buch von ihr fand. „Ballade einer vergessenen Toten“ spielt geschickt mit den unterschiedlichen Blickwinkeln auf das kurze, tragische Leben der (fiktiven) Elly Astoria – und gibt so nebenbei einen verstörenden Einblick in das Musikgeschäft. Liza Cody kennt sich übrigens in der Szene bestens aus und lässt auch große (reale) Namen einfließen.

Das ist großartig geschrieben, kommt bisher so gar nicht wie ein klassischer Thriller daher und ist doch ungemein spannend. Darum schreibe ich jetzt auch nicht weiter, ich möchte ja viel lieber weiterlesen.

Cody, Liza : Ballade einer vergessenen Toten / Deutsch von Martin Grundmann. – Hamburg : Argument-Verlag, 2019. – 411 Seiten. – (Ariadne ; 1238)
Originaltitel: Ballad of a dead nobody
ISBN 978-3-86754-238-8

PS: Inzwischen wird der Roman in der Stadtbibliothek eingearbeitet, Katalogdaten findet Ihr hier.

HilDa

Elizzy von read books and fall in love hat sich für alle, die teilnehmen mögen, folgende Blogaktion ausgedacht: der „Mittendrin Mittwoch“. Er besteht aus immer neuen Zeilen aus Büchern, in denen wir aktuell wortwörtlich mittendrin stecken.

Das war STADTRADELN 2019

Noch einmal STADTRADELN, ja. Wir sind Euch noch unsere Ergebnisse schuldig. Und ergänzend ein paar persönliche Eindrücke.

Das Team „Stadtbibliothek auf Rädern“ hatte 29 aktive Teilnehmer, das allein ist schon ein Rekord für uns. Gleich den ersten Stadtradeltag in Bielefeld begannen mehrere mit einer gemeinsamen Tour direkt nach Dienstschluss, Ausgangspunkt war also die Bibliothek am Neumarkt. Es ging nicht ganz 30 Kilometer durch den Bielefelder Grünzug – ohne großen Ehrgeiz, schön gemütlich und mit viel Spaß. Da kam prompt der Wunsch auf, ähnliches auch unabhängig vom Stadtradeln zu wiederholen.

An den restlichen Tagen fuhren wir nur noch virtuell gemeinsam, indem wir unsere jeweiligen Kilometer in die Team-Tabelle eintrugen. Der Teamgeist war aber offensichtlich eine ganz besondere Motivation: Für die insgesamt drei Wochen, in denen jeder Kilometer zählte, hatten wir ganz optimistisch die 4.000er Marke angepeilt – doch am Ende steht da in der Tabelle 9.079,8 km für unser Team! Allerdings hatten wir auch zwei echte Radprofis, die allein schon jeweils über 1.000 km gefahren sind; andere waren im deutlich hohen dreistelligen Bereich. Puh.

Also, ich bin froh, überhaupt eine dreistellige Zahl erradelt zu haben, das war mein bescheidenes Ziel; aber die erhofften 150 km, also 50 km pro Woche, habe ich knapp verfehlt. Nun, da bin ich nur mir selbst Rechenschaft schuldig – und eigentlich nicht mal das. Was zählt: Ich habe mich nach meinen kleinen Touren einfach gut gefühlt, habe Spaß gehabt und mich nach dem Dienst oder am Wochenende gut beim Fahren entspannen können.

Und ich hatte einige schöne Erlebnisse zwischendurch und konnte interessante Beobachtungen machen. Im Vorbeifahren habe ich einen Blick in Gärten und zu Balkonen hoch geworfen, um mir einige Anregungen zu holen. Auch die Natur bot kleine Schauspiele am Wegesrand: Da war die leicht nervöse Entenmutter, die ihre neugierig umherpaddelnden Gösselchen zusammenhalten musste und mich offensichtlich irritierend fand. Oder im Park das Schwanenpaar mit seinen Kindern: Er behielt die menschlichen Zuschauer im Auge und mit drohendem Fauchen notfalls auch auf Abstand, während Mutter Schwan auf die verfressenen Kleinen achtete.
An einer schmalen Stelle schwirrte eine blauschimmernde, erstaunlich große Libelle genau in Kopfhöhe auf der Stelle und zwang mich zum Bremsen und Absteigen; sie flog einen großen Kreis um mich herum, stand noch zwei, drei Sekunden im Sonnenlicht und – war dann einfach weg.
An anderer Stelle stand ein Reiher einbeinig im Wasser, unbeweglich glaubte er für uns unsichtbar zu sein; als er dann aber unsere Aufmerksamkeit spürte, drehte er sich gaaanz langsam um, als wollte er sagen „ihr könnt mich mal, ich habe doch keine Angst vor euch“.
Kurz zuvor war schon ein Fasan blitzschnell ins Gebüsch geflüchtet, so dass ich fast nur die schönen langen Schwanzfedern kurz zu sehen bekam.

