Buchtipp: Into the wild

Vor einiger Zeit hat mich mal wieder die Lust an Reiseberichten gepackt. Bei meiner Recherche nach interessanten Titeln stieß ich unter anderem auf Into the wild von Jon Krakauer, das wir in englischer Sprache im Bestand haben.

Die Geschichte war gleichzeitig faszinierend aber auch äußerst tragisch. Ein junger Mann, Christopher McCandless, zieht nach dem Studium scheinbar ziellos durch die USA, den Kontakt zu seiner Familie hat er abgebrochen. Sein großer Traum: in die Wildnis von Alaska aufbrechen und dort für eine Weile ganz allein überleben. In Alaska kommt er schließlich an, doch der Traum endet damit, dass einige Reisende im August 1992 die Leiche von Chris McCandless auffinden.

Wie konnte es soweit kommen? Wer war Chris McCandless? Was veranlasste ihn zu seiner zwei jährigen Reise durch die USA? Was faszinierte ihn so sehr an Alaska? Und was führte schlussendlich zu seinem Tod? All diese Fragen stellt Jon Krakauer in Into the wild. Der US-amerikanische Bergsteiger, Reporter und Autor wirft Blicke in die Kindheit und das Elternhaus von McCandless, begibt sich auf die Spuren seiner Reise und befragt Menschen, denen McCandless begegnet ist und bei denen er oft einen großen Eindruck hinterlassen hat. Und schließlich landen wir in Alaska und fragen uns, wie McCandless so unbedacht in die Wildnis wandern konnte. Und erfahren, dass er vielleicht gar nicht so unbedacht war, sondern eher eine Mischung aus jugendlichem Übermut und Pech zu seinem Tod geführt haben.

Während der Lektüre stellte ich selbst immer wieder fest, dass ich Chris McCandless Freiheitsdrang, seinen Wunsch nach Alleinsein mit der Natur unglaublich faszinierend fand – und gleichzeitig blieb vieles an ihm, wie etwa der Kontaktabbruch zu seiner Familie, für mich unverständlich. Jon Krakauer wirft viele spannende Blicke auf Chris McCandless Leben und seine Reise, wir lernen McCandless durch Erzählungen seiner Familie, durch Freunde und Bekannte, durch seine Briefe oder kurze Tagebucheinträge kennen, dabei bleibt er aber immer etwas ungreifbar. Sehr spannend fand ich darum auch zwei Kapitel, in denen Krakauer von seinen eigenen Erfahrungen als junger Bergsteiger spricht, durch die man einen verständnisvolleren Blick auf viele scheinbar unüberlegte und naive Handlungen von McCandless erhält.

Zum Schluss bleibt der Eindruck, der auch im Buch erwähnt wird, dass McCandless in der falschen Zeit lebte, dass er in einer Welt, in der es noch mehr weiße Flecken auf der Karte gab, vielleicht besser aufgehoben gewesen wäre.

Es war auch mal wieder ein Buch, nach dem es mich nun in den Fingern juckt, auch die anderen Bücher von Jon Krakauer am besten alle gleich sofort zu lesen. Im Bestand haben wir noch ein Buch, in dem er von einem desaströsen Mount Everest Abstieg berichtet, bei dem er selbst beteiligt war. Ich glaube das wird nach meinem nächsten Abstecher in die Geographie-Abteilung auf meinem Ausleihkonto landen…

lga

5 Gedanken zu “Buchtipp: Into the wild

  1. soerenheim schreibt:

    Into the Wild kenne ich bisher vom Film & Artikeln zum Thema, und so gut nachvollziehbar manches ist, ich habe doch das unangenehme Gefühl, einem langsamen Suizid zuzusehen, zumindest in der Filmversion. Ich hoffe das Buch ist da „journalistischer“.

    Krakauer generell scheint sehr mitreißend zu schreiben, aber auch viel eigenes einfließen zu lassen. Sein Into Thin Air wird von Teilen der Expedition, aber auch von anderen Bergsteigern, nicht unkritisch gesehen. Der von ihm besonders kritisierte Boukreev hat eine Art Gegendarstellung verfasst, die allerdings nicht die gleiche Reichweite bekam.

    Gefällt 1 Person

    • bielefelderstadtbibliothek schreibt:

      Den Film habe ich bisher nicht gesehen, vielleicht hole ich das irgendwann noch nach. Aber diesen Eindruck vom „langsamen Suizid“ hatte ich beim Lesen des Buches tatsächlich nicht. Im Buch kam für mich eher die Motivation durch, dass McCandless so eine Art Weltflucht betrieben hat, da er sich mit diesem klassischen Weg von College und Job, den seine Eltern erwarteten, nicht identifizieren konnte. Er hat auf seinen Reisen zwar zum Teil sehr leichtsinniges unternommen, Krakauer hat da aber eher jugendlichen Leichtsinn und Abenteuerlust herausgearbeitet, als dass er dort suizidale Absichten rein interpretiert hat. Es kommt aber schon durch, dass das letztendlich Krakauers eigene Interpretation ist (auch aus seinen eigenen Erfahrungen heraus) und wir letztendlich nie erfahren werden, was McCandless sich nun genau dabei gedacht hat.
      Auf Into Thin Air bin ebenfalls sehr gespannt, da ich auch schon von diesem Konflikt mit Boukreev gelesen hatte. Wäre bestimmt spannend auch Boukreevs Buch zu lesen und zu sehen, wie sich die beiden Sichtweisen zueinander verhalten. Mal sehen, wann ich dazu komme… 🙂

      Like

      • soerenheim schreibt:

        Es geht mir nicht um die innere Motivation. Man schaut über mehr als 2 Stunden einem Menschen dabei zu, wie er immer größere Risiken nimmt, immer wieder Menschen zurückstößt, die ihm gut wollen, auch solche, die selbst nicht mainstreamkonform leben; und spätestens die Alaska-Aktion, egal ob ihn am Ende die Beeren auf dem Gewissen hatten oder einfach der Hunger, war der reine Wahnsinn. Es hat schon seine Gründe, warum selbst erfahrene Wildnismenschen immer mindestens zu zweit Unterwegs sind. Maurice Wilsons heute kaum beachtete Everest-Expedition (https://en.wikipedia.org/wiki/Maurice_Wilson) zB war sicher auch nicht als Suizid gemeint, aber ein Film darüber hätte einen ähnlichen Effekt.
        Im Buch mag das besser funktionieren, aber im Film hatte das mE etwas voyeuristisches, auch wenn das sicher nicht beabsichtigt war.

        Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s