Mixed-Trees

Als Hausbesitzer benötigt man öfter mal Dinge aus dem Baumarkt. Und nebenbei gesagt, gehe ich gerne durch Baumärkte. Die Hälfte der Dinge dort kenne ich nicht mit Namen und weiß nicht, wofür man sie benötigt, aber gerade das finde ich durchaus faszinierend.
Bei den Pflanzen angekommen überlegte ich, welche Exemplare denn noch in den heimischen Garten einziehen könnten. Ich wühlte mich durch die tropfenden Regale und stand dann bei den Bäumen. „Och, die kann ich mir ja auch noch ansehen“ dachte ich mir. Mein Kind saß friedlich im Wagen und war vollauf damit beschäftigt dieses Metallteil, was man zur Sicherung der Wagen benötigt, zu inspizieren. Wie heißt das Ding eigentlich…ihr wisst, was ich meine oder? Diese Kette, für die man einen Chip oder einen Euro braucht, um seinen Wagen von den anderen los zu ketten.

Egal, zurück zur Natur. Nun denn, die Bäumchen.
Ich erwartete Apfelbäume, Birnenbäume… was man halt so kennt und es womöglich auch in kleinen Züchtungen für kleine Gärten gibt. Was ich sah, war anders. Dort stand nirgendwo ein normaler Obstbaum. Man bekam Züchtungen, deren Namen ich beim Lesen quasi wieder vergessen habe. Kreationen wie „Granatapfel-Passionsfrucht-Mix“, „Pflaume-Elefantenfrucht-Mix“ und derartige Geschichten. Ich war durchaus fasziniert, möchte so etwas aber nicht im Garten stehen haben. (Nennt mich ruhig altmodisch 😉 ). Zu guter Letzt sah ich noch ein Eukalyptusstämmchen… ob es den Koala beim Kauf von mehreren dazu gab? Und dann sind wir, das Kind, der Einkaufswagen und ich, gegangen. Zuhause war ich noch immer verdattert, besuchte die Homepage des Marktes und sah sehr erleichtert, dass online sehr wohl Apfel „Elstar“ und Co. zu erstehen waren. Na, zum Glück. 🙂

kwk

Buchtipp: Miss Terry

Ich habe hier schon einmal einen Roman von Liza Cody vorgestellt und gerne empfohlen: „Ballade einer vergessenen Toten“. Mit „Miss Terry“ (Katalogdaten hier) habe ich mich anfangs etwas schwer getan; vielleicht lag es ja auch an mir, jedenfalls landete das Buch nach den ersten Seiten erst einmal auf dem Stapel „Später_vielleicht“ – und geriet in Vergessenheit. Vor drei Tagen habe ich es neu angefangen und konnte es kaum wieder zuklappen.

Miss Terry heißt eigentlich Nita Tehri, ist eine junge, engagierte Grundschullehrerin, die ihr Studium noch abzahlen muss, allein lebt und am liebsten unauffällig bleiben will: nett, kompetent, beliebt und respektiert, aber auch selbstbewusst Grenzen setzend – so möchte sie gerne wahrgenommen werden. Ganz normal eigentlich. Doch allzu oft wird sie reduziert auf ihre Hautfarbe, sie bleibt die Exotin, obwohl sie in England geboren ist. Rassismus in Form von unbedachten Äußerungen, die wie feine Nadelstiche wieder und wieder wirken, bis hin zu offenem fremdenfeindlichen Hass und Gewalt – als Leser erleben wir alle Abstufungen des Alltagsrassismus und des strukturellen Rassismus ganz aus der Perspektive der um Selbstbeherrschung bemühten, aber mehr und mehr hilflosen Nita Tehri.

Die Eskalation beginnt mit dem Fund eines toten Babys, die Leiche wurde in einem Müllcontainer entsorgt – direkt vor Miss Tehris Haus. Sofort konzentriert sich die Gerüchteküche auf sie, ebenso die Polizei, die unfreundlich, ja, dreist die Freiheitsrechte verletzend und schikanös mit ihr umspringt. Das ganze wird noch gesteigert durch Frauenfeindlichkeit und Sexismus, Sozialneid und Verachtung für die gebildete Frau. Nita Tehri gerät in eine Mühle, aus der es immer weniger ein Entrinnen zu geben scheint. Selbst der Mord an eine Prostituierte wird mit ihr in Verbindung gebracht.

