Es gibt viele Filme und Fernsehserien rund um den berühmtesten Privatdetektiv der Welt: Sherlock Holmes. Die einen interpretieren die Original-Erzählungen des Arthur Conan Doyle neu; der britische Autor hatte die Figur des genialen Meisterdetektivs 1886 erschaffen und mit seinen Erzählungen und Romanen Weltruhm erlangt. Andere (Drehbuch-)Autoren konstruieren neue Fälle; viele Autoren, Filmemacher oder auch Comicautoren haben sich an der faszinierenden Figur „Sherlock Holmes“ abgearbeitet, man nennt solche Werke Pastiches.
Ein paar Beispiele? Anthony Horowitz hat von der Conan Doyle Estate die offizielle Genehmigung für einen neuen Roman mit dem Meisterdetektiv erhalten. Entstanden ist „Das Geheimnis des weißen Bandes“, später noch weitere Erzählungen (Katalogdaten), neue Holmes-Fälle in klassischem Stil. Andere Autoren haben der Figur ganz neue Facetten hinzugefügt, es gibt Geschichten, die den jugendlichen Holmes zeigen (z. B. der Film „Das Geheimnis des verborgenen Tempels“ , 1985), Nebenfiguren um den Detektiv in den Vordergrund rücken (z. B. in der Comicserie „Die Vier von der Baker Street“, Katalogdaten) und Fernsehserien, die ihn in die Gegenwart katapultieren (die TV-Serien „Sherlock“ und „Elementary“). Der Film „Kein Koks für Sherlock Holmes“ , 1976, (nach einem Roman von Nicholas Meyer) ist selbst schon ein Klassiker: Holmes wird nach Wien gelockt und trifft dort Sigmund Freud, mit dem er einen ganz persönlichen Fall lösen soll. Um „Das Privatleben des Sherlock Holmes“ (1970) geht es auch in der herrlichen Komödie von Billy Wilder.
Es gibt noch viel mehr, einiges auch in unserem Bibliotheksbestand. Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.

Ich muss gestehen, die DVD „Mr. Holmes“ (Katalogdaten) habe ich aus Interesse an zwei Personen ausgeliehen: Einmal Sherlock Holmes natürlich, der hier als alter Mann gezeigt wird. Und dann ist da noch der Hauptdarsteller Ian McKellen. Den Schauspieler kennen viele als Magneto der X-Men-Filmreihe und vor allem als Gandalf in den Tolkien-Verfilmungen „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“.
In „Mr. Holmes“ spielt er die Titelfigur als über 90jährigen Mann, der sich schon vor Jahrzehnten aufs Land zurückgezogen hat. Jetzt hat Holmes zunehmend Schwierigkeiten mit seinem Gedächtnis. Es quält ihn, dass ihm ausgerechnet zu seinem letzten Londoner Fall die Erinnerungen fehlen; doch er ist sich sicher, dass sein Freund Watson für seine Romanversion ein falsches Ende erfunden hatte. Also „ermittelt“ der alte Herr noch einmal, es ist sein eigener Fall: Warum hat er vor 30 Jahren seine berühmte Detektei für immer geschlossen, um dann auf dem Land Bienen zu züchten?
Neben Ian McKellen spielt Laura Linney seine Haushälterin, die sich um ihren 11jährigen Sohn Roger sorgt (gespielt von Milo Parker). Der Junge freundet sich mit dem alten Mann an, will von ihm lernen und eine Art neuer Watson werden.
In diesem Film geht es weniger um die Auflösung eines Kriminalfalles, sondern um die gebrochene Persönlichkeit des ehemaligen Meisterdetektivs, um das Altwerden, die Angst vor Kontrollverlust und Hilflosigkeit, aber auch vor emotionaler Bindung. Kann das Genie mit dem einst so überlegenen Intellekt den Zuspruch eines Kindes und die tatkräftige Hilfe einer einfachen, ungebildeten Frau annehmen?
Ein stilles Kammerspiel mit herausragenden Darstellern.
HilDa