Deutsche Auswanderer

Neulich stieß ich auf ein interessantes Heft mit dem Thema „Deutsche Auswanderer“. Wir alle kennen Berichte von Deutschen, die in Amerika ihr Glück versuchen wollten, auch die Ansiedlung von Deutschen an der Wolga durch Zarin Katharina der Großen ist uns bekannt. Wie wir alle wissen, lenkte im 20. Jahrhundert die dunkle Seite der deutschen Geschichte auch die Ströme der Auswanderer – Jüdinnen und Juden mussten vor dem NS-Regime fliehen, nach 1945 entkamen NS-Täter nach Übersee und von 1961 an trieb die Sekte Colonia Dignidad in Chile ihr Unwesen.

Ich möchte nun aber näher auf die Menschen eingehen, deren Namen uns bekannt sind. Von manchen wusste ich gar nicht, dass sie deutsche Wurzeln haben. Lasst euch überraschen! Beginnen möchte ich mit dem Bereich Politik und Wirtschaft:

  • Tatsächlich war der US-Präsident Dwight D. Eisenhower (1890-1969) deutscher Abstammung. Sein Familienname wurde wie so viele anderen auch mit der Zeit anglisiert. Hans Nikolaus Eisenhauer war 1741 aus dem Saarland nach Amerika gekommen. Die Familie gehörte zu den „Pennsylvania Dutch“.
  • Auch der Nachname „Hoover“ kommt von hier. US-Präsident Herbert Hoover 1874-1964 und FBI-Mitbegründer J. Edgar Hoover kommen aus Familien namens „Huber“.
  • Lidia Gueller schrieb Geschichte – die Politikerin mit deutschen Vorfahren wurde die erste Präsidentin von Bolivien. Ihre Amtszeit währte nur kurz, durch einen blutigen Putsch verlor sie ihr Amt.
  • Adolph Simon Ochs (1858-1935) war der Spross armer deutscher Auswanderer. Er schlug sich als Zeitungsjunge durch, lieh sichmit 19 Jahren 250 Dollar und kaufte sich eine Provinzzeitung, die er dann herausgab. 19 Jahre später bekam er den Tipp die „New York Times“ sei billig zu haben. Und so kam es, das die Familie Ochs-Sulzberger heute immer noch ihre Herausgeber sind.
  • Johann Jakob Astor (1763-1848) – er wurde durch Pelzhandel und Grundstückskäufe zum ersten Selfmade-Multimillionär und reichsten Amerikaner seiner Zeit. Er war das sechste von 12 Kindern seines gleichnamigen Vaters, eines Metzgers aus Walldorf nahe Heidelberg. Nun wissen wir auch, weshalb das Hotel Waldorf-Astoria heißt, nicht wahr? Als Astor 1848 starb, war er der wahrscheinlich reichste Mensch der Welt mit einem Vermögen von ca. 20 Millionen Dollar. Per Testament vermachte er einen Teil davon unter anderem dem Aufbau der öffentlichen Astor Library, die später zu einem Grundstein der New York Public Library wurde.
  • Johann Peter Rockenfeller aus Neuwied wanderte 1732 nach Amerika aus. Jetzt klingelt es vermutlich schon bei den meisten. Doch der erste Spross der Familie, aus dem etwas wurde (unter anderem der wohl reichste Amerikaner aller Zeiten) wurde 1839 geboren und hieß John. Umgerechnet auf heutige Werte besaß er 253 Milliarden Dollar.

Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Aber ich möchte nur noch kurz erwähnen, das der Vater von William Boeing noch Wilhelm Böing und Herr Chrysler einst Kreißler hieß. Henry John Heinz (Ketchup) und Jeans-Erfinder Levi Strauss ließen ihre Namen unverändert.

Weiter geht’s mit dem Adel.

Im Hochadel gehörte die Auswanderung einst quasi zur Jobbeschreibung. Man lebte eben dort, wohin man verheiratet wurde. So verschlug es die deutsche Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg (1729 – 1796) aus dem überschaubaren Stettin im Jahre 1745 ins weniger überschaubare Zarenreich. Und dort auf den Thron. Geschichte schrieb sie als Katharina die Große, nachdem sie ihren eigenen, ebenfalls aus Deutschland importierten Ehemann Peter III alias Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf per Staatsstreich hat absetzen lassen. Was auch immer ihm zustieß, er hat es nicht überlebt.

Auch das Haus Windsor entstammt Deutschland. seit 1714 wird Großbritannien von Nachkommen deutscher Auswanderer regiert. bis 1901 entstammten sie dem Haus Hannover, einem Nebenzweig der Welfen. Eduard VII (1841-1910) kam väterlicherseits aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha, was im ersten Weltkrieg zunehmend peinlich wurde. Georg V. (1856-1936) änderte deshalb den Familiennamen zu „Windsor“.

