Bärlauchzeit = Pestozeit

Der Bärlauch wird auch „Waldknoblauch“ genannt, weil es eine Waldpflanze ist und diese in Geschmack und Geruch sehr dem Knoblauch ähnelt. Ich bin inzwischen ein großer Fan dieses Gewächses, weil sich daraus – neben anderen Rezepten – ein superleckeres Pesto zubereiten lässt!

Wie das geht, beschreibe ich euch hier gerne:

Ab Mitte März beginnen die Blätter im Wald zu sprießen, und bis zur Blütezeit Ende April ist der beste Zeitraum, um Bärlauch zu ernten.

Grundsätzlich ist es erlaubt, Bärlauch für den Eigenbedarf zu pflücken, da er nicht unter Naturschutz steht. Aber bitte keine ganzen Pflanzen ausgraben, das ist tatsächlich verboten, sondern immer nur ein oder zwei Blätter pro Pflanze pflücken, damit diese sich weiterentwickeln kann.

Und nicht mit Maiglöckchen verwechseln, die sind nämlich giftig! Beide Pflanzen ähneln sich, und wer unsicher ist, sollte lieber vorher einmal googlen, ob er wirklich Bärlauch vor sich hat. 🙂

Die gepflückten Blätter sollten auf jeden Fall vorher gewaschen und anschließend trocken getupft oder geschleudert werden.

Die Stiele abschneiden, die Blätter grob hacken und in eine Rührschüssel geben. Pinienkerne (alternativ gehen aber auch Sonnenblumen- oder Walnusskerne) in der Pfanne anrösten, dazugeben und zusammen mit Olivenöl und Parmesan alles in der Rührschüssel mit einem Stabmixer/Pürierstab fein pürieren. Wenn die Masse zu fest ist, einfach mehr Öl dazutun. Am Ende mit Salz und Pfeffer abschmecken, in kleine Gläser füllen und obendrauf mit etwas Öl bedecken. So hält das Pesto auch ohne Einfrieren lange Zeit im Kühlschrank.

Ich wünsche guten Appetit!

S. Quermann

Buchtipp: Der Riss von Hye-Young Pyun

Grenzen|los|lesen
Südkorea

Ein Mann erwacht im Krankenhaus aus dem Koma. Er erinnert sich nicht an den Unfall, bei dem seine Ehefrau starb. Er selbst überlebte nur knapp, ist aber gelähmt und fast vollständig bewegungsunfähig, er kann nicht sprechen, seine Körperfunktionen nicht kontrollieren und wird wohl für immer auf fremde Hilfe angewiesen sein. Ein Riss geht durch sein Leben: Es gibt ein Davor, in dem er an seiner Karriere an der Universität arbeiten konnte, glücklich verheiratet schien, ein eigenes Haus einrichten konnte; und es gibt ein Danach, in dem alles anders ist und auf das niemand vorbereitet sein kann.

Von einigen Kleinigkeiten abgesehen, könnte der Roman auch in meiner Nachbarschaft spielen. Tatsächlich ist der Schauplatz Südkorea. Die Autorin ist dort, so entnehme ich dem Klappentext, sehr bekannt; „Der Riss“ ist bisher ihr einziges ins Deutsche übersetzte Werk. Ich weiß offen gesagt nicht allzu viel über Koreanische Kultur und Geschichte, vielleicht ist mir dadurch die ein oder andere Metapher entgangen. Aber für das Verständnis des Romans ist das irrelevant, die Psychologie der Charaktere ist auch so nachvollziehbar und verständlich.

Ich kann gar nicht genau bestimmen, was diesen Sog bei mir ausgelöst hat, das Buch weiter zu lesen, obwohl mich die Ausgangssituation doch eher abgeschreckt hatte und ungutes Kopfkino bei mir auslöste. Der Klappentext und das erste Drittel des Romans ließen auch nicht vermuten, dass es nachher noch spannend wird. Ich rechnete weiter mit einem Psychogramm des ganz auf seinen Körper und seine Erinnerungen reduzierten Protagonisten. Trotzdem ließ mich das Buch nicht los. Die Schuldfrage, die langsam zurückkehrenden Erinnerungen, die Trauer – ja, vor allem die stille, undurchsichtige Art der Trauer bei der Schwiegermutter berührten mich. Sie ist die einzig verbliebene Verwandte des Mannes, die sich nun um ihn kümmert, obwohl sie doch so sehr um ihre geliebte Tochter trauert.