Manchmal hätte ich Nita gerne geschüttelt und ihr zugerufen: „Geh nicht dorthin! Sei nicht so vertrauensselig!“ oder auch „Jetzt nimm doch diese Hilfe an!“ – wie in einem Horrorfilm, wo man als Zuschauer schon ahnt, dass hinter der Tür etwas lauert. Nita trifft falsche Entscheidungen, aber sie will aus der Opferrolle herauskommen. Doch was da in nur wenigen Tagen über sie hereinbricht, lässt ihr kaum eine Chance und wird sogar zur tödlichen Gefahr.

Liza Cody sprengt mal wieder das Genre. Was wie ein sozialkritischer Gesellschaftsroman beginnt, mit einer authentisch gezeichneten, verunsicherten Frauenfigur im Zentrum, steigert sich erst langsam, dann immer atemloser in einen realen Albtraum.

Ein Thriller, der mich mehr über Rassismus und andere toxische Vorurteile gelehrt hat, als es irgendeine TV-Talkrunde je schaffen könnte. Nitas Verletzlichkeit und Empörung über all die kleinen und großen Respektlosigkeiten: Ist sie überempfindlich, wenn sie sich Unverschämtheiten verbittet? Wenn sie sich durch beleidigende „Witze“ abgestoßen fühlt? Ist es nicht verständlich, dass sie misstrauisch wird gegen jeden, selbst gegen wohlmeinende Nachbarn, weil die die gleichen obszönen Worte nutzen, weil ihr Blick anklagend wirkt, weil einfach jeder ihr Feind zu sein scheint?  Und wenn Rassisten oder Frauenhasser dein Leben bedrohen – wie sinnvoll ist es dann, nett und verständnisvoll zu sein, ihnen zuzuhören, ihnen eine Bühne zu geben? Wie erkennt man in so einer traumatischen Grenzsituation, zumal wenn man allein und „anders“ ist, wer noch Freund, wer Feind ist?
Puh.

Liza Cody konstruiert da nicht nur einen aufregenden Plot (über den ich nicht noch mehr verraten möchte, nur: die Geschichte ist noch viel komplexer). Sie schreibt einfach gut: authentische Figuren und Milieus, voller Mitgefühl (und nicht ohne Humor!) beschrieben, vor allem ohne plumpe Schwarz-Weiß-Zeichnung oder moralisierenden Zeigefinger, dafür mit prägnanten Bildern.

Leseempfehlung!

HilDa

3D-Druck in der Bibliothek?

2017 hat die Stadtbibliothek Bielefeld ihren Bestand um einen 3D-Drucker erweitert. Schon seit längerem entwickeln sich Bibliothek in diese Richtung weiter. Viele betreiben MakerSpaces, in denen den Nutzenden Raum gegeben wird, selbst kreativ zu werden. Do it yourself in der Bibliothek sozusagen. Auch bei uns gibt es verschieden Angebote in diesem Bereich. Von Stricken und Häkeln über BookArt und Nähen bis zu Lichtschwerter basteln. Und eben auch den 3D-Drucker.

Dem einen oder anderen stellt sich vielleicht die Frage: Was genau kann man sich unter 3D-Druck überhaupt vorstellen und wo kommt das Ganze zum Einsatz?
Wir haben vor Ort einen 3D-Drucker von Ultimaker, einer niederländischen Firma. Das ist ein Gerät, das eher für den Hobbybereich konzipiert ist, auch wenn es preislich nicht ganz unerschwinglich ist. Hinten kann man Spulen mit einem Kunststoffmaterial einlegen, die über eine Führung zum Druckkopf geleitet werden. Dort wird das Material erhitzt und nach der Bauanleitung, die man vorher an den Drucker gesandt hat, in die entsprechende Form, Schicht für Schicht, auf die Druckplatte gedruckt. Eigentlich nichts anderes als eine etwas kompliziertere Heißklebepistole. 😊 Man nennt dieses Verfahren FDM (Fused Deposition Modeling), beziehungsweise zu deutsch Schmelzschichtverfahren. Da das Material heiß aufgetragen wird, verschmelzen die einzelnen Schichten miteinander und bilden ein festes Objekt.