Und als letzte Station – ein Abstecher in die Welt der schönen Künste:

  • Frida Kahlo (1907-1954) ist Lateinamerikas berühmteste Künsterlin und Tochter von Carl Wilhelm Kahlo. Dieser wanderte 1890 nach Mexiko aus.
  • Georg Friedrich Händel (1685-1759) stand eigentlich beim Kurfürst von Hannover unter Vertrag, hielt sich aber nie lange dort auf. Stattdessen kam er vom letzten London-Trip einfach nicht mehr zurück. Es ist wohl kein Versuch vom Kurfürst dokumentiert, ihn an seine Verpflichtung in Hannover zu erinnern. Stattdessen folgte ihm der Dienstherr – der Kurfürst wurde 1714 als Georg I. von Großbritannien gekrönt.  In seinem Auftrag komponierte Händel später die berühmte Wassermusik, die bei einem Fest auf der Themse 1717 gespielt wurde.

Bei uns findet ihr die Zeitschrift hier.

kwk

Die Seidenstraße

Kennt ihr die GeoEpoche-Hefte? Ich habe eine Sammlung zuhause und lese sie immer wieder gerne durch. Diese Hefte behandeln immer ein geschichtliches Thema. In diesem Beitrag möchte ich euch ein bisschen mit in den Orient nehmen.

Die Seidenstraße. Was sind eure ersten Gedanken? Karawanen, 1001 Nacht, Orient und Okzident… Man schließt die Augen und sieht sie vor sich – die Kamele, voll beladen mit Seide, Gewürzen und anderen Luxusgütern. Menschen, zum Schutz gegen die Sonne verhüllt in Stoffbahnen, fremde Sprachen und Kulturen. Oasen dienen als Treff- und Rastplätze.

Natürlich denke auch ich so. Aber manchmal muss man eben wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. 😉 So auch hier. Habt ihr zum Beispiel an Marco Polo gedacht? Ich nicht. Und dass es eigentlich „Seidenstraßen“, also Plural, heißen müsste? Nö. Dann tauchen wir doch einfach mal hinein in die Geschichte dieses faszinierenden Handelswegs (oder eben der Handelswege, aber ich bleibe dem Titel der Zeitschrift treu).

Der Höfling Zhang Qian wird im Jahr 139 v. Chr. vom chinesischen Kaiser auf eine Mission geschickt. Er soll mit fremden Völkern Kontakt aufnehmen und natürlich Allianzen schmieden. Was der Kaiser nicht ahnt – Zhang Qian gelangt so weit nach Westen wie noch kein anderer Gesandter des Kaisers. Und das wird ihm später den Titel „Vater der Seidenstraße“ einbringen. Die Ära der Seidenstraße ist eingeläutet, denn infolgedessen ziehen immer mehr Gesandtschaften und Händler über die Ost-West-Routen.

Ich habe oben von „Straßen“ gesprochen. Denn es entstand ein Handels- und Kommunikationsnetz, welches nicht „den einen Pfad“ zwischen Ost und West nutzte. Durch politische Spannungen waren manche Wege nicht mehr zu bereisen, aber auch infolge von Sandstürmen, die Oasen austrocknen ließen und ganze Karawansereien unter Sand begruben, wurden zwangsläufig neue Routen erschlossen.

1274 erreicht Marco Polo mit seinem Vater und seinem Onkel die Sommerresidenz eines Enkels Dschingis Khans, der seit einigen Jahren Kaiser von China ist. Der später veröffentlichte Bericht dieser Reise verleitet europäische Schiffsführer dazu, nach einem Seeweg zu den Reichtümern Asiens zu suchen. Die Handelsfreiheit im Mongolenreich wecken das Geschäftsinteresse auswärtiger Kaufleute, wie Marco Polo. 1865 greifen Soldaten des russischen Zaren Taschkent an, die reichste und größte Stadt nordwestlich des Pamir. Bis zum Ende des Jahrhunderts nehmen die Truppen des Zaren das gesamte Gebiet vom kaspischen Meer bis zum Pamir ein. Afghanistan bleibt souverän als „Pufferstaat“ zwischen China, Russland und dem von London beherrschten Britisch-Indien im Süden.

1877 berichtet in Deutschland der Präsident der „Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin“, Ferdinand Freiherr von Richthofen, während einer Veranstaltung der Gesellschaft über die „zentralasiatischen Seidenstraßen“. Dieser Vortrag und dessen anschließende Veröffentlichung verbreiten den bis heute gebräuchlichen Namen dieses Kommunikations- und Handelsnetzes.