Kaum besteht bei dem Schwerverletzten die Chance, dass er wenigstens kleine Bewegungsmöglichkeiten zurückgewinnen kann, träumt er wieder von Unabhängigkeit und einer Fortsetzung seiner beruflichen Karriere. Doch die Schwiegermutter scheint so naiv und gibt viel Geld ausgerechnet an einen Sektenpriester statt in die notwendigen Therapien zu investieren. Überhaupt benimmt sie sich immer seltsamer. Ist das noch Folge der Trauer? Oder verfolgt sie einen Plan?

Mehr verrate ich nicht. Man könnte den kleinen Roman durchaus als Psychothriller lesen oder als Psychogramm der Existenzangst, Schuld und Trauer. Jedenfalls geht die Erzählung unter die Haut.

Die Katalogdaten findet Ihr hier.

Noch eine Anmerkung: Im Koreanischen wird üblicherweise der Familienname vor den Vornamen einer Person gesetzt, die Reihenfolge des Namens müsste also Pyun Hye-Young sein, Pyun ist der Familienname, Hye-Young ist der Vorname. Der Verlag hat sich für die europäisierte Reihenfolge entschieden. Darüber hinaus gibt es verschiedene Formen zur Romanisierung koreanischer Schriftzeichen, somit gibt es auch noch andere Schreibweisen des Namens: z. B. Pyeon oder P’yŏn. Wir bemühen uns, im Katalog alle Schreibweisen in lateinischer Umschrift recherchierbar zu machen.

HilDa

Unter der Überschrift Grenzen|los|lesen möchten wir Weltliteratur aus anderen Kulturen und Sprachen vorstellen. Der Schwerpunkt soll bei Literaturen außerhalb des europäischen und anglo-amerikanischen Mainstreams liegen.
Wir wünschen viel Freude beim Entdecken und Lesen.

„Mein schöner Garten“

So der Titel einer uns sehr bekannten Zeitschrift. Wer blättert als Gartenbesitzer nicht gerne durch diese Hefte und denkt sich „Ich möchte das auch so haben. Und das…und das…und das…“. Leider scheitert es oft an so banalen, aber nun mal schwer zu ändernden Dingen wie z.B. der Bodenbeschaffenheit oder der Tatsache, dass man nicht jeden Monat seinen Garten nach den neuesten Trends und Bildern umpflanzen kann. Aber ich denke mir, das dient alles nur der Inspiration und manches kann man dann einfach im nächsten Jahr, wenn wieder Pflanzzeit ist, einfließen lassen.

Und manchmal erledigt sich einiges auch von selbst. Im Vorgarten-Beet haben wir vor ein paar Jahren Tulpen gepflanzt. Schön nebeneinander. Im darauffolgenden Frühjahr wuchsen und blühten sie auch sehr schön, allerdings sahen sie sehr aneinander gereiht aus. Sehr ordentlich, eigentlich so gar nicht meine Vorstellung von Garten. Ich überlegte hin und her, ob ich sie ausbuddeln soll und nochmal anders einpflanzen soll, aber Gottseidank fehlte mir die Zeit und Lust dazu. Und manchmal sollte man der Natur eben ihren Lauf lassen. Denn nun, nach ein paar Jahren, haben sie sich selber so wunderbar vermehrt, dass ich das kleine Beet liebevoll als „Klein-Holland“ bezeichne. Scheinbar mögen sie den Standort, trotz Wind.

Manche Pflanzen haben es schwer bei uns, wir haben einen wunderbaren Lehmboden. Bei jedem Loch das wir graben sage ich scherzhaft „Nun erkennen wir im Boden wieder die verschiedenen Erdzeitalter“. Für Pflanzen schwere Kost, die wurzeln haben zu kämpfen. Fürchterlich. Allerdings hatten wir in den ganzen Jahren, in denen wir nun schon auf Lehmboden wohnen, noch nie mit Maulwürfen oder Wühlmäusen zu tun. Vermutlich ist denen der Boden auch zu blöd. Die Traum vom herkömmlichen Gemüsebeet war aber schnell begraben ohne es versucht zu haben, nun werde ich mich mal mit dem Thema Hochbeet befassen.

