Annette von Droste-Hülshoff hat unter der Überschrift „Der Säntis“ die vier Jahreszeiten lyrisch beschrieben. Hier die Strophen zum Winter:
Der Säntis
Winter
Aus Schneegestäub' und Nebelqualm Bricht endlich doch ein klarer Tag; Da fliegen alle Fenster auf, Ein jeder späht, was er vermag. Ob jene Blöcke Häuser sind? Ein Weiher jener ebne Raum? Fürwahr, in dieser Uniform Den Glockenturm erkennt man kaum. Und alles Leben liegt zerdrückt, Wie unterm Leichentuch erstickt. Doch schau! an Horizontes Rand Begegnet mir lebend'ges Land! Du starrer Wächter, laß ihn los, Den Föhn aus deiner Kerker Schoß! Wo schwärzlich jene Riffe spalten, Da muß er Quarantäne halten, Der Fremdling aus der Lombardei: O Säntis, gib den Tauwind frei!
(Annette von Droste-Hülshoff, 1797-1848)

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