Im Jahr1893 tritt der Schwede Sven Hedin seine erste eigene Expeditionsreise in das Innere Zentralasien an. Er folgt unter anderem Berichten Einheimischer, die von im Sand versunkenen Orten erzählen. Tatsächlich entdeckt er Ruinen, die vom vergangenen Reichtum der Oasenstädte zeugen. Leider schrecken einige westliche Expeditionsleiter vor dem Raub von Kunstgegenständen und ganzen Bibliotheken nicht zurück. Die Revolutionen 1912 in China und 1917 in Russland lassen zum Beispiel im Emirat Buchara die Hoffnung aufkeimen, wieder unabhängig zu werden. Doch Russland zwingt das Gebiet in die Sowjetunion. Beijing stationiert seine Truppen in der Region Xin-jiang und unterdrückt dort bis heute die Autonomiebestrebungen der heimischen Uiguren. Durch den Zerfall der Sowjetunion entstehen mit Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgistan und Kasachstan wieder souveräne Staaten, auch wenn Russland und China weiterhin großen Einfluss ausüben.

Dann, 2013, verkündet Chinas Präsident die Erschaffung eine „neuen Seidenstraße“. Es entstehen neue Hafenanlagen und Eisenbahnverbindungen, Europa und Asien sollen wirtschaftlich stärker zusammenwachsen. Natürlich liegt es nahe, dass Präsident Xi ganz bewusst auf die Strahlkraft der legendären Handels- und Kommunikationsroute setzt – die Seidenstraße.

Ihr merkt, es ist ganz schön viel passiert. Ich kann sogar noch weiter ausholen: Menschen transportierten schon im 3. Jahrtausend v. Chr. Edelsteine aus dem Hindukusch nach Ägypten, vom Indus nach Siedlungen im heutigen Tadschikistan, aus dem Pamirbecken ins Kernland Chinas. Um 2000 v. Chr. ernähren sich Menschen unter anderem von Weizen, Hirse aus Ostasien sowie Milchprodukten und Weizen aus Westasien. Schon seit der Bronzezeit also betreiben Menschen im Gebiet der Seidenstraße Handel über Land mit Produkten aus der Ferne.

Aber nun Schluss mit den ganzen Jahreszahlen. Kommen wir nun zu ein paar anderen wissenswerten Fakten:

  • die Händler reisten entgegen der häufigen Annahme immer nur einen Teil der Seidenstraße und verkauften in den Knotenpunkten ihre Waren an die Händler der nächsten Etappe.
  • die Kamele der Händler transportierten die Namensgebende Seide, die in China für den Export gefertigt wurde (natürlich in den unterschiedlichsten Qualitäten), aber auch Edelsteine, Pelze, Metalle, Glas, Gewürze, Silber, Früchte, Arzneien, Sklaven und Pferde.
  • die Händler bezahlten oft Ware mit Ware, aber auch Kaurimuscheln wurden akzeptiert.
  • die sogenannten Karawansereien waren ummauerte Herbergen, die Schutz vor Räubern boten; sie waren in relativ kurzen Abständen angelegt, sodass die Händler kein Futter für ihre Kamele mitnehmen mussten und die Lasttiere ausschließlich mit Waren beladen konnten.
  • auch Fortschritte im Schiffsbau trugen dazu bei, dass der Handel auf dem Landweg immer mehr nachließ.
  • über die Seidenstraße verbreiteten sich Erfindungen wie Papier und Schwarzpulver.

Während die Karawansereien und Handelsstädte immer mehr verfielen, blieb das immaterielle Erbe erhalten – die Menschen tauschten unterwegs Geschichten, Lieder sowie philosophische, politische und religiöse Ansichten aus.

Hier findet ihr das Exemplar in unserem Bestand.

kwk

Reisen mit dem Zug

Ich fahre gerne mit dem Zug, auch wenn es hin und wieder mal zu Verspätungen oder Ausfällen kommt. Das Schöne am Zugfahren ist nicht nur das Ziel. Viele Strecken führen an sehenswerten Land- und Ortschaften vorbei. Wenn nicht, dann kann man im Zug wunderbar lesen.

Neulich ist mir das Buch „Reisen auf Schienen“ von Daniela Schetar (Cdp Scheta) in die Hände gefallen. Auf je zwei Seiten werden sehenswerte Strecken aus aller Welt beschrieben. Darunter die Kanonenbahn zwischen Trier und Koblenz oder der Rasende Roland auf Rügen. Aber auch die größten Bahnhöfe oder schnellsten Züge werden vorgestellt. Die Beiträge sind mit vielen Bildern versehen, dadurch fällt die Vorstellung natürlich recht kurz aus. Dennoch ist es ein schönes Buch zum Schmökern.