Wie sieht es bei euch aus, ich glaube, den perfekten Boden gibt es sehr selten oder? Habt ihr Tipps zum Thema „Gemüse im Hochbeet“? 🙂

kwk

Buchtipp: Die Wurzeln des Zorns

Ein Leser hat uns nicht nur einen Anschaffungsvorschlag eingereicht, sondern auch gleich eine Buchbesprechung dazu geschrieben, die wir, natürlich mit seinem Einverständnis, hier als Gastbeitrag abdrucken möchten:

Die deutsche Übersetzung dieses französischen Fotoromans ist für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen interessant. Ein Stück französische Realität wird anhand aktueller sozialer Entwicklungen – den „Gelbwesten“ – und anhand von Porträts vorgestellt. Inhalt ist somit kein erfundener Roman, sondern die Darstellung des Alltagslebens und der Aussagen von ausgewählten Menschen anhand der Fotos eines preisgekrönten Fotografens.       

Ich selber habe als Zivildienstleistender/ Friedensdienstleistender der Aktion Sühnezeichen für „Emmaüs“ in Frankreich gearbeitet, eine nichtstaatliche Organisation, die mehr als 300 Gemeinschaften von Obdachlosen betreibt. Während unseres Dienstes hatten wir mit ähnlichen Menschen zu tun, wie sie in „Wurzeln des Zorns“ zu Worte kommen. Die Darstellung in dem Buch möchte ich als authentisch bewerten.

Das Buch ist gelungen, insbesondere auch durch die Vermittlung der Tatsache, dass es eine große Bandweite unterschiedlicher Schicksale gibt, und sich die vorgestellten Personen nicht alle in eine Schublade stecken lassen. Es gibt sowohl Langzeitarbeitslose als auch schon immer Beschäftigte innerhalb der gleichen Familie, Berufsanfänger, Behinderte.

Wenige Kritikpunkte sind zu nennen: Da sich das Buch an ein deutsches Publikum wendet, wäre die normale Groß- und Kleinschreibung besser gewesen. Das Lesen ausschließlich von Großbuchstaben ermüdet. 

Das französische System der Schulabschlüsse ist komplex und verwirrend. Ein Abitur ist nicht gleich einem deutschen Abitur. Es herrscht in Frankreich ein relativ großes Chaos von in der Regel immer nur mit ihrer Abkürzung genannten Qualifikationen. Damit einher geht auch eine soziale Problematik. Manche Abschlüsse sind in der öffentlichen Wahrnehmung ohne großen Wert; welche sozialen Unterschiede dadurch entstehen – das wäre sinnvoll aufzuzeigen.

Meiner Erfahrung nach von vor Ort und der jahrelangen Beschäftigung mit dem Thema wiegen soziale Problematiken in Frankreich stärker als in Deutschland. Bestimmte Problematiken findet man in Frankreich, wie man sie hier nicht finden würde. Andererseits ist auch der erheblich frühere Renteneintritt der Franzosen erwähnenswert.       

Zuletzt: Der Aufsatz der Soziologin Belton-Chevallier am Ende des Buches ist für ein jugendliches Publikum sicherlich etwas zu abgehoben-wissenschaftlich. Er sollte in einer verlängerten Fassung mit mehr Erklärungen erscheinen.

Dennoch bietet sich das Buch insbesondere auch für den Französisch-Unterricht an – ob durch die Bereitstellung der französischen Ausgabe oder als Buch, das nach und nach unter den Schülern getauscht wird; die Lektüre dauert kaum mehr als 2 Stunden. Auch Schulbüchereien würden durch die Anschaffung des Buches gewinnen.

Michael Wiersing
Detmold

Die Wurzeln des Zorns : aus dem Alltag von Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht mehr zählen / von Vincent Jarousseau ; aus dem Französischen von Tobias Scheffel ; Zeichnungen: Eddy Vaccaro ; mit einem Vorwort von Katharina Hartmann. – München : Blessing, 2020.
Originaltitel: Les racines de la colère
ausführliche Katalogdaten hier

Ein (fast) neuer Job

„Sie haben den Job“. Dieser Satz hat mich sehr froh gemacht und vor eine neue Herausforderung gestellt.

Aber am Besten fange ich von vorne an. Nach 36 Jahren Bibliotheksdienst (Fahrbibliothek, Musikbibliothek und Publikumsservice in der Zentralbibliothek) hat mich eine neue Aufgabe gereizt.