Ich habe Ecken in Bielefeld entdeckt, die ich bisher noch nicht kannte, nette Menschen getroffen, die mir für die Vorbeifahrt Platz machten oder nett grüßten, weil ich ihnen den Vortritt, die Vorfahrt ließ.
Nun ja, und ich habe vielleicht einige Gramm Mücken verschluckt.

Nebensonne über Bielefeld

Höhepunkt war eine sogenannte Nebensonne an einem Abend der letzten Woche. Das Foto gibt leider nur einen schwachen Eindruck, aber die regenbogenähnlichen Farben sind zu erkennen. Was eine Nebensonne ist und wie dieses Phänomen entsteht, ist auf Wikipedia gut erklärt.

Drei Wochen Stadtradeln sind um, der Anreiz ist da, öfter einmal eine zusätzliche Radfahrt nur zur Entspannung und zum Spaß zu machen, zumindest solange es noch hell genug dafür ist. Vielleicht auch mal wieder im Team, da müssen wir nicht erst ein Jahr warten, liebe KollegInnen.

Nur sollte ich langsam mal mein Fahrrad putzen, das sieht nach den Fahrten während der staubtrockenen Tage nämlich aus, als wäre ich durch die Wüste gekurvt.

HilDa

Mittendrin Mittwoch #103

Shepards ruhige Stimme konnte in der Mercury-Kontrollstation laut und deutlich vernommen werden, als er sich in jeder Phase des Fluges meldete und ausführlich über die Reaktion seines Körpers auf Beschleunigung, Schwerelosigkeit und Verlangsamung sowie die Reaktion seiner Kapsel auf all diese Kräfte berichtete.

Apollo 11 : der Wettlauf zum Mond und der Erfolg einer fast unmöglichen Mission
von James Donovan

Heute vor 50 Jahren, am 24. Juli 1969, wasserte das Raumschiff Columbia, mit den Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins an Bord, im Pazifik und beendete damit die Mission, die zum ersten Mal einen Menschen auf den Mond gebracht hatte.

Zum Anlass dieses 50-jährigen Jubiläums konnte man am Wochenende teilweise rund um die Uhr Dokumentationen zum Thema im Fernsehen finden, es sind aber auch schon im Vorfeld einige interessante Bücher über die Mondlandung erschienen.

Apollo 11 von James Donovan beschreibt detailliert, wie die Amerikaner auf dem Mond landeten. Er erzählt von Wernher von Braun, vom Sputnikschock, von der Auswahl der ersten sieben Astronauten, die im Rahmen des Mercuryprogramms ins Weltall starten sollten. Dabei blickt er vor allem auf die Menschen, die beim Raumfahrtprogramm der Amerikaner mitgewirkt haben. Auf Ingenieure, Wissenschaftler, auf die Astronauten und Raketenforscher.
Immer wieder lässt er die Fortschritte der Russen einfließen, aber eher um die Reaktionen der Amerikaner darauf zu zeigen. Die russische Seite wird somit nicht eingehender beleuchtet, da es aber nun mal um die amerikanische Raumfahrt geht, finde ich das in Ordnung. (In unserem Bestand habe ich zum Beispiel dieses Buch entdeckt, das sich mit Moskaus Mondprogramm beschäftigt. Das wäre bestimmt interessant, dieses oder ein ähnliches Buch im Anschluss zu lesen.)
Die Geschichte der Mondlandung ist eine spannende Geschichte, in der es von dramatischen Ereignissen wimmelt. Dazu spart sich der Autor jegliches Fachchinesisch, sodass man richtig in die „Geschichte“ eintauchen kann.