Ähnlich ist „Auf Schienen um die Welt“ von Klaus Viedebantt (Wkl 1 Vied). Auf jeweils zwei bis sechs Seiten werden 55 Strecken weltweit vorgestellt. Es geht durch die Rocky Mountains, mit der Bergenbahn durch Norwegen oder dem Shinkansen durch Japan. Die Beiträge sind mit vielen, teils ganzseitigen Bildern versehen. Zusätzlich zur Beschreibung der Strecken werden Highlights der Strecke und weitere gute Tipps und Informationen mitgegeben. Eine Streckenkarte zeigt den Reiseverlauf.

Auf die Geschichte einzelner Bahnstrecken fokussiert und nicht auf das Reisen an sich ist „Einsteigen!“ (Wkl 1 Koch) von Karl-Wilhelm Koch. Darunter die Brockenbahn, Wuppertaler Schwebebahn oder die Strecken entlang von Rhein und Mosel. Daneben wird der Hauptbahnhof Köln, der Hundertwasserbahnhof Uelzen und das Dampflokwerk Meiningen vorgestellt. Jedes reich bebilderte Kapitel enthält zusätzliche Informationen zum Betrieb und eine Streckenbeschreibung. Auf einer Karte sind jeweils die Trassenverläufe skizziert.

Inspiration für Zugreisen innerhalb Europas findet man in einigen Büchern: In „Fast CO2-frei – Zug statt Flug“ (Ce Ecker) werden 52 Städte in Europa vorgestellt, die mit dem Zug in wenigen Stunden erreichbar sind. Sie sind eingeteilt in die Kapitel „Auf in den Norden!“, „Go West!“, „Ostwärts!“ und „Ab in den Süden!“. Hamburg, Köln, Berlin und München dienen dabei als Ausgangspunkte. Zu jedem Ziel wird die durchschnittliche Reisezeit angegeben. Für jede Stadt werden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten beschrieben. Zudem gibt es Tipps für nachhaltige Restaurants, Hotels, regionale Einkaufsmöglichkeiten, sowie für bewusstes Erleben. Das Buch ist reich bebildert, teils ganzseitig. 

Cindy Ruch legt im „Reisehandbuch Europa mit dem Zug“ (Cdn 1 Ruch) den Fokus auf das europäische Streckennetz. Für jedes Land und den jeweiligen Nachbarländern sind auf einer Übersichtskarte die Hauptverbindungen sowie einige wichtige Städte eingezeichnet. Ruch stellt besonders schöne Strecken vor und informiert über Streckennetz, Züge, Preise und Anreise. Zudem gibt es Literaturvorschläge für das jeweilige Land. Das Buch bietet auf jeweils zwei Seiten einen guten Überblick und enthält zudem viele Bilder, teils ganzseitig. Aber nicht alles steht im Inhaltsverzeichnis. Der Untertitel „Geheimtipps von Freunden“ verrät, warum: Verschiedene Autoren verraten hier ihre Lieblingsstrecken. Hier erfolgt eine ausführlichere Beschreibung als innerhalb der Länderporträts. Da möchte man am liebsten gleich losfahren.

In „Die schönsten Reisen mit dem Zug“ (Cdn 1 Schoen) werden 30 Touren in Europa vorgestellt. Darunter Rundreisen in Irland, Schottland oder Portugal. Aber auch Fahrten quer durch Europa, von Amsterdam nach Budapest oder durch Skandinavien. Zu jeder Tour gibt es nebst zahlreicher Fotos eine illustrierte Übersichtskarte mit Anreise, Fahrzeiten und Hör- bzw. Lesetipps. Die Touren sind zwischen 5 (Rumänien) und 14 (Irland) Tagen lang. Für jeden Ort und Tag werden die wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten beschrieben. Abschließend gibt es praktische Infos zu Bahngesellschaften und Tickets in den bereisten Ländern und Anreisemöglichkeiten ausgehend von München, Köln, Berlin oder Hamburg.

Von der Faszination des Bahnfahrens schreibt Jaroslav Rudiš in „Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen“ (Cdn 1 Rudi). Aufgewachsen in einer Eisenbahnerfamilie in Lomnice (CSSR, heute Tschechien) wollte er ebenfalls zur Bahn, was ihm aber aufgrund seiner Sehschwäche verwehrt blieb. Durch den Anschluss Lomnices an das Bahnnetz 1906 – was eine ähnliche Sensation war wie die örtliche Brauereieröffnung ein paar hundert Jahre früher – waren viele Ziele erreichbar. Jahre später konnte man aufgrund des Eisernen Vorhangs viele Orte nur auf Karten erreichen.

