4. Advent

Wir wünschen euch und euren Lieben wundervolle Weihnachten!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
nur das traute hoch heilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
schlaf in himmlischer Ruh‘,
schlaf in himmlischer Ruh‘!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
lieb‘ aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund‘:
Jesus in deiner Geburt.
Jesus in deiner Geburt
.“

kwk

Buchtipp: „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ von Pip Williams

Bondmaid – dieses Wort fehlt in der Erstausgabe des Oxford English Dictionary. Ob es wirklich fehlt, konnte ich nicht nachprüfen. Wer eine Ausgabe von 1888 hat, möge es bitte prüfen und in die Kommentare schreiben. Ich freue mich. Bondmaid ist das erste Wort, welches Esme sammelt und in eine Kiste legt.

Esme sitzt immer unter dem Sortiertisch im Skriptorium, wo die Wörter für das Oxford English Dictionary gesammelt werden. Ihr alleinerziehender Vater ist einer, der die eingesendeten Wörter sortiert. Esme ist zu Beginn des Romans ungefähr 5 Jahre alt und darf sich im Scriptorium aufhalten, solange sie nicht stört. Esme wird von ihrem Vater liebevoll an die Sprache und Schrift herangeführt und begeistert sich für Wörter und ihre Definitionen. Esme lernt jedes Wort als wertvoll zu betrachten. Sie stellt aber im Verlauf der Jahre fest, dass es Wörter gibt, die nicht in das Wörterbuch aufgenommen werden. Esme sammelt solch achtlos weggelegte Wörter. Später geht sie als junge Frau auf den Markt und sammelt dort die Wörter der Arbeiterschicht. Sie lernt von Mabel allerlei unanständige Wörter und schreibt sie genau nach den Regeln des Oxford English Dictionary auf. Esme lernt eine Schauspielerin und ihren Bruder kennen und entdeckt ungeahnte Freuden. Ihre Freundin, die Schauspielerin, setzt sich für das Frauenwahlrecht ein und als ihr Engagement endet, geht sie mit ihrem Bruder fort. Esme ist schwanger, will aber nicht heiraten. Sie verrät dem Vater nichts von seinem Kind.

Mabel gibt Ihr die Adresse einer Frau, die eine diskrete heimliche Lösung anbieten kann. Dafür ist es allerdings schon zu spät und Esme ist erleichtert, denn sie wollte so eine Lösung nicht. Da ist es gut, dass es Tante Ditte gibt. Die hat eine Freundin, die gerne ein Kind adoptieren möchte. Letztendlich wächst Esmes Tochter in Australien auf. Dort gibt es das Frauenwahlrecht schon und Esme hofft, dass ihre Tochter ein Leben mit mehr Freiheiten genießen kann. Esme setzt sich auch für das Frauenwahlrecht ein, allerdings nicht mit so radikalen Methoden wie Ihre Freundin.

Ob es dazu kommt, dass Esmes Sammlung der verlorenen Wörter veröffentlicht wird oder ob diese Wörter für immer verloren sind, das verrate ich an dieser Stelle nicht. Im Roman spielen auch Esmes Vater und das Dienstmädchen der Murrays eine wichtige Rolle. Es werden die Standesverhältnisse im ausgehenden Viktorianischen Zeitalter kritisch beleuchtet.

Tipp: Bitte nicht zu früh aufgeben. Das ist ein Roman, dem man Zeit geben muss. Er umspannt auch einen langen Zeitraum. Das letzte Kapitel spielt im Jahre 1989 und Esmes Tochter, Professor Emeritus Megan Brooks von der University of Adelaide, hält einen Vortrag. (Professor und nicht Professorin ist übrigens so im Buch verwendet worden.)

Das Buch findet ihr bei uns vor Ort oder in der Onleihe als eBook und eAudio. Hier geht es zu den Katalogdaten.

Rieke

Roomtour #1 – Stadtteilbibliothek Schildesche

Nun ist es an der Zeit, euch unsere Stadtteilbibliotheken vorzustellen. Den Anfang macht die Stadtteilbibliothek Schildesche.

Vor einigen Jahren habe ich hier während der Sommerschließung gearbeitet. Vom Schreibtisch aus kann man in den „Freestyle-Bereich“ – der Jugendbibliothek – und einen Teil des Kellers schauen. Ich hatte nebenbei ein Hörspiel mit Horrorgeschichten von H. P. Lovecraft, Richard Laymon u. a., laufen. Die letzte Geschichte handelte von Dämonen im Keller … . Als die Geschichte vorbei war, war es natürlich ruhig in der Bibliothek – bis im Keller jemand anfing, Kisten zu schieben. Warum passiert so etwas immer, wenn man gerade etwas gruseliges geschaut oder gehört hat???

