2017 hat die Stadtbibliothek Bielefeld ihren Bestand um einen 3D-Drucker erweitert. Schon seit längerem entwickeln sich Bibliothek in diese Richtung weiter. Viele betreiben MakerSpaces, in denen den Nutzenden Raum gegeben wird, selbst kreativ zu werden. Do it yourself in der Bibliothek sozusagen. Auch bei uns gibt es verschieden Angebote in diesem Bereich. Von Stricken und Häkeln über BookArt und Nähen bis zu Lichtschwerter basteln. Und eben auch den 3D-Drucker.
Dem einen oder anderen stellt sich vielleicht die Frage: Was genau kann man sich unter 3D-Druck überhaupt vorstellen und wo kommt das Ganze zum Einsatz?
Wir haben vor Ort einen 3D-Drucker von Ultimaker, einer niederländischen Firma. Das ist ein Gerät, das eher für den Hobbybereich konzipiert ist, auch wenn es preislich nicht ganz unerschwinglich ist. Hinten kann man Spulen mit einem Kunststoffmaterial einlegen, die über eine Führung zum Druckkopf geleitet werden. Dort wird das Material erhitzt und nach der Bauanleitung, die man vorher an den Drucker gesandt hat, in die entsprechende Form, Schicht für Schicht, auf die Druckplatte gedruckt. Eigentlich nichts anderes als eine etwas kompliziertere Heißklebepistole. 😊 Man nennt dieses Verfahren FDM (Fused Deposition Modeling), beziehungsweise zu deutsch Schmelzschichtverfahren. Da das Material heiß aufgetragen wird, verschmelzen die einzelnen Schichten miteinander und bilden ein festes Objekt.
Unser Drucker eignet sich wie gesagt eher fürs Tüfteln Zuhause. Man kann damit zum Beispiel kleine Ersatzteile drucken oder für den Bereich Modellbau oder auch Cosplay Dinge erstellen.
In der Industrie werden 3D-Drucker beispielsweise für die Entwicklung von Prototypen eingesetzt, in der Medizin unter anderem, um individuelle Prothesen herzustellen. Auch wird daran geforscht zukünftig den Druck von Organen zu realisieren. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Anwendungsgebiete und überall werden natürlich auch andere Modelle von 3D-Druckern und andere Verfahren als das Schmelzschichtverfahren eingesetzt. Dagegen erscheint unser 3D-Drucker doch eher schnuckelig.
Ein kleines Team von Kollegen und Kolleginnen kümmert sich bei uns um die Betreuung des Druckers. Der Umgang mit dem Drucker und auch das Drucken selbst war auch für uns ein Learning bei Doing und der Drucker ärgert uns immer noch ab und an mit seinen Allüren. Irgendwann kommt man zwar immer hinter die Probleme, manchmal ist das aber durchaus frustrierend. In dem Zusammenhang waren für uns die Kommentare von RW3D sehr beruhigend. Anfangs haben wir zur Unterstützung eine Kooperation mit dem RW3D Druckwerk aus Bielefeld abgeschlossen, die uns bei Fragen und bei den Einführungsveranstaltungen unterstützt haben. Da war es doch erleichternd zu hören, dass auch die Experten sagten, dass der 3D-Druck, gerade im privaten Sektor, oft nicht so richtig verlässlich ist, man manchmal ziemlich viele Versuche benötigt, bis man den gedruckten Gegenstand perfekt vor sich hat und die Drucker ab und an ohne ersichtlichen Grund etwas spinnen.
Den Drucker haben wir natürlich nicht aus Jux und Dollerei angeschafft (auf jeden Fall nicht nur 😉). Nein, er soll den Bielefeldern oder wer sonst zu uns reisen möchte, zu Verfügung stehen. Es gibt mittlerweile zwar auch gute 3D-Drucker, für die man nicht mehr ganz so tief in die Tasche greifen muss, aber für alle die das Ganze eigentlich nur einmal ausprobieren oder nur selten und unregelmäßig drucken möchten, ist so ein 3D-Drucker dennoch eine ganz schön teure Anschaffung.
Daher bieten wir zum einen jeden ersten Mittwoch im Monat eine Einführungsveranstaltung in die Nutzung unseres 3D-Druckers an, die jeder besuchen muss, der den Drucker anschließend nutzen möchte. Es ist aber auch jeder willkommen, der sich nur mal ein bisschen schlau machen und einen 3D-Drucker in Aktion sehen will.
In den Einführungsveranstaltungen geben wir einen kleinen Einblick in den 3D-Druck allgemein, führen unseren 3D-Drucker und wie man damit drucken kann vor und reden kurz über CAD-Programme. Letzteres reißen wir aber nur kurz an. Mit CAD-Programmen ist es möglich, 3D-Objekte zu entwerfen. Wenn man damit gar keine Erfahrung hat, ist das aber nicht ganz einfach. Wir haben uns TinkerCAD angesehen, womit man recht einfach Objekte erstellen kann. Zum Einstieg eine tolle Website, bei der man sich kostenlos registrieren kann. Es gibt aber auch weit
komplexere Programme, teilweise ebenfalls kostenfrei, mit denen man zum Beispiel Ersatzteile entwerfen kann. Das ist dann aber doch so umfangreich, dass wir uns in dieses Thema nicht einarbeiten können.
Anstatt ein Objekt selbst zu entwerfen kann man aber natürlich auch das Internet nach 3D-Objekten durchforsten. Wir nutzen gerne die Datenbank Thingiverse. Dort findet man Objekte, wie Ersatzteile, Figuren für den Modellbau, allerlei nette Helferlein, wie Werkzeughalterungen und vieles mehr. Bei Thingiverse sieht man direkt bei jedem Objekt, was man damit eigentlich machen darf. Stichwort Copyright. Viele Objekte sind dort sogar für den kommerziellen Gebrauch freigegeben.
Alle, die die Einführungsveranstaltung besucht haben, können danach unseren 3D-Drucker benutzen. Dafür wird per Mail mit uns ein Termin vereinbart. Was man dabei nicht unterschätzen sollte: So ein Druck kann ganz schön viel Zeit in Anspruch nehmen. Schon kleine etwas komplexere Objekte dauern schnell mal 3 Stunden. Wenn man dann noch Vorbereitung und Nachbereitung einrechnet, ist schon fast der ganze Tag vorbei. Wer das also mal ausprobieren möchte, bringt sich am besten Beschäftigung mit (oder greift auf Lesestoff vor Ort zurück, davon haben wir ja genug 🙂 ).
Falls ihr Interesse habt: Termine für die Einführung (der nächste ist am 01.07.) und Anmeldemöglichkeiten dazu findet ihr auf unserer Website. Bei Fragen schreibt uns gerne eine Mail an: stadtbibliothek.makerspace@bielefeld.de.
lga
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