Sobald ich das Buch durchgelesen habe (was vermutlich sehr schnell gehen wird) findet ihr es wieder im Regal unter Wko 5 (in der Gruppe stehen auch noch viele weitere Bücher zum Thema Raumfahrt) oder auch in der Onleihe als eBook.

lga

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Bitte, ein Gedicht #5

Abendlied

„Der Mond ist aufgegangen“, Illustration von Ludwig Richter

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott,laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Ausgewählte Werke von Matthias Claudius. Reclam-Verlag

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

Matthias Claudius
(1740 – 1815)

 

Bitte ein Gedicht – das ist Wunsch und Angebot zugleich. In unregelmäßigen Abständen möchten wir gerne zur Lyrik verführen und präsentieren einzelne Gedichte oder weisen auf besondere Lyrikbände aus unserem Bestand hin.

Empfehlungen

Claudius, Matthias : Ausgewählte Werke / herausgegeben von Walter Münz. – Stuttgart : Reclam, 1990. – 488 Seiten – (Universal-Bibliothek ; Nr. 1691)
Katalogdaten hier

Das Gedicht wurde von Johann Abraham Peter Schulz vertont. Wer die Noten sucht und mitsingen möchte, findet in diesem prachtvollen Band alles: Text, Noten und Mitsing-CD

Die schönsten Lieder  : mit CD zum Mitsingen / herausgegeben von Christine Busch und Frank Walka ; mit Bildern von Frank Walka. – Stuttgart : Carus-Verlag – Ditzingen : Reclam, 2017. – 1 Partitur (247 Seiten) : Illustrationen + 1 MP3-CD
Katalogdaten hier

HilDa

Mittendrin Mittwoch #102

„Abenteurer oder Stubenhocker? Bis ans Ende der Welt fliegen oder auf seinem Zweig bleiben? Jeder Vogel muss eine Antwort auf diese Frage finden. Und alle haben sie unterschiedliche Meinungen …“

(Aus dem Kindersachbuch: Vögel auf Weltreise. Alles über Zugvögel
von Fleur Daugey und Sandrine Thommen; S.12)

Wissenschaftlichen Themen, von denen ich absolut keine Ahnung habe, nähere ich mich gerne auch erstmal an, indem ich schaue, ob es zu der Thematik nicht vielleicht auch ein Jugend- oder Kindersachbuch gibt. Dort wird man nicht gleich von unzähligen Fremdwörtern bzw. Fachbegriffen erschlagen und meistens wird keinerlei Vorwissen vorausgesetzt.

Da die Vogelwelt ein Hobby von mir ist und ich nicht unbedingt bei null anfangen müsste, hat mich bei diesem Kinderbuch allerdings das Cover „gekriegt“. Eine wunderschöne Illustration von heimischen Vögeln wie der Stockente und der Rauchschwalbe, aber auch uns unbekannten Arten wie dem Indigofinken und dem Rubinkehlkolibri.

Machen wir uns nichts vor – bei Büchern kommt es durchaus auch auf das Äußere an. Zumindest auf den ersten Blick.

Diese großartige Bebilderung wird auf allen 53 Seiten fortgeführt und umrandet die seitenweise aufbereiteten Themenkapitel.

Es beginnt damit, wie die Menschen sich den Vogelzug vor dessen Erforschung vorgestellt haben. Im Winterschlaf auf dem Mond oder am Boden der Seen zum Beispiel – wirklich skurril.

Beim Durchblättern sah ich, dass noch Themen wie die Vogelberingung oder der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Vogelzug behandelt werden. Ich bin gespannt, ob ich nicht doch 2-3 neue Dinge lerne.

Auf einen kleinen Fehler bin ich bislang gestoßen (Kranich und Graureiher sehen sich zwar schon recht ähnlich, sind aber vor allem in Bezug auf die Körpergröße enorm unterschiedlich), aber ansonsten finde ich das Buch sehr gelungen, um Groß und Klein das Wunder des Vogelzuges zu erklären. Mit dieser Meinung bin ich wohl nicht alleine, da es mit einem Preis als „Bestes naturkundliches Jugendbuch des Jahres 2015“ (in Frankreich) ausgezeichnet worden ist.

Ra

Katalogdaten zu Buch und Hörbuch hier

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Mittendrin Mittwoch #101

Meggie blickte auf die Buchstaben, schwarz und schön. Sie suchte den Geschmack der ersten Silben auf ihrer Zunge, versuchte sie sich vorzustellen, die Welt, von der die Wörter flüsterten, die Bäume, die Vögel, den fremden Himmel…

Tintenblut von Cornelia Funke

Momentan lese ich die Tintenwelt-Bücher von Cornelia Funke. Seit der Grundschule habe ich die Bücher oft erneut zur Hand genommen, das letzte Mal ist jetzt aber sicherlich schon sechs Jahre her.

