Radtour nach Dienstschluss

Stadtradeln in Bielefeld ist für dieses Jahr vorbei, aber wir möchten gerne unsere gemeinsame Radtour mit Euch teilen.

Wir trafen uns an einem Samstag mittags kurz nach Dienstschluss: Kolleginnen und Partner, insgesamt 12 Teilnehmer*innen. Die gemeinsam gefahrenen Kilometer sollten unserem Stadtradeln-Team „Stadtbibliothek auf Rädern“ gut geschrieben werden. Als es hieß, die Strecke sei ca. 30 km lang, war ich nicht sicher, ob ich mithalten könnte. Zum Glück war nicht die einfache Strecke gemeint, sondern wirklich der gesamte Rundkurs. Nun, das erschien machbar, auch wenn ich keine elektrische Unterstützung an meinem Fahrrad habe.

Eine erfahrene Kollegin hatte den Kurs für uns ausgesucht und vorbereitet; gleich zu Beginn skizzierte sie kurz den Schwierigkeitsgrad und die Richtung, „warnte“ uns schon mal vor, es gäbe unterwegs auch ein bisschen Stadtgeschichte und Kultur, vor allem aber eine Eisdiele als Zielort. Und schon ging es los.

Erste Wegmarke war das Gelände bei den Oetker-Werken. Wir mussten erst einmal durch die Stadt: Turnerstraße, Altstadt, am Naturkundemuseums vorbei, über den Adenauerplatz unter der Sparrenburg her nach Bethel, dort dann zur Radrennbahn.

Auf dem Foto ist ein Schotterweg, dahinter eine umzäunte Grünfläche zu erkennen, im Hintergrund Bäume und Häuser, in der Ferne der Turm der Sparrenburg

Moment, sagt jetzt vielleicht nicht nur die Zugezogene, sondern auch so mancher ortskundige Bielefelder: Die Radrennbahn ist doch im Osten der Stadt in den Heeper Fichten. Stimmt, doch die erste Bielefelder Radrennbahn vor gut 130 Jahren – und noch mit den kuriosen Hochrädern befahren – war am Bolbrinker in Gadderbaum. Viel erkennen kann man von der alten Pracht zwar nicht mehr, aber ein Zeitungsartikel vom 12.2.2016 in der NW erzählt etwas mehr über die Geschichte des Bolbrinkers. Ich bin nur froh, dass unsere Fahrräder heute moderner und leichter zu fahren sind als die Hochräder, auf denen damals hier die Rennen ausgetragen wurden. Eine Skulptur gibt einen Eindruck. Sieht ja beeindruckend aus. Aber auf so einem Hochrad und noch dazu mit langem Kleid hätte ich unsere Radtour nicht gemacht. Wir fuhren eine Ehrenrunde auf der 333,3-Meter-Strecke und stellten uns dabei den tosenden Applaus der Massen auf den Rängen vor: Wir gewannen das Mannschaftsrennen.

Ohne Applaus ging es weiter: erst den Ostwestfalendamm überqueren (Brücke natürlich) und eine kurze Strecke parallel dazu über den Kamm (die erste anstrengende Steigung) zur Lutter, genauer zu der Ems-Lutter. Wusste ich auch nicht: Es gibt zwei Lutter, die Weser-Lutter (auch Bielefelder Lutter oder Lutterbach genannt) fließt (wieder) durch die Stadt und mündet später über Aa und Werre in die Weser; wir folgten ein Stück der Ems-Lutter (auch Gütersloher Lutter genannt) durch ein herrliches Wäldchen mit vielen kleinen Feuchtbiotopen.

Schild "Luttertal: Wandern auf dem Ems-Lutter-Weg" mit Karte, Legende und Beschreibungen (auf dem Foto nicht lesbar)
Das Luttertal ist Teil eines Wander- und Radwanderweges

Da kam es zu einer kleinen Panne, wir bemerkten erst gar nicht, dass wir zwei Mitfahrerinnen verloren hatten. Zum Glück gibt es Smartphones. Und zumindest einer von uns hatte Werkzeug dabei und konnte helfen. Während wir warteten, habe ich diese gelbe Blume fotografiert, die ich später als Wasserlilie identifizieren konnte.