Während Schulfreunde geschmuggelte LPs aus dem Westen besaßen, hatte Rudiš eine LP mit Dampflokgeräuschen und sammelt aktuelle und historische Kursbücher. Er erzählt von seiner ersten Fahrt als Lokführer, zu der er schließlich doch noch kam. Von Spitznamen der Loks, wie dem Adler, der am 7. Dezember 1835 die 7 Kilometer lange Strecke von Nürnberg nach Fürth fuhr, oder der Lok Taurus, die beim Ein- und Ausfahren die Tonleiter spielt.

Rudiš schreibt über die Schönheit von Bahnstrecken und verweist auf Autoren und Komponisten, die sich von der Bahnfahrt haben inspirieren lassen. Ausgewählte Fahrten werden in eigenen Kapiteln ausführlicher beschrieben. Zum Bespiel begibt sich Rudiš in „Vierzig Stunden Eisenbahn. Ein Experiment“ auf eine 40-stündige Rundreise auf Deutschlands Schienen – ohne größere Verspätungen.

Joseph von Eichendorff beschrieb das Zugfahren wie folgt:

„An einem schönen warmen Herbstmorgen kam ich auf der Eisenbahn vom andern Ende Deutschlands mit einer Vehemenz dahergefahren, als käme es bei Lebensstrafe darauf an, dem Reisen, das doch mein alleiniger Zweck war, auf das allerschleunigste ein Ende zu machen. Diese Dampffahrten rütteln die Welt, die eigentlich nur noch aus Bahnhöfen besteht, unermüdlich durcheinander wie ein Kaleidoskop, wo die vorüberjagenden Landschaften, ehe man noch irgendeine Physiognomie gefaßt, immer neue Gesichter schneiden, der fliegende Salon immer andere Sozietäten bildet, bevor man noch die alten recht überwunden.“

(Quelle: http://www.zeno.org – Contumax GmbH & Co.KG. Vollständiger Text http://www.zeno.org/nid/20004740726)

Manchmal lohnt es sich, den langsameren Zug zu nehmen, wie Rudiš schreibt. Und das gilt hier auch für das Lesen. Man bekommt viele Eindrücke, erinnert sich an eigene Erlebnisse mit der Bahn. So ist es gut, ein paar Kapitel zu lesen, und diese erstmal wirken zu lassen. Eine Gebrauchsanweisung im eigentlichen Sinne ist das Buch nicht, sondern vielmehr eine schöne und lesenswerte Hommage an das Reisen mit der Bahn.

Was aber liest man, wenn man gerade keine sehenswerte Strecke vor sich hat? Das, was man gerne lesen möchte und gut auf eine Fahrt mitnehmen kann. Wenn man beim Thema Zug bleiben möchte, bieten sich natürlich Jaroslav Rudiš oder Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ sowie „16 Uhr 50 ab Paddington“ an. Literatur zum Schienenverkehr selbst, wie zur Geschichte der Eisenbahn oder zu Dampfloks, steht im Bereich Technik in den Gruppen Wkl 1 und Wkl 11.

Auch handliche Bücher, die man auf eine Zugreise mitnehmen kann und nicht nur für Bahnliebhaber interessant sind: Eine Sammlung von Fakten und Kuriositäten aus Eisenbahngeschichte und Technik sowie Superlativen ist „101 Dinge die ein Eisenbahnliebhaber wissen muss“ (Wkl 1 Frie). ). Umfangreicher ist „333x Schienenverkehr“ (Wkl 1 Doerf). Vorteil ist hier, dass die Beiträge in neun Unterkapitel wie ‚Superlativen‘, ‚Pannen, Unglücke und Kriege‘, ‚Gelungener und Schöner‘ oder ‚kurioser und spaßiger‘ eingeteilt sind. Aus beiden Reihen sind unter anderem auch Bände zum Thema Dampflok vorhanden (Wkl 11 Knip und Wkl 11 Koch).

Juliane

Ausweise im Wandel der Zeit – Bibliotheksgeschichte(n)

Wenn man sich heute in Bibliotheken umschaut fällt einem durchaus auf, dass vieles auf elektronischem Wege abläuft. So auch bei uns. Natürlich spiegelt sich das in der Art des Leseausweis wider. Wir tragen nichts mehr von Hand ein und stempeln kein Leihfristende mehr in die Bücher.

