Es ist gute alte Tradition: Wenn Bibliotheksmitarbeiterinnen irgendwo im Urlaub sind, besuchen sie die örtliche Bibliothek! Nun, ich war nicht sehr exotisch unterwegs, ich war in Paderborn – meine Heimatstadt. Eigentlich erstaunlich, ja, unverzeihlich, dass ich hier nicht schon früher mal über die Paderborner Stadtbibliothek geschrieben habe, schließlich ist sie Bibliothek des Jahres 2021 (ein Zeitungsbericht hier)!
Ich erinnere mich noch gut an das Gebäude der alten Domdechanei, als es nur eine Ruine war. Einmal stand die stählerne Baustellentür offen und ich konnte einen Blick ins Innere werfen: ein großer, über mehrere Stockwerke entkernter Raum, dunkel und verrußt; irgendjemand erzählte, da würden Ratten hausen. Und Gespenster. Brrr, der Bau war der kleinen HilDa unheimlich.
Doch dann wurde renoviert und hinter die barocke Fassade zog eine moderne Stadtbibliothek mit ungewöhnlich offenem Raumkonzept. Endlich hatte auch Paderborn eine Stadtbibliothek, das war Ende der 70er. Bis dahin gab es ein katholisches Medienzentrum, durchaus auch gut, aber mit anderer Funktion (das Medienzentrum gibt es übrigens immer noch; davon vielleicht ein anderes Mal mehr, ich bin ja öfter in Paderborn 😉 ).

Anfang 1984 durfte ich die Stadtbibliothek in einem sechswöchigen Praktikum während meines Studiums näher kennenlernen – nach einem ersten Semester, bei dem mir doch Zweifel an meiner Berufswahl gekommen waren. Das Praktikum half mir aber und überzeugte mich: Ja, ich wollte Bibliothekarin werden und dann in genau so einer Öffentlichen Bibliothek und vor allem in so einem tollen Team arbeiten. (Nun, mein Wunsch hat sich erfüllt, allerdings einige Kilometer entfernt in einer anderen Stadt namens Bielefeld – aber das ist eine andere Geschichte.☺️)
Seitdem ist schon wieder viel Zeit vergangen, die Bibliothek hat sich verändert, erhielt zusätzliche Räumlichkeiten, übernahm neue Aufgaben und erweiterte ihre Angebote und den Service. Vor einiger Zeit wurde auch die Zentralbibliothek erneut umgebaut, ein neues Raumkonzept und neue Inneneinrichtung. Auch das Bibliotheksteam hat sich natürlich verändert in den letzten fast 40 Jahren, aber offensichtlich ist es noch immer großartig – anders kann man nicht Bibliothek des Jahres werden!

Wenn Ihr also mal Paderborn besucht, empfehle ich auch einen Besuch in und um die Zentralbibliothek. Die liegt sowieso mitten im Zentrum der Altstadt, im Schatten von Dom und Kaiserpfalz, umrahmt von einigen Paderarmen und deren Quelltöpfen. Eine der schönsten Ecken von Paderborn: direkt nebenan die Fachwerkhäuser an der Dielenpader und der Geißelsche Garten als kleines Inselwäldchen mitten in der Stadt. Das schönste Fachwerkhausensemble Paderborns ist nur eine Straße weiter: das Adam-und-Eva-Haus, daneben der „Erzengel“, gegenüber das Deelenhaus (ein Kultur- und Veranstaltungsraum mit besonderer Atmosphäre). Leider sieht das Adam-und-Eva-Haus zurzeit so aus:

Aber die gute Nachricht – und da sind wir wieder bei der Stadtbibliothek – nach Restaurierung und Umbau wird hier eine neue Zweigstelle eröffnet. Nur wenige Schritte neben der Zentrale? Ungewöhnlich. Aber das denkmalgeschützte Dechanei-Gebäude kann nun mal nicht einfach erweitert werden – doch die Stadtbibliothek erweitert ihre Angebote. Zu den Plänen und dem neuen Konzept findet Ihr hier etwas.
Ganz egal, ob Ihr Euch für die Bibliothek und ihren Service interessiert, für die restaurierten Gebäude oder die Innenarchitektur oder ob Ihr „nur“ die Altstadt und die schönen Ecken von Paderborn erkunden wollt, das alles ist jedenfalls sehenswert. Wenn Ihr Gelegenheit habt, schaut mal rein. Zurzeit entsteht da noch mehr Neues und Interessantes. Nun, Stillstand gibt es für eine Bibliothek des Jahres natürlich nicht.
Falls jetzt jemand den Eindruck haben sollte, dass ich stolz auf die preisgekrönte Stadtbibliothek meiner Heimatstadt bin – ja, stimmt, isso. Der Preis ist verdient! Noch mal Gratulation an die Kolleginnen und Kollegen in Paderborn.🏆
HilDa
Was für ein schöner Bericht über die Stadtbibliothek in der ich gerne arbeite. Leider sieht es ringsum nach dem Tornado richtig schlimm aus. Der Geißelsche Garten existiert nicht mehr und auch unser Gebäude ist beschädigt.
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Ja, es tut weh, das zu sehen. Auch rund um das Adam-und-Eva-Haus sieht es schlimm aus. Ihr seid also an zwei Standorten (eine davon noch Baustelle) betroffen.
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