Unser Drucker eignet sich wie gesagt eher fürs Tüfteln Zuhause. Man kann damit zum Beispiel  kleine Ersatzteile drucken oder für den Bereich Modellbau oder auch Cosplay Dinge erstellen.

In der Industrie werden 3D-Drucker beispielsweise für die Entwicklung von Prototypen eingesetzt, in der Medizin unter anderem, um individuelle Prothesen herzustellen. Auch wird daran geforscht zukünftig den Druck von Organen zu realisieren. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Anwendungsgebiete und überall werden natürlich auch andere Modelle von 3D-Druckern und andere Verfahren als das Schmelzschichtverfahren eingesetzt. Dagegen erscheint unser 3D-Drucker doch eher schnuckelig.

Ein kleines Team von Kollegen und Kolleginnen kümmert sich bei uns um die Betreuung des Druckers. Der Umgang mit dem Drucker und auch das Drucken selbst war auch für uns ein Learning bei Doing und der Drucker ärgert uns immer noch ab und an mit seinen Allüren. Irgendwann kommt man zwar immer hinter die Probleme, manchmal ist das aber durchaus frustrierend. In dem Zusammenhang waren für uns die Kommentare von RW3D sehr beruhigend. Anfangs haben wir zur Unterstützung eine Kooperation mit dem RW3D Druckwerk aus Bielefeld abgeschlossen, die uns bei Fragen und bei den Einführungsveranstaltungen unterstützt haben. Da war es doch erleichternd zu hören, dass auch die Experten sagten, dass der 3D-Druck, gerade im privaten Sektor, oft nicht so richtig verlässlich ist, man manchmal ziemlich viele Versuche benötigt, bis man den gedruckten Gegenstand perfekt vor sich hat und die Drucker ab und an ohne ersichtlichen Grund etwas spinnen.

Den Drucker haben wir natürlich nicht aus Jux und Dollerei angeschafft (auf jeden Fall nicht nur 😉). Nein, er soll den Bielefeldern oder wer sonst zu uns reisen möchte, zu Verfügung stehen. Es gibt mittlerweile zwar auch gute 3D-Drucker, für die man nicht mehr ganz so tief in die Tasche greifen muss, aber für alle die das Ganze eigentlich nur einmal ausprobieren oder nur selten und unregelmäßig drucken möchten, ist so ein 3D-Drucker dennoch eine ganz schön teure Anschaffung.

Daher bieten wir zum einen jeden ersten Mittwoch im Monat eine Einführungsveranstaltung in die Nutzung unseres 3D-Druckers an, die jeder besuchen muss, der den Drucker anschließend nutzen möchte. Es ist aber auch jeder willkommen, der sich nur mal ein bisschen schlau machen und einen 3D-Drucker in Aktion sehen will.

In den Einführungsveranstaltungen geben wir einen kleinen Einblick in den 3D-Druck allgemein, führen unseren 3D-Drucker und wie man damit drucken kann vor und reden kurz über CAD-Programme. Letzteres reißen wir aber nur kurz an. Mit CAD-Programmen ist es möglich, 3D-Objekte zu entwerfen. Wenn man damit gar keine Erfahrung hat, ist das aber nicht ganz einfach. Wir haben uns TinkerCAD angesehen, womit man recht einfach Objekte erstellen kann. Zum Einstieg eine tolle Website, bei der man sich kostenlos registrieren kann. Es gibt aber auch weit komplexere Programme, teilweise ebenfalls kostenfrei, mit denen man zum Beispiel Ersatzteile entwerfen kann. Das ist dann aber doch so umfangreich, dass wir uns in dieses Thema nicht einarbeiten können.