Über den Schulhof der Gesamtschule gelangt man in die Bibliothek und wird am Schreibtisch von Toniefiguren sowie zwei Origamihäschen (siehe letztes Foto in diesem Beitrag) begrüßt, die im Rahmen einer Veranstaltung gebastelt wurden. Die Tonies sind sehr beliebt und fanden im Laufe des Nachmittags den Weg zu jungen Hörerinnen und Hörern.

Links vom Schreibtisch gelangt man über eine Treppe in den Freestyle-Bereich mit Sitztribüne. Von hier schaut man in einen kleinen Innenhof, wo sich eine Entenfamilie häuslich eingerichtet hat. Die hat sich zwar in der Mittagszeit nicht blicken lassen, wurde aber bei offener Tür bereits in der Bibliothek gesichtet. Wieder die Treppe rauf und an den Jugendmedien vorbei gelangt man zu den Romanen, Sachbüchern, Zeitschriften und Hörbüchern für Erwachsene, sowie dem Schülercenter mit Platz zum Lernen.

Zurück im Eingangsbereich: Rechts vom Schreibtisch stehen Kinderbücher, Hörspiele, sowie Spielfilme und Konsolenspiele, die ab 6 Jahren freigegeben sind. Alle anderen Filme, Spiele und Musik-CDs stehen im Freestyle-Bereich.

Hier steht auch ein Spielhäuschen mit gemütlicher Sitzecke, das sich gut zum Vorlesen oder Selberlesen eignet. Man wird gleich von einer Lesemaus begrüßt und darf zum Abschluss noch was vorlesen. Diesmal kindgerecht mit gutem Ende.

Juliane

3. Advent

Dieser Salat wäre doch vielleicht etwas für das Weihnachtsmenü? Oder für „die Tage danach“? 😉 Feldsalat trifft auf Datteln und Orangen, dazu gibt es leckere Käsechips. Man benötigt einige besondere Zutaten- aber hey, für Weihnachten drücke ich ein Auge zu. Ich wünsche euch viel Freude beim Ausprobieren! 🙂

Zutaten für 4-6 Portionen

Käsechips:

  • 40 g geriebener Gouda
  • 2 EL gesplitterte Mandeln

Salat:

  • 150 g Feldsalat
  • 3 Orangen
  • 80 g getrocknete Datteln ohne Stein

Dressing:

  • 150 g Crème légère
  • 3 EL Walnussöl
  • 80 ml Orangensaft
  • etwas Feigensenf
  • schwarzer Pfeffer
  • Zucker

Zubereitung:

  1. Vorbereiten: Backblech mit Backpapier belegen. Backofen vorheizen: Ober- und Unterhitze: etwa 180 °C, Heißluft: etwa 160 °C
  2. Käsechips machen: Gouda und Mandeln mischen. Mit 2 Teelöffeln etwa 16 kleine Häufchen auf das Backblech setzen und in der Mitte des Backofens backen. Backzeit: etwa 9 Min. Käsechips mit dem Backpapier auf einen Kuchenrost ziehen und erkalten lassen.
  3. Salat zubereiten: Feldsalat verlesen, waschen und abtropfen lassen. Orangen schälen, weiße Haut dabei mit entfernen, Fruchtfilets herausschneiden. Datteln der Länge nach vierteln.
  4. Dressing zubereiten: Crème légère, Walnussöl und etwa 80 ml Orangensaft verrühren, mit Feigensenf, Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken.
  5. Salat anrichten: Feldsalat, Orangenfilets und Datteln dekorativ auf Tellern verteilen. Dressing darüberträufeln und mit den Käsechips garnieren.

Guten Appetit! 🙂

kwk

Buchtipp: SOS im Atlantik

Wir hatten hier im Blog schon einmal zum Thema „Untergang der Titanic“ einige Medienempfehlungen gegeben. Nun bin ich auf ein neues Buch gestoßen, das die Katastrophe aus einem anderen Blickwinkel erzählt: ein Kindersachbuch über das kleine Schiff Carpathia, dessen Kapitän und Besatzung der sinkenden Titanic zu Hilfe eilten. Nur ca. 710 Menschen überlebten den Untergang, alle gerettet durch die Carpathia.

Bilderbuch "SOS im Atlantik: die schicksalhafte Nacht der Titanic" von Flora Delargy. Das gemalte Titelbild zeigt ein kleines Schiff, das bei Nacht ins Eismeer fährt, am Horizont die Silhouette der Titanic. Das Buch liegt auf einem gelben Stoff, ein Fernglas liegt als Requisit daneben.