Tintenherz handelt von der 12-jährigen Meggie, die zusammen mir ihrem Vater Mo, einem Buchbinder, lebt. Eines nachts steht plötzlich im strömenden Regen ein merkwürdiger Fremder mit einem ebenso merkwürdigen Namen vor ihrer Tür. Staubfinger warnt Meggies Vater vor einem Mann namens Capricorn. So viel Meggie auch nachfragt, ihr Vater will ihr nichts über diesen Mann verraten. Überstürzt reisen sie am nächsten Morgen zu Meggies Tante Elinor, einer streng wirkenden Dame, deren riesiges Haus von oben bis unten gefüllt ist mit Büchern. Dort versteckt Mo ein Buch, das bald finstere Gestalten zu Elinors Haus führt. Nach und nach deckt  Meggie auf, wer Capricorn ist, was passiert, wenn Mo vorliest und wo Staubfinger herkommt.

Mir macht es richtig Spaß die Bücher wieder einmal zu lesen. Ich mag diese Geschichte über die Macht der Worte und des Vorlesens und die Idee, Menschen, Tiere und Gegenstände aus Büchern herauszulesen – oder sich selber in eine Geschichte hineinzulesen.

Was mir schon immer gefallen hat, ist, dass jedes Kapitel der drei Bücher mit einem Zitat aus einem anderen Buch startet, dass in irgendeiner Weise mit dem Inhalt des kommenden Kapitels zu tun hat. Durch diese Zitate habe ich auch schon andere Bücher für mich entdeckt, wie zum Beispiel Die Brautprinzessin von William Goldman.

Und was ich allgemein an allen Büchern von Cornelia Funke liebe, ist, dass sie diese oft selbst illustriert. Bei den Tintenwelt-Büchern stammen die Illustrationen auf dem Einband und die Illustrationen im Innenteil, die am Ende der meisten Kapitel zu finden sind, von der Autorin. Die Illustrationen zeigen meistens irgendeine Situation, eine Person oder einen Gegenstand aus dem jeweiligen Kapitel. Wenn ich Bücher von Cornelia Funke lese, denke ich mir immer, dass es eigentlich schade ist, dass es nicht in viel mehr Romanen Illustrationen zu sehen gibt.

Vor einiger Zeit habe ich übrigens auf der Website von Cornelia Funke gelesen, dass sie schon seit längerem an einer Fortsetzung der Tintenwelt arbeitet, die fünf Jahre nach den Geschehnissen von Tintentod spielen soll. Wann dieses Buch veröffentlicht werden wird, dazu gibt es noch keine Informationen – da heißt es wohl gespannt zu warten. 🙂

Hier könnt ihr die Bücher der Trilogie bei uns ausleihen:
Tintenherz
Tintenblut
Tintentod

lga

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Eine Lesung mit Lizzie Doron

Lizzie Doron / © Heike Bogenberger

Am Donnerstag, den 06.06.2019 fand eine Lesung mit der israelischen Autorin Lizzie Doron bei uns in der Bibliothek statt, auf die ich schon im Vorfeld sehr gespannt war.
Vor ein paar Jahren hat eine Mitschülerin aus der Berufsschule mal im Unterricht über das Buch Who the fuck is Kafka von der Autorin berichtet, woraufhin auch unsere Lehrerin und andere Mitschüler das Buch begeistert gelesen haben. Ich habe mich damals auch für das Buch interessiert, es allerdings ungelesene wieder abgegeben (weil ich eventuell manchmal mehr Bücher zeitgleich ausleihe, als ich tatsächlich lesen kann … 🙂 ) und habe es dann auch etwas aus dem Blick verloren. Daher habe ich aber direkt aufgemerkt, als ich erfuhr, dass die Autorin nach Bielefeld kommen würde.

