Hier eine Rezeptidee, die ich von meinem Vater habe.
Ein Lieblingsessen hat ja oft weniger mit Kulinarik oder gar kunstvoller Gourmetküche zu tun, sondern mehr mit einer persönlichen Geschichte oder einer Erinnerung. Bei diesem Rezept erinnere ich mich gerne an ein alljährliches Treffen mit Freunden: das Pfingstlager gehörte schon in meiner Kindheit zur Tradition eines Vereins, in dem im Laufe der Zeit meine ganze Familie aktiv war. Ursprünglich wurde gezeltet mit Lagerfeuerromantik, selbstgebauter Feuer-Kochstelle, fließendes Wasser zum Waschen gab es am Bach nebenan. Später übernachteten wir in Kleingarten-Hütten, immer noch recht rustikal, aber mit Stromanschluss und sanitären Anlagen in der Nähe.
Zentral waren die gemeinsamen Mahlzeiten und zu Mittag gab es eben Eintopf. Wir hatten einen vereinseigenen großen elektrischen Einkochtopf; in jedem Jahr meldete sich jemand freiwillig und kochte für alle. Mein Vater war, glaube ich, der erste Mann, der sich für diese Aufgabe gemeldet hatte. Alle rätselten, was das wohl für eine Suppe gäbe, doch auf Sauerkraut als Hauptzutat kam niemand.
Ich habe damals meinem Vater etwas geholfen; also eigentlich habe ich wohl nur in dem großen Topf herumgerührt, damit nix anbrennt. Vom Rezept habe ich lediglich behalten, dass Hack, Sauerkraut und Tomaten aus der Dose dazugehörten. Und dass es sinnvoll ist, das Sauerkraut noch mal zu schneiden, bevor es in den Suppentopf kommt, weil lange Krautfäden kaum unfallfrei zu löffeln sind – vor allem nicht bei einer roten, tomatigen Suppe.
Das Rezept, nach dem mein Vater sich gerichtet hatte, ging verloren. Als ich ihm viele Jahre später erzählte, ich hätte eine Sauerkrautsuppe gekocht, die von ihm inspiriert sei, wollte er mein Rezept, nur ich hatte keines, ich koche meist frei Schnauze.
Jetzt koche ich regelmäßig für meinen Vater, da war es naheliegend, auch mal wieder eine Sauerkrautsuppe zu versuchen.

Und diesmal habe ich mitgeschrieben. 🤗
Zutaten:
- 1-2 EL Öl zum Anbraten
- ca. 1 Pfund Hack (halb und halb)
- Suppengrün, fein gewürfelt
- Zwiebel, gewürfelt
- Tomatenmark
- ca. 500g Sauerkraut
- 1,5 l pürierte Tomaten
- 1 Dose stückige Tomaten
- Ajvar und Senf nach Geschmack
- Gemüsebrühe, ca. 1 l, evtl. auch mehr
- Kräftiger Schluck Rotwein
- Gewürze: Salz, Pfeffer, Paprika, eine Prise Zucker, 1-2 Lorbeerblätter, 3-6 Wacholderbeeren, Chilipulver, … – jeder nach seinem Geschmack
Zubereitung:
In etwas Öl das Hack krümelig braten. Zwiebeln dazu geben. Mit Salz, Pfeffer, Chili und Paprika würzen (ich hab da auch noch so Gewürzmischungen, mit denen ich herumexperimentiere; ich mag es mit kräftiger Würze und auch Schärfe). Tomatenmark etwas mit anbraten. Dann mit einem kräftigen Schuss Rotwein ablöschen – das heißt, den Rotwein in den Topf, bitte! 😉
Das Wurzelgemüse klein gewürfelt eine Weile mitdünsten. Senf und Ajvar irgendwann dazu geben und evtl. noch mal würzen. Dann das Sauerkraut untermischen. Ich schneide es vorher – siehe oben – wenn ich‘s nicht vergesse. Mit Tomatenpürree und Brühe aufgießen, bis es die gewünschte Konsistenz hat. Ich nehme auch noch gerne stückige Tomaten dazu.
Das verträgt wirklich viel Würze, also abschmecken und evtl. nachwürzen. Außerdem hänge ich einen (Tee)beutel mit Gewürzen wie Wacholderbeeren, Lorbeerblättern, Pfefferkörnern, evtl. Senfkörner, Nelken in die Suppe und lasse alles eine ganze Weile köcheln. Den Teebeutel kann man am Ende komplett wieder herausfischen und kaut später nicht plötzlich auf einer Wacholderbeere oder einem Senfkorn herum (finde ich unangenehm).☺️
So ein großer Topf ergibt natürlich viele Portionen. Wenn Ihr nicht gerade eine ganze Theatergruppe verköstigen müsst, lässt sich die Suppe sehr gut einfrieren. Wir wurden zu zweit pappsatt und konnten noch drei gute Doppelportionen in die Truhe geben. Der Herbst kann kommen.😊
Nun, für mich ist diese Suppe noch extra gewürzt mit schönen Erinnerungen an Familie und Freunde. Das fehlt Euch natürlich beim Nachkochen. Aber vielleicht schmeckt es Euch ja trotzdem. Oder Ihr entwickelt mit der Zeit eine eigene Variation mit Eurer eigenen Geschichte zum Rezept.
Bon appetit.
HilDa