Buchtipp: Unsterblich sind nur die anderen

Simone Buchholz war mir als Krimiautorin ein Begriff, allerdings hatte ich bisher noch keines ihrer Bücher gelesen. Ihr neuer Roman sei keinem Genre eindeutig zuzuordnen – das hatte mich neugierig gemacht; ein Spontankauf, ohne dass ich viel mehr über das Buch wusste. Bei Twitter las ich viel Lob von begeisterten Leserinnen. Aber da war auch dieser Hashtag #Segelsexbuch. Puh, das hätte mich fast wieder abgeschreckt. Nicht weil ich etwas gegen Segeln hätte. Der Hashtag klang für mich einfach albern, auch als ich die Anspielung endlich begriff (ein anderes Buch hatte einige Monate vorher den Hashtag #Bärensexbuch erhalten – ach, nun ja, Twitter-Literaturbubble-Humor, muss man jetzt nicht weiter ausführen). Zumindest ins Buch hineinschauen wollte ich mal, dann konnte ich es ja immer noch der Bibliothek schenken. 😉

Roman "Unsterblich sind nur die anderen" von Simone Buchholz steht auf einem alten Frisiertisch, angelehnt an eine weiße Keramik-Schüssel, in der eine Kanne im gleichen Design steht. Auf der Kanne  und damit über dem Buch liegt eine Mütze einer Marine-Uniform

Was soll ich sagen: Wenn man einmal anfängt, muss man es auch bis zum Ende lesen! Die seltsame Geschichte packte mich sofort. Und mir gefiel diese Mischung aus Umgangssprache – es gibt viele Dialoge – und originellen Beschreibungen. Ich habe ja schon viel über Sonnenuntergänge oder Stürme oder ja auch Erotisches gelesen. Aber Simone Buchholz findet ganz neuartige Metaphern, schreibt in einem lakonischen Ton und kann mit nur wenigen Worten durch Bilder, Gefühle, wilde Gedankengänge führen, noch dazu mit Humor. Das wirkt lässig, quasi mit der Zigarette im Mundwinkel. (Da wird wirklich viel geraucht und getrunken im Roman.😊)

Tatsächlich ist jedes Wort wohl überlegt. Für die Parallelwelt der Göttinnen wählt die Autorin eine eigene, äußerst reduzierte Form, fast lyrisch. Dem Kapitän gibt sie eine Stimme mit seinen persönlichen Logbucheinträgen, kurz und knapp, wie Logbücher halt so sind, aber mit melancholischem Einschlag. Den dramatischen Höhepunkt inszeniert sie buchstäblich als Theaterstück in 3 Akten. Und wer jetzt glaubt, das Ganze sei aber sehr konstruiert: Nein, das ist süffig geschrieben! Ein Unterhaltungsroman im besten Sinne.

Über den Inhalt möchte ich am Liebsten gar nichts verraten. Es beginnt mit einem Buddelschiff. Dann reisen zwei Frauen auf der Suche nach einigen vermissten Männern mit einem Dampfschiff von Dänemark über die Färöer-Inseln nach Island. Und 14 Tage später …

Ja, Dampfer, aber es wird eben auch gesegelt oder so! Kapitän und Göttinnen, Zigaretten und Drinks, stürmische Überfahrt und Parallelwelten? – Ich fürchte fast, ich habe mit diesen Stichworten doch schon zu viel erzählt. Oder seid Ihr verwirrt? Ach, wer wäre das nicht, wenn er die Wahl hätte zwischen der Unsterblichkeit oder der Liebe. Wie würde der Fliegende Holländer heute entscheiden, wenn er denn frei entscheiden dürfte? Wie würdet Ihr entscheiden? Und wie, wenn es gar nicht mal um Eure Liebe geht, sondern …

Uff, nein. Lest selbst. Unsere Exemplare (Print und eBook) findet Ihr hier.

Ist es Fantasy, ist es ein modernes Märchen, ist es schon Magischer Realismus? Egal, dieser seltsame Roman ist kurzweilige Unterhaltung mit Anspruch.

Und ich sehe jetzt Buddelschiffe mit ganz anderen Augen. 🤩

Viel Freude beim Lesen
HilDa

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