Eingeladen hat die Autorin die Bielefelder Nahost-Initiative e.V. (BNI) und die Stiftung „Begegnung. Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk“. Wir waren Kooperationspartner und haben unsere Literaturbühne zur Verfügung gestellt und die technische Betreuung während des Abends übernommen.
Die Vorbereitungen am Abend liefen erstmal sehr gut. Beim Aufbau der Technik stellte ich erleichtert fest, dass alles funktionierte (da ich noch nicht so viel Routine mit der ganzen Technik habe, bin ich immer etwas nervös, dass eine Katastrophe eintritt, á la alle Mikrofone fallen aus, der Bühnenhintergrund will sich nicht anzeigen lassen, der Strom fällt gleich ganz aus oder die Bibliothek stürzt ein und zerstört dabei die ganze Tonanlage. Okay, ganz so viele verrückte Sorgen mache ich mir vielleicht doch nicht, aber ich war auf jeden Fall froh, dass mich die Technik durchweg nicht im Stich gelassen hat.

Etwa 15 Minuten vor Beginn der Veranstaltung wurde es dann aber etwas hektisch. Es kamen doch mehr als die erwarteten 100 Besucher, sodass wir schnell noch Stühle nachstellen mussten. Mit gut 150 Besuchern war die Veranstaltung dann auch richtig gut besucht.

Lizzie Doron erzählte auf Englisch Anekdoten zu Sweet Occupation, die nicht im Buch selbst zu finden sind. Wie sie überhaupt auf die Idee kam das Buch zu schreiben, welche Menschen sie dazu inspirierten und was sie mit diesen erlebte. Aber auch von der Schwierigkeit, ihre jüngsten Bücher, die sich nicht mehr, wie ihre vorherigen Werke mit dem Holocaust beschäftigen, sondern von den Konflikten zwischen Israel und Palästina berichten, zu veröffentlichen. Tatsächlich sind ihre beiden letzten Bücher zuerst in deutscher Sprache erschienen, weil ihr Verleger in Israel aber auch die Verleger in anderen Ländern wie Schweden oder England meinen, ein Buch mit solch einem Thema lasse sich nicht verkaufen. Sie solle doch lieber wieder über den Holocaust schreiben.

Zwischen Lizzie Dorons Erzählungen, mit denen sie das Publikum trotz der ernsten Themen immer wieder zum Lachen brachte und den Übersetzungen ins Deutsche durch Uli Twelker, las die Dortmunder Schauspielerin Jutta Seifert ausgewählte Passagen aus Sweet Occupation.

Der Abend hat mich auf jeden Fall dazu gebracht erneut eines von Lizzie Dorons Büchern auszuleihen – und dieses Mal habe ich es auch tatsächlich gelesen. 🙂

In Sweet Occupation berichtet Lizzie Doron von fünf Männern, die alle Teil der Friedenskämpfer, der Combatants for Peace-Bewegung sind. Drei von ihnen sind Verurteilte Terroristen aus den besetzten Gebieten, zwei sind israelische Kriegsdienstverweigerer. Lizzie Doron berichtet von ihrer ersten Begegnung mit Mohammed, einem der fünf, der über Facebook von ihrem Buch Who the Fuck is Kafka erfuhr, in dem es um Lizzie Dorons Begegnung mit einem palästinensischen Journalisten geht, und das auch ihr erstes Buch war, mit dem sie sich dem Thema Nahostkonflikt zu wandte.
Mohammed forderte sie auf, nun auch ein Buch über die Friedenskämpfer zu schreiben und machte sie im Verlauf eines Jahres mit den anderen vier Männern bekannt, die alle ihre Geschichten mit ihr teilten.
Dabei fällt sie auch selbst immer wieder in Kindheits- und Jugenderinnerungen zurück, an die Freunde, die in den Kriegen gefallen sind und an die Freunde zu denen sie keinen Kontakt mehr hat, da die Toten zwischen ihnen stehen. Sie berichtet von ihren zwiespältigen Gedanken gegenüber den drei palästinensischen Männern. Ihr Gefühl, dass sie nicht mit ihnen mitfühlen sollte, da sie doch Terroristen waren und ihre Leute umbrachten steht der Sympathie gegenüber, die sie ihnen gegenüber trotzdem empfindet. Im Verlauf ihrer Gespräche durchleuchtet die Autorin ihre eigenen Vorbehalte und Ängste und die Männer, vor denen sie anfangs Angst hatte nennt sie schließlich ihre Freunde.

Ich fand es beeindruckend über diese Männer zu lesen, die der Gewalt abgeschworen haben und stattdessen mit Worten für Frieden kämpfen und wie die Autorin sich durch diese Geschichten mit ihren eigenen Vorurteilen auseinander setzte.

Ich mochte auch die Art und Weise wie Lizzie Doron schreibt und möchte mich nun auch noch mit ihren anderen Büchern beschäftigen.