Umso schöner ist es doch, wenn man sich die „alten Schätze“ von früher ansehen kann. Glücklicherweise haben ein paar Exemplare die Zeit überdauert. Auf den Fotos seht ihr nun ein paar alte Exemplare aus der Stadtbibliothek Bielefeld.

Ganz früher sah das so aus:

Das ist ein sogenanntes Leseheft von 1940. Im Inneren wurden die einzelnen Bücher samt Leihfristende eingetragen. Interessant ist auch, dass hier schon darauf aufmerksam gemacht wurde, den Verlust dieses Heftes sofort zu melden damit Sperrungen durchgeführt werden können. Genau das sagen wir euch bei der Anmeldung auch immer noch- bei Verlust der Karte bitte Bescheid geben, damit wir sie sperren können. 🙂
Papierausweis, 1980er Jahre

Weiter geht’s, von oben nach unten: ein hellgrüner Ausweis für die Videothek (1980er Jahre), der bunte Ausweis ist ein spezieller Ausweis für den Sommerleseclub, eine Aktion für Kinder und Jugendliche in den Sommerferien. Ihr könnt noch unsere alte Adresse (Wilhelmstr. 3) erkennen. 😉 Darunter sehr ihr einen normalen Jahresausweis, allerdings ohne RFID-Chip. Dieser ist im untersten Ausweis eingearbeitet, die Karte ist nun dicker und stabiler und die Leser*innen können nun die ebenfalls gechipten Medien selber am Automaten ausleihen.

kwk

Ganz spontan…

Verflixte Kiste. Kennst du das, du sitzt vorm PC, willst etwas schreiben, hast so richtig Lust darauf, aber es fällt dir absolut nichts ein? So gerade bei mir.

Ich hatte kurz überlegt, etwas zum Thema Ostern zu schreiben, aber wusste nicht so richtig was. Mir gehen bunte Eier, Osterglocken und Osterhasen im Kopf herum, aber so richtig bringt mich das nicht weiter. Dann fiel mir die „eierlegende Wollmilchsau“ ein- vermutlich, weil ich an den Osterhasen dachte und wie es eigentlich dazu kam, dass der die Ostereier bringt. Gut, zur Sau kann ich nciht viel schreiben; sie ist eine Redewendung veranschaulicht ein imaginäres Nutztier. Was eben Eier legt (Huhn), Wolle spendet (Schaf), Milch gibt (Kuh) und aus Fleisch ist (Schwein). Damit wäre das auch geklärt.

Der Garten inspiriert mich gerade auch eher wenig. Ein kleiner Busch, der es vom Standort her schon schwer hat bei uns, wurde von Hasen ziemlich stark angeknabbert (waren wohl die Osterhasen, haha) und ich räume ihm nicht mehr allzu viele Chancen ein. Ich sollte doch mit Hasendraht arbeiten. Menno. Scheinbar hat es den Tierchen geschmeckt. Der Maulwurf ist weiterhin sehr aktiv und „Klein-Holland“ ist auch wieder am gedeihen. 🙂

Was für eine Meinung zu Tulpen habt ihr? Ich mag es ja schön bunt. Am liebsten die rot-gelben Exemplare. Aber auch die in ganz dunkel lila haben durchaus ihren Reiz. Vorletztes Jahr pflanzte ich Papageien-Tulpen. Leicht fransig am Rand, aber dafür ganz bunt. Ich hatte mir die Farben kräftiger vorgestellt, sie sind doch recht dunkel. Aber trotzdem recht interessant. Nichtsdestotrotz bleibe ich lieber bei der klassischen Sorte ohne Firlefanz. 🙂 Ich hab mal recherchiert, tatsächlich stammt die Tulpe aus Asien. Ist doch ganz interessant. Insbesondere in den Niederlanden waren die Blumenzwiebeln begehrt. Reiche Bürger werteten mit ihnen ihre Gärten auf. Anfangs wurden die Zwiebeln getauscht. Um 1600 konnte man die Blumen auch kaufen, allerdings schossen um 1637 die Preise dank der hohen Nachfrage auch aus den unteren Gesellschaftsschichten in astronomische Höhen. Der Markt brach daraufhin abrupt ein. Heutzutage spricht man von der Tulpenmanie oder dem Tulpenfieber – die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte. Mittlerweile gibt es wohl über 5000 Sorten im Handel und damit ist sie die variantenreichste Zwiebelblumengattung.

Das war nun ein kurzer Beitrag zum Thema „interessantes, unnützes Wissen“. Und der kam auf einmal von ganz allein. In diesem Sinne: Frohe Ostertage! 🙂

kwk

Happy Birthday Bobby-Car!

