Vor kurzem hat mich eine Kollegin gebeten, ihr im Magazin beim Aufräumen zu helfen. Also machten wir uns auf den Weg ins zweite Untergeschoss. Dort stehen, im sogenannten Magazin, eine ganze Menge meist schon älterer Medien, hauptsächlich Bücher. Sie wurden aus dem freizugänglichen Bereich aussortiert, sollen aber im Bestand verbleiben. Die Medien könnt ihr also auch bei uns zur Ausleihe (oder bei sehr alten Büchern zur Ansicht im Lesesaal) bestellen.
Es galt den Inhalt einiger Umzugskartons in die Regale einzuräumen. In den Kartons verbargen sich allerhand interessante Sachen zu unserer Bibliotheksgeschichte. Alte Dias, Videos, Flyer. Und einige Ordner mit Zeitungsausschnitten aus den vergangenen Jahrzehnten. Die Kollegin und ich waren natürlich neugierig und haben mal ein bisschen durch die Ordner geblättert, bevor wir alles ordentlich im Regal verstaut haben. Und der erste Artikel der uns in die Augen sprang: „Zerstörungen im Musiklektorat“. Huch, was wurde denn da zerstört? Den kleinen Artikel aus dem Westfalen-Blatt vom 24.11.1971 fanden die Kollegin und ich ein bisschen witzig. Dort heißt es unter anderem:
Zum zweiten Mal haben sich Unbekannte das Musik-Lektorat in der Stadtbibliothek ausgesucht, um ihre Zerstörungswut auszutoben.
Westfalen-Blatt, 24.11.71
Dabei haben sie sich den Abhörkabinen im Ausleihraum der damaligen Bibliothek gewidmet. „Der oder die Rowdys“ hatten schon vor einem halben Jahr Membranen aus den Telefonhörern entfernt. Nun schnitten sie die Telefonleitungen in den Abhörkabinen durch und rissen einen „Fernsprechapparat“ sogar ganz aus der Wand.

Diese Rowdys… echt unverschämt! 😀 Verwirrt waren die Kollegin und ich nur kurz ob der Fernsprechapparate in den Abhörkabinen. In den Kabinen konnten die Kunden die Schallplatten abhören, nur, wozu diente der Fernsprechapparat? Die Lösung offenbarte ein Artikel, den wir auf der nächsten Seite fanden. Der selbe Vorfall, nur dieses mal handelt es sich um einen Artikel aus der Neuen Westfälischen: „Rowdys am Werk in der Musikbibliothek“. Da sind sie wieder, die Rowdys. Auch in diesem Artikel wird die Missetat der Rowdys kurz beschrieben:
Eine böse Entdeckung machte man gestern Vormittag in der Stadtbibliothek an der Alfred-Bozi-Straße: in den Abhörkabinen der Musikbibliothek hatten anscheinend Rowdys ihr Unwesen getrieben. Drei Telefonhörer waren abgeschnitten, ein Telefongerät war ganz aus der Wand herausgerissen worden. Außerdem waren die schalldichten Wände der Kabinen mutwillig beschädigt worden.
Neue Westfälische
Und dann erfahren wir noch, was es mit den Telefonen auf sich hat. Mit dem Hörer konnten die potenziellen Entleiher direkt in der Ausleihe anrufen, um Bescheid zu geben, ob sie die abgehörte Schallplatte ausleihen wollen oder ob sie noch andere abhören möchten. Auch praktisch!
Die Missetäter scheinen sich danach andere Ziele gesucht zu haben. Zumindest haben wir beim Durchblättern keine weiteren Rowdy-Schlagzeilen finden können. 🙂
lga