Anstatt ein Objekt selbst zu entwerfen kann man aber natürlich auch das Internet nach 3D-Objekten durchforsten. Wir nutzen gerne die Datenbank Thingiverse. Dort findet man Objekte, wie Ersatzteile, Figuren für den Modellbau, allerlei nette Helferlein, wie Werkzeughalterungen und vieles mehr. Bei Thingiverse sieht man direkt bei jedem Objekt, was man damit eigentlich machen darf. Stichwort Copyright. Viele Objekte sind dort sogar für den kommerziellen Gebrauch freigegeben.

Alle, die die Einführungsveranstaltung besucht haben, können danach unseren 3D-Drucker benutzen. Dafür wird per Mail mit uns ein Termin vereinbart. Was man dabei nicht unterschätzen sollte: So ein Druck kann ganz schön viel Zeit in Anspruch nehmen. Schon kleine etwas komplexere Objekte dauern schnell mal 3 Stunden. Wenn man dann noch Vorbereitung und Nachbereitung einrechnet, ist schon fast der ganze Tag vorbei. Wer das also mal ausprobieren möchte, bringt sich am besten Beschäftigung mit (oder greift auf Lesestoff vor Ort zurück, davon haben wir ja genug 🙂 ).

Falls ihr Interesse habt: Termine für die Einführung (der nächste ist am 01.07.) und Anmeldemöglichkeiten dazu findet ihr auf unserer Website. Bei Fragen schreibt uns gerne eine Mail an: stadtbibliothek.makerspace@bielefeld.de.

lga

Spinat-Nudelsalat

Wegen der aktuellen Situation konnten wir lange nicht mehr auswärts essen gehen und haben darum notgedrungen wieder mehr zu Hause gekocht.

Um die Frage zu beantworten „Was koche in denn morgen?“, kommt hier ein Rezept von einem Nudelsalat (die haben wir ja noch ganz viel an Vorrat zu Hause 😊).

Spinat-Nudelsalat für 8 Personen:

Zutaten:

  • 500 g. Schleifennudeln
  • 2 Zwiebeln
  • Olivenöl
  • 2 große Becher Sahne
  • 2 kleine Becher Creme fraiche
  • 600 g. Blattspinat gefroren
  • 3 Eßl. Instant gekörnte Brühe (Maggi)
  • evtl. Muskat, Sonnenblumenkerne oder Pinienkerne

Zubereitung:

Gefrorenen Spinat aus der Kühlung nehmen. Nudeln in Salzwasser kochen. Zwiebeln fein würfeln und in Olivenöl glasig dünsten und mit Sahne ablöschen. Creme fraiche sowie Gemüsebrühepulver einrühren und erhitzen, bis sich die Brühe gelöst hat (nicht kochen!). Evtl. noch mit Muskat würzen. Den nur leicht angetauten Spinat in Würfel schneiden und zu den noch heißen, abgetropften Nudeln geben. Warme Brühemischung darüber gießen und alles gut durchmischen. Wer mag, kann noch Pinien- oder Sonnenblumenkerne in einer trockenen Pfanne leicht anrösten und dazugeben.

Dazu schmeckt Grillgut jeder Art oder einfach nur solo als Salat genießen.

Nun kann ich euch nur noch einen guten Appetit wünschen 😊

A.K.

Lieblingsklassiker

Heute habe ich ein Buch für euch, welches (für mich) zu den Klassikern gehört. Nicht Schiller, Goethe, Brecht … sondern eins, was schon 1970 erschien, in der Kinderbuchabteilung beheimatet und kein bisschen angestaubt ist:

Mog, der vergessliche Kater“ von Judith Kerr.

Kennt ihr ihn? Über diesen Kater muss ich immer wieder schmunzeln. Zuhause habe ich übrigens auch so ein Exemplar- einer unserer Kater steht Mog vom Aussehen und Verhalten in nichts nach.