Hier mal wieder ein Beitrag aus meiner privaten Kopf-Kategorie „interessantes, vielleicht nützliches Wissen“:

Dieses Jahr wird das unverwüstliche kleine rote Auto schon vierzig Jahre alt! Der Erfinder, Ernst A. Bettag, sah es erst als hässliches Entlein an. Doch es wurde von den Menschen geliebt und heutzutage kann man sich keinen Kinderhaushalt mehr ohne den roten Flitzer vorstellen. Hier ein kurzer Abriss der Erfolgsgeschichte:

1938 wurde die Johann Höfler Metallspielwarenfabrik gegründet, welche 1954 von dem Dipl.-Ing. Bettag übernommen wird. Die Produktion wird auf Kunststoff umgestellt (1956) und 1962 wird die Firma in BIG-Spielwarenfabrik umbenannt. Wir alle kennen das Wappentier der Marke; der Büffel zierte 1966 zum ersten Mal ein Produkt. 1972 dann wird das erste BIG-Bobby-Car auf der Internationalen Spielwarenmesse Nürnberg vorgestellt. Was ich auch ganz interessant finde: 1985 kommt der Kindertraktor BIG John auf den Markt – er ist das erste Tretfahrzeug der Welt mit realistisch funktionierender Ladeschaufel. 2004 übernimmt die SIMBA DICKIE GROUP die BIG-Spielwarenfabrik.

Die klassische Variante ist übrigens 60 cm lang und 40 cm hoch. Natürlich hat das Auto mittlerweile allerlei Zubehör bekommen. Neben Anhänger und Schiebestangen gibt es für die lärmgeplagten Nachbarn (oder Eltern) sogenannte „Flüsterreifen“. Die dämpfen das typische Poltern, wenn nach Herzenslust über den Asphalt gebrettert wird. Wie viele Paar Schuhe schon durch das Rutschen abgenutzt wurden… ohje. Aber auch hier hat sich der Hersteller etwas einfallen lassen. Spezielle Schuhschoner sorgen dafür, dass die Schuhe der Kinder etwas länger heile bleiben.

Das Bobby-Car gibt es nicht mehr nur in dem typischen knallrot, sondern in verschiedenen Versionen. Einige Anfertigungen verwerfen das klassische Design und werden zeitgenössischen, echten Autos nachempfunden (z.B. Mercedes, Porsche). Von „Hello Kitty“- pink über Polizei-blau bis hin zu gold sind viele Farbvarianten vertreten. Limitierte Sonderanfertigungen und eben die verschiedenen Farben machen das Rutschauto durchaus für Sammler interessant. Und nicht nur Kinder haben ihren Spaß – es werden Rennen auch für Erwachsene veranstaltet. Allerdings müssen Achsen und Co. leicht modifiziert werden. Das Auto erreicht bei Abfahrten durchaus Geschwindigkeiten um die 100 km/h. Da will das Bremsen gelernt sein.

kwk

Bibliotheksgeschichte(n) – Das Rechnungsbuch

Zeit für die Bibliotheksgeschichte(n)!

Da wartete doch ein neues Objekt im „Museum“ meines Kollegen auf mich. Ich nenne es mal „das Rechnungsbuch“. Keine Ahnung, ob man das wirklich so genannt hat. Jedenfalls geht es bis 1976, ist also schon etwas älter und mit diesem wunderbar auffälligen Aufkleber versehen, seht selbst:

In diesem Buch wurden damals alles mögliche an Ausgaben verzeichnet, in DM versteht sich. 🙂 Seien es Ausgaben der Fernleihe für den Postversand, Handkassen oder Rechnungen, die Karstadt von uns beglichen haben wollte.

Am Ende des Jahres erfolgte dann die große Rechnerei und es musste natürlich alles gegenzeichnet werden. Ordnung muss sein. Irgendwann hat auch diesen Part die EDV übernommen. Aber ich muss schon sagen, damals wurde viel Wert auf sauberes Schreiben und Ordentlichkeit gelegt. Nicht auszudenken, wenn jemand ein Sternchen hier und ein Sternchen dort eingefügt hätte, man wäre vermutlich mit den Ein- und Ausgaben ganz schön ins Schleudern geraten! Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann mir stundenlang schön von Hand geschriebene Seiten anschauen. Auch ohne genau zu wissen, worum es eigentlich geht. 😉

 

kwk

Bibliotheksgeschichte(n)

