Vorlesetipp: Die Tiefseetaucherin

Ein Sachbuch als Vorlesetipp ist vielleicht ungewöhnlich. „Die Tiefseetaucherin“ erzählt aber auch eine Abenteuergeschichte, die Entdeckungsreise mit dem kleinen U-Boot Ulf bis zur tiefsten Stelle im Ozean. Die junge Entdeckerin ist das Mädchen Juli, nicht älter als die Zielgruppe dieses Kinderbuches: Jungforscher und Forscherinnen zwischen 6 und 10 Jahren. Da kann der eine oder die andere ja auch schon selber lesen, benötigt aber vielleicht noch etwas Unterstützung.

Bilderbuch "Die Tiefseetaucherin"; das Cover zeigt eine bunte Grafik mit einem tauchenden Mädchen inmitten einer lichtdurchfluteten Unterwasserszene mit Korallen, einer Qualle, einigen Fischen und einigen roten Krakenarmen, die hinter einem Felsen hervorkommen.

In einem Sachbuch erwartet man natürlich Wissen und Informationen. Hier geht es um die großen Ozeane und vor allem das, was bisher noch ziemlich unbekannt ist: die Tiefsee, ein Lebensraum, der uns fremder ist als die Mondoberfläche.

Von Doppelseite zu Doppelseite geht es tiefer hinab. Juli begegnet dabei ganz unterschiedlichen Lebewesen: Wale und ihre verschiedenen Jagdmethoden, Riesenkraken, die sogar mit zehn Armen winken können, Blobfische, die fast ganz aus Gelee bestehen und vieles mehr. Wir erfahren etwas über die Meeresverschmutzung und ihre Folgen. Und wusstet Ihr, dass in 8.000 Meter Tiefe ein Wasserdruck herrscht, als würden 1.600 Elefanten auf dem kleinen U-Boot stehen? Vor allem aber sehen wir die Schönheit und die skurrilen Lebensformen unter Wasser.

Für uns, die wir kein U-Boot haben, wird diese geheimnisvolle Welt sichtbar gemacht durch die Illustratorin Iris Ott. Überwiegend naturalistisch, kindgerecht und mit kräftigen Farben lässt sie uns die Unterwasserwelt miterleben. Text und Grafik erklären und laden zum eigenen Entdecken in den großformatigen Bildern ein. Da kommt man beim Vorlesen vielleicht auch schnell zum Fabulieren und Selbsterfinden von Abenteuern in der Tiefsee. Und spätestens da hat man sicher alle Kinder mit im (U-)Boot. 😉

Eine eigene Tiefseefahrt „buchen“ könnt Ihr mit unserem ganz neuen Exemplar in der Kinderbibliothek, Katalogdaten hier.

HilDa

Mittendrin Mittwoch #44

Leopardenrochen (Himantura undulata) gräbt sich mit ondulierenden Bewegungen seiner Flossensäume in den weichen Boden der Lagune ein.
(Bildunterschrift auf Seite 117)

Das Buch kam ganz zufällig in meinen Besitz; nie wäre ich auf die Idee gekommen, ein Sachbuch über Korallenriffe zu lesen, geschweige denn zu kaufen. Doch bevor ich es gleich an die Bibliothek weiterverschenke, wollte ich mir zumindest die vielen Fotos anschauen. Und prüfen, ob das Buch nicht selbst für eine große Stadtbibliothek zu speziell ist. Was soll ich sagen: Ein Wochenende lang bin ich buchstäblich in „Korallenriffe“ eingetaucht.

Sachbuch „Korallenriffe“ von Peter van Treeck. WBG, 2017

Ein Sachbuch für Meeresbiologen – nun ja, gibt es die hier in Bielefeld überhaupt? Sicher nicht viele. Aber ich freue mich schon auf den Schüler, der eine Facharbeit schreiben muss über Das Great Barrier Reef oder Den Einfluss des Menschen auf die Küsten der Südsee oder Die Bedeutung von Mangrovenwäldern für Küstenschutz und Artenvielfalt oder Die Entstehung von Atollen und ihre Gefährdung durch den Meeresanstieg oder oder oder. Da kann ich dann dieses Buch empfehlen. In erster Linie geht es aber, wie der Titel schon sagt, um die Steinkorallen als die großen Baumeister der Riffe. Alle, die z. B. im Roten Meer schnorcheln und tauchen wollen, sollten mehr über diese fantastischen Unterwasserlebenswelten wissen. Der Biologe und begeisterte Taucher Peter van Treeck erklärt auch für Laien anschaulich und verständlich. Also wirklich das ideale Buch für die genannten Zielgruppen.

Zu denen ich nicht gehöre. Ich bin einfach hinabgetaucht in meine Kindheitserinnerungen, den Fernsehabenden mit Jacques Cousteau, den U-Boot-Fahrten mit Kapitän Nemos Nautilus, den Segelturns mit der Bounty oder der Hispaniola in die Südsee – Abenteuerfahrten, die ich nicht nur gelesen und im Fernsehen verfolgt, sondern auch in ganz eigenen Versionen nachgespielt habe. Ja, ich erinnere mich, wir hatten ein Segelschiff und ein U-Boot auf dem Balkon, und da haben wir nicht nur gegen Piraten gekämpft (oder waren selbst die Piraten), sondern wir haben auch wissenschaftliche Expeditionen in die Tiefsee gemacht, Atlantis entdeckt und so.

Aber ich schweife ab, dieses Sachbuch hat mit meinen kindlichen Phantasieabenteuern natürlich nichts zu tun. Hierin geht es um die Entstehung und Verbreitung von Riffen in den Weltmeeren, die unterschiedlichen Formen, den Artenreichtum, die Ökologie. In den noch folgenden Kapiteln werden die fossilen Riffe als Zeugen der Erdgeschichte sowie die Bedeutung der Riffe für den Menschen (Baustoff, Küstenschutz, Nahrungsquelle, Pharmazie, Tourismus) und ihre Bedrohung (durch Tourismus, wirtschaftliche Ausbeutung, Verschmutzung, Klimawandel) behandelt. Und das alles ist ganz und gar nicht trocken geschrieben, sondern aktuell, anschaulich und unerwartet spannend. Außerdem wunderbar illustriert mit vielen Fotos.

Der oben zitierte Text von Seite 117 ist ein Untertitel zu einem Foto. Ein Leopardenrochen ist ein wirklich schönes Tier, aber noch mehr hat mich diese Formulierung „mit ondulierenden Bewegungen“ beeindruckt. So wie das ganze Buch. Jetzt freue ich mich auf die nächste Fernsehdokumentation (wie zum Beispiel „Der Blaue Planet“  in der ARD), wo ich mein neues Wissen mit weiteren schönen Bildern von den faszinierenden Unterwasserwelten unterfüttern kann.

Katalogdaten hier:

Treeck, Peter van : Korallenriffe : Lebendige Metropolen im Meer. – Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2017.
Standort: Naturwissenschaften Uhm 32 Tree

HilDa

Elizzy von read books and fall in love hat sich die Blogaktion ausgedacht. Der „Mittendrin Mittwoch“ besteht aus immer neuen Zeilen aus Büchern, in denen wir aktuell wortwörtlich mittendrin stecken.