Literaturtage Bielefeld 2019: Wir lesen laut!
„Seitdem der Fluss trocken ist, regnet es in der Stadt“.
In Bielefeld gibt es keinen Fluss, da die nicht standesgemäße Geliebte des Grafen sich mit Steinen in den Rocksäumen in ihm ertränkte. Dieses Unglück mussten Fluss und Wassergräben mit ihrer Trockenlegung büßen. Die Schriftstellerin Juliana Kálnay hat für eine Auftragsarbeit des Literaturbüros OWL ihr eigenes Kapitel zur „OWL-Metropole“ aufgeschlagen. Im März durchstreifte sie Bielefeld im Dauerregen und mit Notizbuch in der Tasche. Entstanden sind „80 Feststellungen – Die Stadt ist nicht die Stadt“. Es ist eine, so Kálnay, „poetische Verschränkung“, eine prosaische, assoziative Annährung an die Menschen, die Geschichte(n), die Plätze und Straßen der Stadt, in der Reales und Fantastisches ineinanderfließen. In der Stadtbibliothek erlebt der Text seine Urlesung.
Früher sagten die Leute häufiger, man würde jemanden durchhecheln, wenn man schlecht über ihn redete. Aber wir müssen auch nicht alle über einen Kamm scheren. (Juliana Kálnay, Die Stadt ist nicht die Stadt)
Einen anderen Blick auf eine westliche Großstadt, die namenlos bleibt und Bielefeld sein könnte, richtet F. C. Delius mit seinem Roman „Adenauerplatz“. Die Schauspielerin Inka Friedrich geht in ihrer Lesung mit dem deutsch-chilenischen Exilanten Felipe durch die nächtliche Stadt, schaut aus der Distanz des Außenstehenden bis ins Innerste. Inka Friedrich liest an Stelle der kurzfristig verhinderten Schauspielerin Jeanette Hain.
Juliana Kálnay, geboren 1988, wuchs in Köln und Malaga auf. Für ihren 2017 erschienenen Debütroman „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ wurde sie 2017 mit dem ZDF-aspekte Literaturpreis sowie dem Hebbelpreis 2018 ausgezeichnet.
Inka Friedrich (geboren 1965) wurde 1990 vom Magazin Theater heute zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres gewählt und ist nach mehreren festen Engagements seit 1998 als freie Schauspielerin an vielen Bühnen im deutschsprachigen Raum tätig. Bekannt ist sie auch durch viele Film- und Fernsehrollen.
Das Werk von Juliana Kálnay in unserem Online-Katalog findet Ihr hier, ebenso den Roman „Adenauerplatz“ von Friedrich Christian Delius;
das Literaturverzeichnis zur Lesung hier als PDF: Kalnay
Der Debütroman von Juliana Kálnay wurde im Feuilleton bei seinem Erscheinen 2017 geradezu hymnisch gelobt, z. B. in der TAZ; der ZDF-Beitrag zum Aspekte-Literaturpreis 2017 ist hier.
Zu den aktuellen Texten gibt es natürlich noch keine Besprechungen, sie werden am 31.10 erstmals vorgestellt.
Donnerstag, 31. Oktober, 20 Uhr
Stadtbibliothek, Neumarkt 1
Einlass: 19.30 Uhr, Beginn: 20.00 Uhr
Moderation: Iris Hennig, Leiterin des Literaturbüros OWL
Musikalische Begleitung: Matthias Kämper, Flügel
Eintrittspreis: 8,– €, ermäßigt 6,– €, Dauerkarte 50,– €
In Kooperation mit dem Literaturbüro OWL und der Literarischen Gesellschaft OWL.