Hier könnt ihr Who the Fuck is Kafka und Sweet Occupation bei uns in der Bibliothek finden.

lga

Mittendrin Mittwoch #100

Fahne mit Maus-Luftfahrt-Logo (Zeichnung von Torben Kuhlmann)

Und so betrat am 21. Juli 1969 der erste Mensch den Mond.
Aber nur die Allerwenigsten wissen, was er dort fand.

(Aus dem Kinderbuch „Armstrong : Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond“ von Torben Kuhlmann)

 

Ich wollte hier nicht den Schluss der Geschichte vorwegnehmen, darum zitiere ich nur den zweitletzten Abschnitt der Erzählung, obwohl ich natürlich auch schon die letzten Sätze gelesen habe. Dann folgen noch einige Seiten „Eine kurze Geschichte der Raumfahrt“ als Anhang, das lese ich später mal.

Torben Kuhlmann ist ein großartiger Illustrator. Sein Bilderbuch „Lindbergh – Die abenteuerlich Geschichte einer fliegenden Maus“ ist der Vorläufer zu „Armstrong“; im letzten Jahr erschien „Edison – das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes“. Die Bände kann man unabhängig von einander lesen. Aber hat man erst einmal eins der Mäuse-Abenteuer angesehen, will man alle – zumindest mir geht es jetzt so.

Wir wollen eine Veranstaltung für Kinder vorbereiten und als Motto hatte ich 50 Jahre Mondlandung vorgeschlagen, als Vorlesebuch „Armstrong“, obwohl ich es nur durch eine Rezension kannte. Jetzt habe ich den Text gelesen und bin etwas skeptisch: Ohne die Bilder wirkt er nicht, ist zum Vorlesen für Schulkinder von 9 Jahren aufwärts vielleicht auch etwas schlicht (das Buch ist ab 6 Jahren empfohlen). Aber an den Bildern kann man sich nicht sattsehen – auch als Erwachsener nicht. Und sie sind zusammen mit der Geschichte eine schöne Basis für Erläuterungen, Experimente und Spiele rund um die Themen Raumfahrt und Mond. Ich höre mal in das Hörbuch hinein, eine inszenierte Lesung mit Musik; der Sprecher Bastian Pastewka liest ja ganz ohne das Bildmaterial vor und die Bearbeitung  des Bilderbuches zum Hörbuch (von Gudrun Hartmann) gibt uns vielleicht noch einige Anregungen.

„Armstrong“ von Torben Kuhlmann: Bilderbuch und Hörbuch

Wenn ich sage, der Text sei schlicht, dann meine ich Sprache und Satzkonstruktionen; das Bilderbuch ist wunderbar zum gemeinsamen (Vor-)Lesen und Entdecken für Grundschulkinder geeignet. Die Geschichte über die abenteuerliche Maus-Raumfahrt ist köstlich: Eine kleine Maus kommt mit Hilfe eines Fernrohrs und vieler Bücher zu der Erkenntnis, dass der Mond aus Gestein besteht und nicht, so wie alle anderen Mäuse glauben, aus Käse. Um die Forschungsergebnisse beweisen zu können, will die Maus zum Mond und zurück reisen – ganz in der Tradition einiger Mäusevorfahren, die schon einmal Luftfahrtgeschichte geschrieben haben (siehe „Lindbergh“). Aber nichts und niemand ist jemals so hoch geflogen. Die kleine Maus muss forschen, Neues erfinden und die Versuche sind sogar lebensgefährlich. Doch dann findet sie die Technik, mit der der Flug gelingen kann. Ein kleiner Schritt für eine Maus … .

Aber das allein ist noch nicht die ganze Geschichte, da gibt es ja auch noch die Menschen. Nur mehr verrate ich eben nicht.

Große Empfehlung an Jung und Alt für „Armstrong: die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond“ von Torben Kuhlmann.
Viel Freude beim Lesen, Gucken und Entdecken.

HilDa

Das ist schon unsere 100. Mittendrin-Mittwoch-Buchbesprechung in diesem Blog.
Dank an Elizzy von read books and fall in love , die die Idee zu dieser Blog-Aktion für jeden, der teilnehmen will, lieferte – eine Anregung, die wir gerne aufgenommen haben. Im „Mittendrin Mittwoch“ zeigen wir unseren Eindruck von den Büchern, in denen wir aktuell wortwörtlich mittendrin stecken.