Ausgeschrieben war die Stelle Onleihe und Periodika (Zeitschriften). Mit der Onleihe hatte ich schon während der letzten Jahre im Publikumsdienst zu tun.

Die App erklären, den Leser*innen zeigen, wie man den E-Book-Reader bedient, und erläutern, wie man E-Medien herunterladen kann – dieser aktive Teil ist mir bestens bekannt. Mit den Zeitungen und Zeitschriften hatte ich jeden Tag zu tun. Ausleihen, zurück buchen und das ein oder andere Gespräch über den Zustand der Hefte führen („Nein, wir leihen die Zeitschriften nicht mit Rotweinflecken aus!“).

Doch wie sieht es mit der Medienbeschaffung im Online-Verbund aus? Wie werden die Lizenzen verwaltet? Welche Statistikmöglichkeiten gibt es? Wie werden die Kaufentscheidungen getroffen, die ja für 36 Bibliotheken verschiedenster Größenordnung in OWL gelten? Wie werden die ca. 400 Zeitschriften-Abonnements für die Stadtbibliothek und die Stadtteilbibliotheken verwaltet?

Hier habe ich in den letzten Wochen eine Menge dazugelernt (das letzte Mal, als ich in der Bestellabteilung gearbeitet habe, gab es noch Lochkarten!).

Ich freue mich auf meine neue Aufgabe in der OWL-Onleihe und in der Zeitschriftenstelle.

M. Orbke

Wiedergelesen: Eine kurze Geschichte der Menschheit

Ich gebe zu, als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe, habe ich einiges übersprungen oder nur quer gelesen. Das mache ist meistens bei Sachbüchern so, ich ziehe mir die Informationen heraus, die mich gerade interessieren und überfliege den Text ansonsten nur. Doch der wunderbare Stil von Harari lädt einfach zum gründlichen Lesen ein; wie bei Belletristik wollte ich auch die Sprache, ja, jeden einzelnen Satz genießen. So blieb das Buch vorerst auf dem SUB, dem Stapel der ungelesenen Bücher, in diesem Fall zum Wiederlesen, dann aber richtig.

Es brauchte endlich einen Urlaub. Und wie bei einem spannenden Roman hätte ich fast einige Nächte durchgelesen, wenn die Augen mitgemacht hätten.

Dieses Sachbuch zur Geschichte der Menschheit besticht nicht nur durch seinen ungewöhnlichen inhaltlichen Ansatz, sondern vor allem durch seine Sprache. Es vermögen leider nicht viele Sachbuchautoren, einen komplexen Sachverhalt allgemeinverständlich und gleichzeitig auch schön zu formulieren. Harari kann.

Und das, was er dabei vermittelt, ist wahrlich komplex: die Geschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis heute, physikalisch-biologisch, evolutionär, historisch, philosophisch, soziologisch, kulturell. Zum Schluss wagt der Autor auch einen visionären Blick in die Zukunft, denn den Fragen müssen wir uns heute stellen: Wie soll die Geschichte der Menschheit weitergehen, wohin wollen wir uns weiterentwickeln?

Harari schreibt dabei nicht das übliche Geschichtsbuch über all die großen historischen Ereignisse, die Kriege, die Erfindungen. Er löst sich fast ganz von der Chronologie; Geschichtsdaten, Epochen, Dynastien, einzelne historische Persönlichkeiten und ganze Imperien kommen nur als Beispiele vor. Dem Autor geht es um die großen Entwicklungssprünge der Menschheit: dem Homo Sapiens, der zur beherrschenden Spezies auf der Erde wurde, zum Umgestalter und letztlich auch Zerstörer der Ökosysteme dieses Planeten. Harari stellt für einen Historiker ungewöhnliche Fragen: Haben uns all die Errungenschaften und erstaunlichen Leistungen der letzten 100 000 Jahre glücklicher und zufriedener gemacht? Was wollen wir werden und wollen wir überhaupt Verantwortung für die Zukunft übernehmen? Was wollen wir wollen?

Klingt jetzt sehr philosophisch, ist aber gar nicht abgehoben, sondern Harari erläutert gut nachvollziehbar, verständlich und nicht zuletzt mit viel Humor. Man muss sich nicht einmal für Geschichte interessieren, das Werk bietet so viele anregende Gedankengänge und sagt mehr über uns Menschen heute aus als über die alten Völker, mehr über die vielen unbekannten Menschen als über einzelne Eroberer, Religionsgründer und Denker der Geschichte, die sonst so im Vordergrund historischer Abhandlungen stehen.

