Literaturtage Bielefeld 2022
„Von der Wandelbarkeit des Erinnerns“
„Wir erinnern uns an Ereignisse und unsere nächsten Menschen vollkommen unterschiedlich – so unterschiedlich, wie wir für uns selbst und voneinander träumen.“
Julia Franck

Julia Franck lässt uns in ihrem Buch ganz nah an sich und ihre Herkunftsfamilie heran, ohne aufzurechnen. Dabei erfahren wir, dass die in Ostberlin geborene Julia mit ihrer Mutter und ihren drei Schwestern 1978 in den Westen ausreist. Dort leben sie in einem maroden Bauernhaus in Schleswig-Holstein. Die um sich selbst kreisende Mutter auf ständiger Sinnsuche, mittellos, überfordert und unorganisiert, kümmert sich nur unzulänglich um ihre Töchter. Diesem Chaos entzieht sich das Mädchen und geht schon mit dreizehn Jahren allein nach West-Berlin. Von dort aus besucht sie regelmäßig ihre Großmutter, eine Bildhauerin, im Osten der Stadt. Als Verfolgte des Nazi-Regimes, aber auch mit guten Kontakten zur Nomenklatura der DDR, genießt diese enorme Privilegien. So dass die Enkelin ohne Schwierigkeiten die Grenze zwischen den beiden Deutschländern passieren darf. Aber auch die Großmutter spürt keine besondere Verantwortung für ihre Enkeltochter. Einzig das Tagebuchschreiben wird zu einer verlässlichen Beziehung. Während des Abiturs begegnet sie Stephan, ihrer großen Liebe und lernt ihren Vater kennen. Beide wird sie wieder verlieren.
»Welten auseinander« ist Julia Francks bewegende Erzählung einer ungewöhnlichen Jugend voller Brüche und Unsicherheiten; ein schmerzhaft-schönes Buch der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe.
All dies vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte, die in unseren Erinnerungen und Erzählungen manchmal Welten auseinander liegen.
Julia Franck wurde 1970 in Berlin geboren. Sie studierte Altamerikanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der FU Berlin. 1997 erschien ihr Debüt ›Der neue Koch‹, der Roman ›Lagerfeuer‹ (2003) wurde 2012/13 für das Kino unter der Regie von Christian Schwochow unter dem Titel ›Westen‹ verfilmt. Für ihren Roman ›Die Mittagsfrau‹ bekam sie den Deutschen Buchpreis 2007.
(Text aus dem Programmheft zur Veranstaltungsreihe)
Am 13. Oktober wurde bekanntgegeben, dass die Autorin den Schiller-Gedächtnispreis 2022 des Landes Baden-Württemberg erhält.
Die ausleihbaren Werke von Julia Franck findet Ihr in unserem Online-Katalog.
Hier auch eine Literaturliste zum Download oder Ausdruck als PDF [637 KB]
Eine Auswahl Rezensionen und Gespräche über den Roman haben wir hier verlinkt:
- Ganz aktuell ist ein Interview von Sven Michaelsen mit der Autorin im SZ-Magazin (zwar hinter einer Bezahlschranke, aber mit Bibliothekskarte ist der Zugriff auf das SZ-Archiv für Euch kostenfrei).
- Ein weiteres ausführliches Interview führte Cornelia Geißler bereits vor einem Jahr für die Frankfurter Rundschau.
- Der Roman stand im Januar 2022 auf Platz 1 der SWR-Bestenliste
- Für den Deutschlandfunk hat Eberhard Falcke den Roman besprochen – Text und Audio (6:46 Min.)
- Anke Dörsam schrieb für die TAZ eine Buchbesprechung.
- Michael Hametner schrieb für Der Freitag eine sehr ausführliche Rezension.
- Weitere Zusammenfassungen zu Rezensionen in überregionalen Medien findet Ihr im Kulturmagazin Perlentaucher hier.
- Nur noch bis zum 21.10.2022 steht das Gespräch mit Wiebke Porombka auf dem Blauen Sofa in der ZDF-Mediathek (26 Min.)
Donnerstag, 20. Oktober, 20 Uhr
Stadtbibliothek, Neumarkt 1
Einlass: 19.30 Uhr, Beginn: 20.00 Uhr
Moderation: Angelika Teller
Musikalische Begleitung: Milan Böse, Bass; Leon Brames, Schlagzeug; Valentin Katter, Trompete und Gesang
Eintrittspreis: 10,– €, ermäßigt 6,– €, Livestream 5,– €
Es wird keinen Livestream zur Lesung geben.
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