Zurück zu dem Bilderbuch-Felltier.
Mog ist, wie der Titel schon vermuten lässt, etwas schusselig und gerade deswegen ein Herzenskater. Sämtliche Familienmitglieder haben ihn lieb aber regen sich diverse Male über ihn auf: weil er die Sicht auf den Fernseher versperrt oder die Blumen kaputt trampelt oder oder oder. Doch als er eines Abends wieder nicht die Katzenklappe ins wohlige Heim findet, hat er seinen großen Auftritt…

Einfach, aber klar gezeichnet und erzählt, tapst sich dieser Kater in die Kinderherzen und ganz bestimmt auch in die der Erwachsenen.

kwk

Spieletester: Splatoon 2

Seit einiger Zeit haben wir bei uns im Haus eine Spieletestergruppe. Die Spieletester wurden vom Spieleratgeber NRW ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen werden unter Anleitung aktuelle und interessante Spiele getestet und beurteilt.
Unsere Gruppe haben wir in Kooperation mit dem Bielefelder Jugendring aufgebaut. Sie besteht aus 5 Spieletestern zwischen 13 und 15 Jahren, die sich regelmäßig im Gamingraum der Stadtbibliothek am Neumarkt treffen, um an unseren Konsolen neue Spiele auszuprobieren und Beurteilungen zu schreiben. Ihre Erfahrungen mit den Spiele möchten wir nun auch hier auf dem Blog mit euch teilen.
Zu einem der ersten getesteten Spiele gehört Splatoon 2. Lest hier, wie das Urteil unserer Tester ausfällt. 🙂

Splatoon 2 hat ein gutes Gameplay, es hat weder Fehler in der Steuerung, noch im Spieldesign. Allgemein ist die Grafik des Spiels gut, da sie flüssig läuft und es gibt viele Details, wie zum Beispiel die Tintenflecke, die auch als solche zu erkennen sind. Zudem gibt es keine Gamecrashs. Der Online-Modus macht besonders Spaß, weil man dort gegen abwechslungsreiche Spieler antreten kann.

Was dem Spiel allerdings fehlt, ist eine klare Story. Das Ziel ist nur ein Vorwand zum Spielen. Auch wenn der Online-Modus Spaß macht, liegt der Fokus zu sehr darauf und es fehlt an Kreativität im Storytelling des Einzelspieler-Modus, weshalb dieser schnell langweilig wird. Zudem sind die Level nicht immer fair gestaltet. Teilweise stehen dem Spieler zu viele Gegner bei zu schwachen Waffen entgegen. Die Altersvorschrift von 6 Jahren trifft zwar auf den Inhalt des Spieles zu, jedoch nicht zu empfehlen, da das Spiel für junge Kinder zu hektisch ist.

Zusammenfassend ist das Spiel für 10 bis 12-Jährige, die an Shooter-Spielen interessiert sind und bereits eine Online-Mitgliedschaft besitzen um die Vorzüge des Online-Modus zu nutzen, gut geeignet.

Nachhaltigkeit und Bibliothek – passt das zusammen?

In der Stadtteilbibliothek Brackwede sehr wohl!

Begonnen hat es 2011, aus Anlass der 100 Jährigen Feier der Stadtteilbibliothek. Damals wurde der erste Offene Bücherschrank Bielefelds aufgestellt. Der kam so gut an, dass es mehrere Nachfragen gab, als nach der Feier der Schrank abgebaut wurde. Deshalb wurde er nach einer kurzen Sommerpause wieder aufgebaut.

Seit ca. 1,5 bis 2 Jahren gibt es den Verschenke-Schrank/das Tauschregal im Eingang der Bibliothek. Das Tauschregal ist für Gegenstände gedacht und funktioniert nach dem Prinzip eines offenen Bücherschranks: auch ohne Tausch darf jeder Gegenstände ins Regal stellen und/oder mitnehmen.

Das Angebot umfasst meistens Haushaltsgeräte, Spielzeug, Modeschmuck, Bastelartikel. Nicht erlaubt sind Bücher, Lebensmittel und Kleidung. Außerdem sollten die Sachen sauber und funktionstüchtig sein. Einer freut sich Zuhause entrümpelt und aufgeräumt zu haben, der Andere ist glücklich über den gefundenen Wasserkocher, schöne Bilder oder die perfekte Vase. Sehr selten bleiben die Sachen länger als ein paar Tage im Schrank stehen.

