Achtung Achtung, Bücherstau im Geschäftsgang

Ihr habt sicher schon einmal den Hinweis in der „Status“-Spalte im Katalog gesehen: „z.Zt. beim Lektor“. Ich kann Euch versichern, das bedeutet nicht, dass wir die Bücher erst lesen müssen (oder dürfen), bevor sie weiter eingearbeitet werden. Aber bevor die Medien fertig für die Ausleihe sind, müssen sie einen sogenannten Geschäftsgang durchlaufen. Den versuchen wir so kurz wie möglich zu halten. Doch dabei geht es nicht nur um ein einzelnes Buch, das einfach von Hand zu Hand gereicht wird und schnell mal eben inventarisiert, katalogisiert, inhaltlich erschlossen, mit den Signaturen beklebt und foliiert werden muss.

Jede Lektorin sucht Monat für Monat Medien im Rahmen ihres Etats aus, außerdem haben wir Verträge und bekommen Grundbestandstitel automatisch geliefert. Jeden Tag kommen kistenweise neue Medien. Nach der Prüfung der Lieferungen und Rechnungen müssen die Medien erst einmal katalogisiert werden. Dann bekommt jedes Exemplar den Status „z.Zt. beim Lektor“; ab jetzt seht Ihr in unserem Web-Katalog, dass wir den Titel angeschafft haben, und Ihr könnt den Geschäftsgang weiterverfolgen: „Techn. Medienbearbeitung“ oder „in Bearbeitung“ und dann endlich „Verfügbar“.

Screenshot mit Katalogdaten aus dem online-Katalog zu dem Sachbuch "Die grosse Illusion"; die Felder "Signatur" und "Status" sind markiert

Als Lektorin bin ich u.a. zuständig für die sogenannte Inhaltliche Erschließung, damit man ein Medium im Katalog auch nach inhaltlichen Gesichtspunkten finden kann. Vor allem die Sachbücher benötigen eine systematische Einordnung, denn danach werden sie im Regal sortiert, das legt also ihren genauen Standort im Regal fest. Wir nennen das „Signieren“ oder „Signatur vergeben“. Am Ende steht diese Signatur (man könnte auch Standort-Code dazu sagen) auf dem Schildchen, mit dem der Buchrücken beklebt ist; die gleiche Signatur findet Ihr im Katalog in der Spalte „Signatur“. Mit diesem Code findet Ihr somit das gewünschte Buch im Regal – und Medien mit ähnlicher Thematik direkt daneben. (Die Spalte „Standort“ zeigt übrigens das Regal oder den Bereich an; damit soll die Signatur etwas erklärt werden: z. B. das S in der Signatur Sek 4 Gross steht für den Sachbereich Tanz/Theater/Film)

Während jeder Lektor nur die Medien aus „seinem“ Sachbereich signiert, kommen alle Medien dann in die Technische Medienbearbeitung, wo sie die Signaturschilder und die Schutzfolie erhalten. Das ist aufwändiger als es klingt, denn das Titelbild und bei Romanen auch die Klappentexte müssen erst zurechtgeschnitten werden, für unterschiedliche Beilagen wie z. B. Karten, Schnittmuster, CDs, Lösungshefte müssen Taschen eingeklebt werden. AV-Medien sind noch mal schwieriger zu bearbeiten, bekommen neue Hüllen, noch mehr Aufkleber, … . Über die TMB, so nennen wir die Abteilung kurz, könnten wir einen eigenen Beitrag schreiben. Frisch beklebt und foliiert kommen die Medien von hier dann jedenfalls ausleihfertig ins Neuerwerbungs-Regal oder auf die Ausstellungsbretter in den Regalen der jeweiligen Sachgruppe. Oder in die Stadtteilbibliotheken.

Wir bestellen regelmäßig neue Medien, das sind hunderte jeden Monat. Wie gesagt, wir bemühen uns, den Geschäftsgang so kurz und fließend wie möglich zu halten. Trotzdem entsteht immer wieder etwas, das wir einen „Bücherstau“ nennen. Das geschieht vor allem, wenn besonders viele Medien gleichzeitig geliefert werden. Oder wenn wir für andere Aufgaben eingeteilt sind: so haben z.B. der Publikumsservice oder manchmal auch besondere Projekte Vorrang, dann müssen die sogenannten Hintergrundarbeiten eben ruhen – also bleiben auch neue Medien manchmal eine Weile liegen. Um einen Stau dann wieder abzuarbeiten, können wir die Medien entweder ganz nach der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeiten oder wir ziehen die Medien vor, die besonders gefragt werden.
Immer vorgezogen werden übrigens die Bestseller-Medien, die haben ohnehin einen verkürzten Geschäftsgang.

Tja, und dann gibt es noch Verzögerungen durch Krankheit und Urlaub. 😏 Klar, immer genau dann, wenn Ihr doch auf diesen einen wichtigen Titel wartet.

Ach ja, Lektor*innen und ebenso alle Bibliotheksmitarbeiter*innen lesen natürlich gerne und viel – und neue Bücher besonders gerne. Dann leihen wir aber aus, so wie Ihr. Manchmal benötigen wir die Medien – z. B. zur Vorbereitung von Veranstaltungen – tatsächlich etwas länger.

Im Online-Katalog seht Ihr den Stand des Geschäftsgangs im Feld Status. Fragt im Eilt-Fall gerne nach, aber bitte nicht bei jedem Wunschtitel. Wenn wir alle Medien gleichzeitig vorziehen, geht natürlich gar nichts schneller. Ist wie beim Stau auf der Autobahn, da lässt man auch nicht für jeden Wagen eine Gasse, sondern nur für die mit Blaulicht. 😉 Okay, der Vergleich hinkt jetzt ein wenig. Aber wenn wir auf all den Bücherwagen ein einzelnes Buch suchen, geht ja nur weitere Zeit verloren; darum machen wir das auch nur in wichtigen Einzelfällen.

Ich könnte jetzt erzählen, dass der Geschäftsgang früher sogar Monate brauchte. Vor allem durch die elektronische Datenverarbeitung und Digitalisierung konnten mehrere Arbeitsschritte zusammengefasst und vereinfacht werden. Außerdem übernehmen wir sogenannte Fremddaten, also Katalogdaten, Inhaltsangaben etc., die bereits von anderen Bibliotheken oder Datenbanken erstellt sind und die wir übernehmen dürfen.

Heute diskutieren wir aus verschiedenen Gründen über weitere Vereinfachungen, z.B.: Wo können wir die Foliierung wegfallen lassen? Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern letztlich auch Müll.

Aber das ist wieder ein eigenes Thema.

HilDa