Das Buch ist ein Bestseller, das heißt ja nicht unbedingt, dass es auch gelesen wird. Vielleicht habt Ihr es geschenkt bekommen so wie ich. Nun, diesem klugen, witzigen und wunderbaren Werk wünsche ich viele Leser. Also fischt es aus dem SUB heraus oder leiht es Euch bei uns. Und natürlich kann man es auch gut ein zweites Mal lesen.

Das Buch findet Ihr in verschiedenen Ausgaben hier in unserer Bibliothek.
Es gibt auch eine Graphic Novel zum 1. Teil des Buches: Sapiens – Der Aufstieg

HilDa

Basteltipp: Blob Paint

Es war so ziemlich genau vor einem Jahr. Der erste Lockdown war mitten im Gange und der Bestell- und Abholservice bzw. Versandservice war plötzlich und gezwungenermaßen mein bester Freund. 

Statt im Laden nach Ideen zu stöbern oder die selbstgemachten Dinge einfach nur zu bewundern, mussten die Web- oder Facebookseiten verschiedener kreativer Menschen und Einrichtungen herhalten. So entdeckte ich Blob Paint beim Lieblingsbastelladen. In dem Post fielen mir sofort die Blumen mit ihren fröhlichen Farben und den lustigen bunten Kreisen auf.

Die nicht nur einfach, sondern auch hübsch übereinander gemalt oder besser: geblobed waren. Genau das richtige für diese Jahreszeit, dachte ich mir. Denn nicht nur auf der Blumenwiese war Frühling – auch vor der Tür schien die Sonne mit angenehmen Temperaturen. Sie machte das „wir bleiben zuhause“ sicherlich um vieles erträglicher. Aber das nur nebenbei. Ich jedenfalls freute mich erst einmal über meine Neuentdeckung. Und das beste: Die Blob Paint-Blumenwiese – gab es als Paket mit allem Drum und Dran: Farben, Schablone, Leinwand, Pinsel, etc.

Schnell bestellte ich und freute mich schon auf die Lieferung, die auch nicht allzu lange auf sich warten ließ. Als sie ankam packte ich alles aus und legte alles schön geordnet auf meinen Basteltisch. Tatsächlich alles da – bis auf die Anleitung. Aber brauchte ich die überhaupt? Ich meinte nicht. Das Bild war auf der Verpackung mit den Farben gut zu sehen und irgendwo hatte ich auch schon gelesen, dass die Farben für die nächste Schicht länger trocknen mussten. Als ich dann doch noch einmal genauer hinsah, entdeckte ich einen Link zu YouTube. Wunderbar. Was will man mehr?

Und so geht’s:

Zunächst wird mit Acrylfarbe in grün und blau eine Wiese beziehungsweise ein Himmel gemalt. Die Farben können auch mit weiß aufgehellt werden. Je nachdem, wie man es lieber mag. Trocknen lassen. Danach die Schablone auflegen und mit einem dünnen Pinsel oder Schwamm das Motiv in blau aufmalen beziehungsweise auftupfen. Wieder trocknen lassen. Und nun kommt endlich das (für mich) wirklich Spannende: die Blobs. Man kann sie im Grunde hinbloben wo man möchte, in einzelnen Punkte oder als Blumen. Wie viele Schichten übereinander es sein sollen, kann man selbst entscheiden. Man muss nur schauen, dass die erste Fläche groß genug für alle weiteren ist. Durch diese übereinander gelegten Blobs entsteht ein 3D-Effekt. Habe ich zumindest auch irgendwo gelesen. Wichtig ist, dass jeder Blob zirka 24 Stunden trocknet.

Ein Ausschnitt aus dem fertigen Bild – hier sind die Blob-Punkte gut zu erkennen!

So lässt sich also ohne viel Aufwand eine Blumenwiese anfertigen. Aber auch Steine können mit Blobs versehen werden; ebenso wie Bilder auch „nur“ mit Blobs auskommen können. Bei YouTube gibt es dazu ebenfalls ein Video. Es nennt sich „abstract bubble art“. Sicherlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten die Blobs auf Tapet zu bringen. Denke, hier darf die Phantasie gerne machen, was sie möchte.