Weil der Offene Bücherschrank und der Verschenke-Schrank so gut angenommen wurden, überlegte das Bibliotheks-Team, das Tauschprinzip auch für Stofftaschen anzubieten.

Stofftaschen sind nützliche Helfer und spielen im Alltag im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle. Für uns war es besonders wichtig, dass sie mehrfach verwendet werden können, nicht aus Plastik und nachhaltig sind.

Jeder kann sie jederzeit kostenfrei mitnehmen, und bei Gelegenheit dieselbe Tasche oder eine andere zurückgeben. Damit vermeidet jeder Plastikmüll und trägt etwas zur Nachhaltigkeit bei.

Das Bibliotheks-Team findet, dass es gelungene Aktionen sind, die die Stadtteilbibliothek Brackwede ins Gespräch bringen und weiter im Ortsteil verankern.

K.G.

Klare Ansage(n)

Wir erleben ja so einiges. Vieles davon während des Publikumsdienstes. Manchmal seitens der Leser, manchmal schlägt uns die Technik ein Schnippchen, manchmal auch alles zusammen.
Auch die Bücher haben’s drauf, vor allem die älteren Jahrgänge. Auf dem einen klebte etwas, aus einem anderen fiel mir ein Zettel entgegen:

Die Schrift wird zum Ende des Satzes hin wirklich immer kleiner, es liegt nicht an meinem merkwürdigen, „oh-das-ist-interessant-ich-mach-schnell-ein-Foto-im-Vorbeigehen“- Kamerawinkel.

Scheinbar gab es früher auch schon Unholde, die nicht angemessen mit Bibliothekseigentum umgingen und man teilte ihnen schriftlich mit, was sich schickt und was nicht. Auch im Interesse ihres Wohlbefindens, wie folgende besorgte Ermahnung:

kwk

Buchtipp: Das Mädchen im Strom

„Es hatte eine Zeit vor dem Krieg gegeben, und nun gab es eine Zeit nach dem Krieg.
Auch wer ihn ohne Schaden überstanden hatte, würde ihn künftig in sich tragen.“

Eine ebenso nüchterne wie bittere Wahrheit im ersten Roman von Sabine Bode. (Katalogdaten zum Roman – gedruckt, als eBook und eAudio – hier)

Die Kölner Autorin und Journalistin wurde bekannt durch ihre wichtigen Sachbücher über die Traumata und seelischen Spätfolgen des Krieges, die sich von den Kriegskindern über die Nachkriegskinder bis zu den Kriegsenkeln übertragen, und sie hat sich als eine der ersten Autorinnen überhaupt an dieses schwierige und sensible Tabu-Thema herangewagt. (Hier die Katalogdaten zu allen Werken von Sabine Bode)

Ich habe Sabine Bode vor vielen Jahren bei der Vorstellung ihres Sachbuches „Kriegsenkel“ kennengelernt, und ihre Lesung hat mich zutiefst berührt. In vielen Lebensberichten habe ich mich wiedergefunden, hörte dieselben Fragen, die ich mir auch immer gestellt habe – und vieles fiel mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Ich habe das Buch verschlungen.

Als ich nun ihren Roman „Das Mädchen im Strom“ in Händen hielt, war ich einfach neugierig.

Sabine Bode nimmt die Leser*innen mit auf die Flucht und die Lebensgeschichte der Jüdin Gudrun Samuel.  Die Protagonistin ist mutig und selbstbewusst, aber als Tochter einer reichen jüdischen Familie in der Zeit des Nationalsozialismus ist für sie kein normales Leben möglich. Wir erleben ihre erste große Liebe zu Martin, die bereits vom aufkommenden Rassismus der Nazis überschattet wird. Dann Gestapo-Verhöre und Gefängnis, Flucht durch Russland bis nach Shanghai. Ihr Leben ist geprägt von Armut, Demütigung und ständiger Bedrohung, aber sie gibt nie auf und hat einen unerschütterlichen Willen – „Selbstachtung als Überlebensstrategie“, so hat die Autorin es umschrieben.