Wasserlilie inmitten von Gras und Schilf
Wasserlilie im Feuchtbiotop

Der nächste kurze Haltepunkt war der Campingplatz in Quelle „Campingpark Bielefeld, Meyer zu Bentrup“ mit Hinweis auf den kleinen Zoo, den Hofladen und vor allem den Biergarten. Aber wir machten hier noch keine Rast. Nach einer kurzen Diskussion über die Lokalpolitik zum geplanten Badesee bei Bielefeld, der wohl nicht öffentlich zugänglich, sondern nur für Campingplatzkunden nutzbar sein wird, fuhren wir weiter, vorbei an grünen Landschaften und blühenden Vorgärten.

Die Autobahnbrücke über die A33 war die zweite Steigung auf unserer Strecke, aber hatte dann auch eine schöne Abfahrt. Und schon rollten wir in das alte Städtchen Steinhagen, an der Gemeindebücherei vorbei zur Kirche, wo wir die Fahrräder abgestellt haben, um uns mit einem Eis zu belohnen. „Mandarine-Schmand“ war die besondere Empfehlung, der ich mich anschließen kann. Lecker.

Alte Kirche, an der Mauer zum Kirchhof lehnen Fahrräder, im Hintergrund ein Fachwerkhaus
Ev. Pfarrkirche Steinhagen, Rückfront

Aus Steinhagen kommt übrigens auch der „Steinhäger“ – klingt jetzt wenig originell, aber mir war das wirklich neu, den Ortsnamen Steinhagen gibt es ja wohl öfter. Die urigen Flaschen („Kruke“ aus braunem Steinzeug) des Branntweins kenne ich natürlich. Also vom Sehen.

Für den Rückweg nahmen wir fast die gleiche Strecke nur mit einem kleinen Schlenker zu Niemöllers Mühle, die letzte noch funktionstüchtige Mühle Bielefelds, liebevoll restauriert und gepflegt von ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern. Ein schönes Ausflugsziel, normalerweise auch mit einem Veranstaltungsprogramm: Führungen, Brotbacken und andere Workshops. Mehr findet Ihr auf der Website des Mühlenvereins.

Foto von dem Mühlrad, auf das von oben Wasser fällt, das in einem Bach weiterfließt
Niemöllers Mühle

Wieder in Bielefeld City angekommen, war der logische Abschluss ein Biergarten in der Altstadt. Ein runder Nachmittag: gut vorbereitete Tour, fröhliches und rücksichtsvolles Team. Und das ideale Radfahr-Wetter: trocken, nicht zu warm und ohne Gegenwind. Die schönen Tour- und Ausflugsziele geben wir hiermit gerne weiter.

Zum Schluss noch unser Ergebnis beim Stadtradeln:
Unser Team „Stadtbibliothek auf Rädern“ hatte 40 aktive Mitfahrer*innen. Zusammen haben wir fast genau 11.800 km erradelt, das macht im Durchschnitt 295 km pro Person; nun ja, Durchschnitt heißt, einige sind sportlich auf über 1000 km gekommen und andere haben einen deutlich kleineren Beitrag geleistet. Jeder nach seinen Möglichkeiten, jeder einzelne Kilometer war willkommen. Ich liege mit meiner Gesamtleistung von 140 km jedenfalls sehr deutlich unter dem Durchschnitt, aber immerhin über meinem Vorjahresergebnis.
Spaß gemacht hat‘s, darauf kommt es an.

HilDa

3 Gedanken zu “Radtour nach Dienstschluss

  1. Regina (klatschmohnrot) schreibt:

    So eine schöne Tour. Ich bin jetzt in Gedanken mitgefahren, das ist nicht anstrengend, dafür wird an aber auch nicht mit einem Mandarine-Schmand-Eis belohnt. Trotzdem habe ich jedes Wort und jede Station genossen. Vielen Dank!
    Liebe Grüße aus Verl
    Regina

    Gefällt 1 Person

    • bielefelderstadtbibliothek schreibt:

      Vielen Dank. Die einzelnen Stationen sind auch für sich schon schöne Ausflugsziele: Im Luttertal kann man auch wandern, in Steinhagen gibt es durchaus noch mehr zu sehen als nur die gute Eisdiele an der Kirche, Niemöllers Mühle ist einfach idyllisch … . Es gibt in unserer Region so viel zu entdecken. Verl und Umgebung zum Beispiel: Ich schau mir gerade Fotos an. Schöne Bibliothek übrigens.
      Liebe Grüße
      HilDa

      Gefällt 1 Person

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