Hier die Links für euch:
Bastelfix: https://www.bastelfix.de/

Viva Decor DIY Blob Painting Blumenwiese: https://www.youtube.com/watch?v=uUZJfuHyo4A
Oder auch diese tolle Anregung:

katinkasbackofen

Buchtipp: Das weite Herz des Landes

GRENZEN|LOS|LESEN
Kanada

Im letzten Jahr war Kanada das Gastland der Frankfurter Buchmesse oder wäre gewesen und wird es in diesem Jahre sein – ach, Ihr wisst schon, alles verschoben aus Gründen. Diesem Schwerpunkt haben wir wohl auch die Neuentdeckung dieses Autors für den deutschen Buchmarkt zu verdanken. Vielleicht aber auch dem gesteigerten Interesse am Nature Writing in den letzten Jahren. Richard Wagamese erfüllt jedenfalls beide Kriterien: Das Erleben der Natur und die Empfindungen, die das bei den Protagonisten auslöst, ist ein wesentlicher Teil im Werk des in Kanada recht bekannten Schriftstellers.

„Das weite Herz des Landes“ ist ein kurzer Roman, eine Vater-Sohn-Geschichte über eine Reise in die Wildnis – als Initiation und als ein Ritt in den Tod (der Originaltitel ist „Medicine Walk“). Es ist eine Erzählung über Schuld und Verdrängung, über die Suche nach der eigenen Identität und der Bedeutung von Familie und Zugehörigkeit. Der junge Mann wurde von einem Pflegevater aufgezogen, weil sein leiblicher Vater ein Trinker ist, der keine Verantwortung für seinen Sohn übernehmen kann oder will. Doch jetzt plötzlich erwartet eben dieser unbekannte Vater, dass sein Sohn mit ihm in die Wildnis reitet, wo der todkranke Mann sterben und eine letzte Ruhestätte wie ein Krieger finden will. Beide wissen kaum etwas voneinander und nur sehr wenig über die alten Riten und Traditionen ihres Stammes. So folgt der Sohn ganz seinem Gefühl, nicht zuletzt mit der Hoffnung, endlich mehr über seine Herkunft und seine Familie zu erfahren.

Es ist auch ein Roman über das Schweigen und über das Reden-müssen. Es gibt Gefühle und Taten, die durch das Schweigen nur noch schlimmer werden für alle Beteiligten. Da hätten ein offenes Gespräch, ein Geständnis oder das Erzählen einer Geschichte wahrscheinlich vieles klären können, Verzeihung gebracht, befreiend gewirkt. Es ist ein Roman über die Macht des Erzählens.

Manchmal ist natürlich auch Schweigen angemessen und ein gutes Zeichen für Respekt und Aufmerksamkeit, für Verständnis und Achtsamkeit. Und wenn man sich in der Natur bewegt, ist Schweigen sogar notwendig, denn in der Wildnis gilt es, mit allen Sinnen auf Zeichen und Spuren zu achten.

Wagamese findet poetische Bilder für die Naturbeobachtungen und die Charakterdarstellung. Die scheinbar recht simple Figurenkonstellation Sohn, Vater und Pflegevater wird durch Rückblenden komplexer und tiefer als erwartet, der Handlungsstrang erhält einige unerwartete Wendungen. Am Ende hat sich im Grunde gar nicht viel verändert – und doch alles.

Hoffentlich werden auch weitere Werke dieses Autoren noch übersetzt bzw. neu herausgegeben. Richard Wagamese starb 2017. Er hat laut Verlag 15 Bücher veröffentlicht, wurde mehrfach ausgezeichnet und gilt als eine wichtige indigene Stimme Nordamerikas. Bei uns ist dieser großartige Erzähler noch zu entdecken.

Die Katalogdaten zum Roman „Das weite Herz des Landes“ von Richard Wagamese findet Ihr hier.
Mehr über den kanadischen Ojibway Autoren und Journalisten findet Ihr in der englischsprachigen Wikipedia.

HilDa

Unter der Überschrift Grenzen|los|lesen möchten wir Weltliteratur aus anderen Kulturen und Sprachen vorstellen. Der Schwerpunkt soll bei Literaturen außerhalb des europäischen und anglo-amerikanischen Mainstreams liegen.
Wir wünschen viel Freude beim Entdecken und Lesen.