Wenn man zwischendurch Luft und Zeit hat, kommt man manchmal auf die interessantesten Ideen. So kam es dazu, dass sich ein Kollege aus der EDV nicht mehr benötigte Regale organisierte und sein Büro zu einem kleinen Ausstellungsraum umfunktionierte.  Verschiedenste Stücke aus unserer Bibliotheksgeschichte werden dort präsentiert- alte Ausweise, Regelwerke, Stempel, Tastaturen… was man eben so in seinen Schreibtischschubladen liegen hat und nie wusste, ob man das behalten soll oder nicht. Viele Dinge rufen auch ein „ach jaaaa, das hatten wir ja auch mal…“ hervor und man feiert im Kopf ein stilles Wiedersehen mit altbekanntem Arbeitsmaterial. Selbst der „alte“ Kassenautomat hat seinen Platz dort gefunden. Obwohl er eigentlich noch gar nicht so alt ist. Aber auch hier schreitet die Technik in riesigen Schritten voran. Auf den Bildern könnt ihr hoffentlich ein bisschen was erkennen.

Einige Regalbretter sind noch leer, aber manchmal werden Sachen schneller Geschichte als man denkt.   Genauer präsentiere ich euch die guten Stücke mit den passenden Geschichten in den nächsten Wochen. 🙂

 

 

 

 

 

 

 

kwk

Hörbuchtipp: Die Deutschen

Auf der Suche nach einem neuen Hörbuch bin ich in der Onleihe über den Titel Die Deutschen: vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert gestolpert. Irgendwie kam mir das Ganze seltsam bekannt vor, die Inhaltsangabe verriet auch wieso. Begleitet wird das Buch nämlich von einer 10-teiligen ZDF-Doku, die ich vor Jahren mal gesehen habe. Es gibt auch ein zweites Buch und 10 weitere Folgen der Dokumentation.

In dem Hörbuch werden nun 10 Persönlichkeiten betrachtet, die an Wendepunkten der deutschen Geschichte stehen. So etwa Otto der Große, Martin Luther oder der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II.
Ich fand es spannend zu betrachten, wie einzelne Persönlichkeiten, ob freiwillig oder unfreiwillig, zur Entstehung Deutschlands beigetragen haben. Natürlich ist es nur ein Schnelldurchlauf durch 1000 Jahre deutsche Geschichte, dafür eignet es sich aber vor allem für Neulinge auf dem Gebiet.

Das Hörbuch könnt ihr bei uns in der Onleihe ausleihen.

Die Fortsetzung Die Deutschen: von Karl dem Großen bis Rosa Luxemburg haben wir zwar nicht als Hörbuch im Bestand, dafür aber als Buch in der Geschichtsabteilung in der Bibliothek am Neumarkt.

Die Folgen der ZDF-Dokumentation finden sich frei verfügbar in der ZDF-Mediathek.

lga

Mittendrin Mittwoch #99

In Indien leben fast 1,3 Milliarden Menschen, in Pakistan sind es nur 182 Millionen. Verarmt, instabil und zersplittert, scheint sich Pakistan nur über den Gegensatz zu Indien zu definieren, während Indien sich, trotz dieser Obsession, auf vielerlei Weise definiert, zum Beispiel als aufstrebende Weltmacht mit einer wachsenden Wirtschaft und einer größer werdenden Mittelschicht.

Die Macht der Geographie von Tim Marshall

In zehn Kapiteln widmet sich der Autor zehn verschiedenen Regionen der Welt und erklärt, wie die Geographie die Weltpolitik beeinflusst.
Er zeigt auf, wie Gebirge als natürliche Grenzen fungieren, wie zum Beispiel der Himalaya zwischen Indien und China, oder wie navigierbare Flüsse Länder erfolgreich machen beziehungsweise unnavigierbare Flüsse Verbindungen von Regionen und Handel erschweren. Dabei konzentriert Tim Marshall sich aber nicht ausschließlich auf die Geographie, sondern beschreibt im allgemeinen die wesentlichen Zusammenhänge, die hinter zahlreichen heutigen Konflikten in der Welt stehen.
Ich finde das Buch bisher sehr interessant, nur die Karten waren mir manchmal etwas zu klein. Dafür habe ich mal wieder meinen Diercke Weltatlas aus Schulzeiten herausgekramt, das war für eine bessere Übersicht recht hilfreich zwischendurch auch da hinein mal einen Blick zu werfen.

Das Buch könnt ihr bei uns als eBook oder vor Ort ausleihen (und den Atlas findet ihr bei uns natürlich auch 🙂 ).

lga

Elizzy von read books and fall in love hat sich für alle, die teilnehmen mögen, folgende Blogaktion ausgedacht: der „Mittendrin Mittwoch“. Er besteht aus immer neuen Zeilen aus Büchern, in denen wir aktuell wortwörtlich mittendrin stecken.