
„Gimme More“ von Liza Cody wurde schon im Jahr 2000 veröffentlicht, 2003 in der deutschen Übersetzung von Pieke Biermann. Nach dem Erfolg des Romans „Ballade einer vergessenen Toten“ (deutsch 2019), der ja auch im Musikermilieu spielt, war eine Wiederveröffentlichung nur folgerichtig.
Die Hauptfigur des Romans ist alles andere als ein naives Opfer der „Musikmafia“. Das war sie vielleicht mal, aber jetzt nutzt sie all ihre Erfahrungen und ihre vielfältigen Talente und Beziehungen, um endlich ihren Teil vom Kuchen zu erhalten.
Birdy, eigentlich Linnet Walker, begegnete schon als minderjähriges Groupie den ersten Jazz- und Rockgrößen. Ihre wilde Liebesgeschichte mit der Rocklegende Jack machte auch sie berühmt – oder besser berüchtigt, wurde diese Beziehung doch in der Klatschpresse und von den Fans zerlegt. Ihr Anteil an seinen Songs wurde nie gewürdigt, sie wurde gar zum Hassobjekt, während Jack zur Ikone aufstieg. Doch nach seinem plötzlichen Tod war ihr nichts von seinem Erbe geblieben.
Jetzt gibt es Gerüchte von bisher unbekannten Studioaufnahmen und noch nie gehörten Songs, die neu vermarktet werden könnten. 20 Jahre nach Jacks Tod sieht seine Witwe endlich ihre Chance. Doch bei dem intriganten Spiel mischen viele mit. Und Birdy will nicht nur ihre Trümpfe geschickt ausspielen, um nicht schon wieder über den Tisch gezogen zu werden; sie will die Gespenster aus der Vergangenheit besiegen und gegeneinander ausspielen. Dabei weiß sie nur allzu gut, dass es im Musikbusiness keine Skrupel gibt.
Liza Cody schreibt unverblümt und rüde über die Szene, die sie aus eigener Erfahrung kennt.
Das ist nun schon der dritte Titel von Liza Cody, der mir ausgesprochen gut gefällt. Und kein Roman war wie der andere, auch wenn „Ballade einer unbekannten Toten“ ebenfalls das heuchlerische Musikbusiness zum Thema hat. Man kann ihre Bücher als sozialkritische Milieustudien lesen und als Psychothriller. Der Spannungsbogen beginnt bei der „Ballade …“ und besonders bei „Miss Terry“ eher verhalten, nimmt erst im letzten Drittel richtig an Fahrt auf und bietet dann sogar einiges an Action – was allerdings zu sehr dem Genre geschuldet wirkt, beide Geschichten könnten auch ohne diese Actionelemente auskommen. Das beweist „Gimme More“.


Liza Codys Stärken sind ihre Charakterzeichnung und ihre Sprache, ihre schnörkellose Art des Erzählens und ihre knackigen Dialoge. So nebenbei lässt sie dann auch Sätze fallen, die man sich in den Kalender schreiben möchte, pointiert und frech über Themen, zu denen andere eine ganze Doktorarbeit schreiben. Wie denken Frauen über Männer? Und was denken Männer, wie Frauen über sie denken? Können Kunst und Kommerz fair zusammen wirken? Müssen Sex, Drugs and Rock’n’Roll wirklich unweigerlich in die Katastrophe führen?
Ich will nicht spoilern, und, nein, Liza Cody hat natürlich nicht die Antwort auf alles. Bei ihr gibt es kein eindeutiges Schwarz oder Weiß, alles ist so kompliziert (fast) wie im realen Leben.
Nur besser erzählt.
Katalogdaten zu „Gimme more“ hier.
Ich denke, das war sicher nicht das letzte Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Die Auswahl ist ja auch durchaus groß bei dieser produktiven Schriftstellerin.
HilDa
Ich liebe alle Bücher von Liza Cody und warte immer sehnsüchtig auf ihr nächstes… ich kann auch nur alle ihre Bücher empfehlen, sie sind immer top!
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