Eine Reise zu sich selbst, unvergessliche Blicke in die Natur, scheinbar unüberwindbare Hindernisse – in der letzten Zeit haben mich verschiedene Wanderberichte mit auf die Reise genommen. Ich gehe selbst unheimlich gerne spazieren und wandern und habe mich schon immer von jeglicher Art von Wald- und Wanderweg wie magisch angezogen gefühlt. Auch literarisch begebe ich mich immer wieder gerne auf Wanderschaft. In letzter Zeit habe ich einige Bücher gelesen und gehört, in denen sich die unterschiedlichsten Menschen auf Fernwanderschaft begeben haben. So eine weite Wanderung habe ich bisher noch nicht unternommen, umso spannender ist es, in die Reisen, Geschichten und Schicksale anderer einzutauchen. Einige dieser Reiseberichte möchte ich euch heute empfehlen.
Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg
Zu Hape Kerkelings Reise auf dem Jakobsweg kehre ich immer wieder gerne zurück, seit ich vor einigen Jahren das erste Mal das Hörbuch gehört habe. Gelesen vom Autor selbst fand ich Hapes Geschichte, der sich 2001 nach einem Hörsturz eine berufliche Auszeit nehmen muss und sich schließlich aufmacht den Jakobsweg zu wandern, schon immer faszinierend und berührend, humorvoll und einfach rundum sympathisch. Hape trifft auf allerhand kuriose Pilger, erlebt Verzweiflung und Einsamkeit genauso wie Hilfsbereitschaft und Freundschaft.
Raynor und ihr Mann Moth stehen vor dem Aus. Sie haben ihr Haus verloren, ihre Ersparnisse, die Farm, die sie seit Jahren ihr Zuhause genannt haben. Sie könnten bei Freunden unterkommen wollen aber auch niemandes Gastfreundschaft ausnutzen. Und so führt sie ihr Weg schließlich auf den South West Coast Path, einen rund 1000 km langen Küstenweg in England, der sie von Somerset über Devon und Cornwall nach Dorset führt. Nur das Nötigste haben sie dabei, ein Zelt und das knappe Budget von 50 € pro Woche. Das Wandern ist für sie ein Ausweg aus der Obdachlosigkeit schließlich haben sie ja ein Zeltdach über dem Kopf. Und doch bleibt genau das immer ein Thema für sie.
Cheryl Strayed: Der große Trip
Cheryl Strayed bezeichnet sich selbst als die Frau mit dem Loch im Herzen. Sie ist 26 Jahre alt, ihre Mutter verstarb vor ein paar Jahren, ihre Ehe ist gerade mit einer Scheidung zu Ende gegangen als sie sich aufmacht den Pacific Crest Trail zu wandern. Ein US-amerikanischer Fernwanderweg, der von der Grenze in Mexiko durch die drei Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington bis zur kanadischen Grenze verläuft. Und Cheryl läuft nun einen Teil dieses Weges, mit einem Zelt im Gepäck und einem riesigen Ungetüm von Rucksack, den sie das Monster nennt, auf dem Rücken. Bei ihrer Wanderung trifft sie auf viel Hilfsbereitschaft, Schwarzbären und Klapperschlangen, Hitze und Kälte und findet dabei zu sich selbst zurück.
Christine Thürmer: Laufen. Essen. Schlafen.
Und auch im nächsten Buch geht es auf den Pacific Crest Trail. Bei Christine Thürmer ist es eine Kündigung, die den Anstoß zu der Wanderung gibt. Jetzt hat die erfolgreiche Geschäftsfrau schließlich mal Zeit für sich selbst. Auch wenn die Dialoge zum Teil etwas holprig geschrieben sind, haben mir doch vor allem die Beschreibungen der Trails gefallen. Genau, Trails in der Mehrzahl. Nach dem Pacific Crest Trail findet Christine Thürmer zwar schnell einen tollen neuen Job als Geschäftsführerin, doch eigentlich zieht es sie zurück in die Natur, zurück auf einen Wanderpfad. Und so findet sie sich schließlich auch auf den beiden anderen großen Trails der USA wieder – dem Continental Divide Trail und dem Appalachian Trail.




Die verschiedensten Menschen haben sich hier auf die unterschiedlichsten Wege gemacht und doch scheinen sie am Ende alle am selben Ziel angelangt zu sein: bei sich selbst. In ihren Bücher lassen sie uns an diesen Reisen teilhaben und geben uns dabei gleichzeitig inspirierende Erkenntnisse über das Leben mit. Da möchte man sich gleich selbst die Wanderschuhe schnappen und sich aufmachen zu unbekannten Pfaden.
Gro