Die Erzählweise des Romans ist eher nüchtern gehalten, manches fast beiläufig erzählt, und ich musste mich erst mal einlesen in den distanzierten Schreibstil. Ungewöhnlich ist, dass bei der direkten Rede die entsprechende Zeichensetzung fehlt.

Gudrun war mir nicht von Anfang an sympathisch und ist mir auch nicht ans Herz gewachsen, aber gerade durch die emotionale Distanz war es leichter, die aufwühlende und spannende Lebensgeschichte zu verfolgen. Sehr besonders war die Brieffreundschaft zwischen Gudrun und ihrer Jugendfreundin Margot, die nie ganz abriss und die verdeutlichte, wie sehr das Trauma der Überlebenden auch Jahrzehnte nach Kriegsende noch andauerte.

Hinter der Geschichte von Gudrun Samuel (die sich später Judy nennt) steht übrigens eine wahre Person: es ist die Überlebensgeschichte von Gertrude Meyer-Jörgensen aus Mainz, die Sabine Bode erzählt. Sie hat sieben Tage lang mit der Überlebenden des Nazi-Terrors gesprochen, die 2011 im Alter von 93 Jahren starb.

Alles in allem finde ich das Buch sehr lesenswert: ein Roman mit biographischen Elementen sowie eine geschichtlich sehr interessante und fesselnde Geschichte.

S.Q.

Faltkunst

Herzen, Hundepfoten, kurze Wörter, wie Lesen oder Danke, Katzen, Blumen – aus einfachen Buchseiten lassen sich – von leicht bis kniffelig – die schönsten Kunstwerke falten. Dazu braucht es auch gar nicht viel: ausgediente Bücher mit einer angemessenen Seitenzahl; sowie Bleistift, Lineal, Schere und Cuttermesser für die anspruchsvolleren Motive, die nicht nur gefaltet sondern auch ausgeschnitten werden.

In unserer FreitagsKreativReihe „Irgendwas is immer“ bieten wir seit einiger Zeit „Buchfaltkunst“ an. In dieser sind viele wunderbare Exemplare der oben genannten Motive entstanden. Die Vorlagen sucht überwiegend Christine Köhler als Leiterin der Veranstaltung aus. Manchmal bringen die Teilnehmer*innen aber auch eigene Ideen mit oder fragen gezielt nach Vorlagen.
Wie im Fall des Notenschlüssels. So wunderschön er aussieht, wenn er fertig ist, umso friemeliger ist aber der Weg dort hin: Denn die vielen Rundungen haben es in sich. Um diese hinzubekommen werden die einzeln Seiten nicht nur fein säuberlich gefaltet, sondern es wird auch sehr viel ausgeschnitten. Zu all dem Fingerspitzengefühl gehört aber auch noch ein großer Topf Geduld und Ausdauer. Denn auf Grund des Schwierigkeitsgrads ist es nicht gerade ein Projekt, das sich in einem Rutsch herstellen lässt. Rund fünf Stunden reiner Arbeitsaufwand sollten schon eingeplant werden.

Woher wir das wissen? Meine Kollegin Christine Köhler nimmt auch gerne die Herausforderung an und probiert die Ideen und Wünsche der Teilnehmer*innen oft auch selber aus. So war es auch bei dem Notenschlüssel. 🙂

Doch ich finde, Arbeit und Mühen haben sich in jedem Fall gelohnt. Und ein Plätzchen zum Verweilen hat der Notenschlüssel ebenfalls schon gefunden: Er ziert das Büro einer Kollegin und erfreut sie so gleichzeitig mit seiner Anwesenheit. Nur ab und an am Freitag muss er seinen Platz dort für ein paar Stunden verlassen – um sich bei „Irgendwas is immer“ zu präsentieren und vielleicht als Inspiration zu dienen.

 

kte