Trümmerkind ist das erste Buch, das ich von Mechtild Borrmann lese. Schon seit einigen Monaten empfiehlt mir eine Freundin die Bücher der Autorin, aber zugunsten anderer Bücher habe ich es immer wieder aufgeschoben, eins von ihr auszuleihen. Als ich vor kurzem beim Medien einstellen Trümmerkind in der Hand hielt, nahm ich das als Zeichen, es nun doch endlich mal anzugehen und habe es mit nach Hause genommen.
Der Winter 1946/47 ist ein bitterkalter Winter. Hanno Dietz, seine Mutter Agnes und seine Schwester Wiebke leben im zerstörten Hamburg. Hanno verdient mit dem Finden und Verkaufen von noch zu gebrauchenden Gegenständen aus den Trümmern Geld für die Familie dazu. Eines Tages findet er in den Trümmern die Leiche einer Frau. Und in unmittelbarer Nähe einen etwa dreijährigen Jungen. Er und seine Schwester nehmen den Jungen mit nach Hause. Agnes gibt ihm den Namen Joost und lässt ihn als ihren Sohn registrieren.
Auch folgen wir Anna Meerbaum und befinden uns mit ihr im Jahr 1992. Sie beschließt, die Heimat ihrer Mutter in der Uckermark, in der nun ehemaligen DDR, aufzusuchen. Annas Mutter hat sich immer ausgeschwiegen über ihre ehemalige Heimat und ist Annas Fragen stets ausgewichen. Auch wenn sie weiß, dass es ihrer Mutter nicht gefallen wird, fährt sie hin.
Gleichzeitig erleben wir auch, wie es Annas Mutter, Clara Anquist, kurz nach dem Krieg auf ihrem Gut in der Uckermark ergangen ist, wie sie und ihre Familie die Ankunft der Russen dort erlebt haben und was das für sie bedeutete.
Spannend fand ich die Spurensuche, die sich durch das Buch zieht. Dabei wird die Geschichte der verschiedenen Familien nach und nach auseinanderklamüsert, gleichzeitig spielt aber auch noch ein Verbrechen eine Rolle. Die Hamburger Trümmermorde fanden im Winter 46/47 tatsächlich statt, konnten aber bis heute nicht aufgeklärt werden. Mechtild Borrmann nimmt sich dieser Verbrechen an, gibt den nie identifizierten Opfern Gesichter, Namen und eine Geschichte – wenn auch eine fiktive.
Sehr nah gehen die vielen alltäglichen Kleinigkeiten, die die Familien in den Nachkriegsjahren erleben. Dieser bitterkalte Winter in den Trümmern, der dafür sorgt, dass eine Leiche sehen nichts besonderes mehr ist. Das Vertrieben werden aus dem eigenen Zuhause. Aber auch all die Verbrechen, die im und nach dem Krieg begangen worden sind und die Menschen, die sie begangen haben. Und doch schließt die Geschichte mit einem optimistisch stimmenden Ende.
Hier geht es zu den Katalogdaten.
lga
Hallöchen!
Wenn dir nach Trümmerkind noch immer nach Kriegsgeschehen zu Mute ist, dann kann ich dir von der Autorin auch Grenzgänger sehr empfehlen, das hat mir auch ziemlich gut gefallen. 🙂
Liebe Grüße!
Gabriela
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Danke für den Tipp! Das muss ich auf jeden Fall auch noch lesen, du bist nicht die erste, die mir das empfiehlt. Ein Exemplar ist sogar gerade bei uns in der Bibliothek verfügbar, vielleicht sollte ich nachher mal ans Regal flitzen… 🙂
Liebe Grüße. 🙂
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Solltest du auf jeden Fall! 😄
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