Das Sachbilderbuch von Flora Delargy „SOS im Atlantik“ illustriert die eigentliche Katastrophe äußerst zurückhaltend. Erst einmal werden die beiden sehr unterschiedlichen Schiffe erklärt, ihr Aufbau, die geplanten Routen im April 1912. Den eigentlichen Untergang erleben wir hauptsächlich durch die immer dringender werdenden Funkmeldungen, die die Carpathia empfängt. Kapitän, Crew und nach und nach auch den Passagieren wird bewusst, dass die sinkende Titanic kaum noch rechtzeitig erreicht werden kann. Trotzdem riskiert der Kapitän der Carpathia alles, als er mit seinem kleinen Schiff durch die Nacht ins Eismeer steuert, Höchstgeschwindigkeit trotz Eisberggefahr.

Die Mannschaft bereitet indes alles vor, was für so eine Seenotrettung nötig ist: Rettungsboote, Leitern, Winden und Ladebäume, Notunterkünfte in den Speisesälen, medizinische Versorgung, …

Als die Carpathia endlich am Unglücksort ankommt, ist die Titanic bereits gesunken, auf dem Meer treiben aber die Rettungsboote. Hunderte Überlebende werden an Bord geholt. Der Kapitän entscheidet, zu seinem Ausgangshafen zurückzukehren, der auch der Zielhafen der Titanic gewesen war – New York, wo die Angehörigen nun verzweifelt auf Nachrichten warten.

Im Buch werden auch einige kleine, persönliche Geschichten erzählt: von dem Mädchen, das auf seiner ersten Schiffsreise seine neue Fotokamera einweiht und die Rettungsaktion dokumentiert; von dem Funker, der auf der Rückfahrt nach New York alle Presseanfragen ignoriert und stattdessen die Namen der Überlebenden morst, damit deren Familien informiert werden.

Der Fokus des Buches liegt ganz bei der umsichtigen Durchführung dieser selbstlosen Rettungsaktion durch die Besatzung der Carpathia. Die Illustrationen sind detailreich in der Darstellung der beiden Schiffe, stellen aber vor allem die Menschen in den Mittelpunkt. Die ganze Dramatik der Ereignisse wird zwar auch in den Bildern deutlich, aber die Darstellung ist nicht düster, auch nicht sensationsheischend. Bei aller Tragik, bei allem Mitgefühl, bei aller Trauer über die Opfer der Schiffskatastrophe vor jetzt 111 Jahren geht es in erster Linie um das vorbildliche Verhalten der Menschen. So erzählt die Autorin letztlich eine positive Geschichte.

HilDa

Buchtipp: 16 Uhr 50 ab Paddington

Diesen Miss-Marple-Fall (Originaltitel „4.50 from Paddington“, erschienen 1957) kannte ich bereits durch die Verfilmung mit Margaret Rutherford in der Hauptrolle. Der Roman von Agatha Christie ist der siebte mit Jane Marple. Der Film ist der erste von vier Miss-Marple-Filmen mit der wunderbaren Margaret Rutherford. Die Verfilmung von „16 Uhr 50 ab Paddington“ (Originaltitel „Murder she said“; 1961) ist aber auch der einzige dieser vier Filme, der tatsächlich auf einer Romanvorlage von Agatha Christie mit Jane Marple als Ermittlerin beruht. Die drei anderen Filme beruhen auf Vorlagen, die eigentlich Hercule Poirot als Hauptfigur haben: „Der Wachsblumenstrauß“ (Originaltitel „Murder at the Gallop“, 1963) und „Vier Frauen und ein Mord“ (Originaltitel „Murder Most Foul“, 1964); der letzte Film der Reihe „Mörder ahoi“ (Originaltitel „Murder Ahoy“, 1965) hat sogar gar keinen Bezug zu einem Christie-Roman.

Die Krimiautorin war anfangs strikt gegen diese Art der Verfilmung. Die robuste Margaret Rutherford entsprach so gar nicht dem Bild ihrer Jane Marple. Agatha Christie fürchtete, dass aus Miss Marple eine Witzfigur gemacht würde. Erst ein persönliches Gespräch mit Margaret Rutherford stimmte sie um; sie war nicht glücklich damit, akzeptierte aber, dass es in den Filmen eben eine andere Charakterisierung der Figur gäbe, ganz zugeschnitten auf die Hauptdarstellerin.

Margret Rutherford ist aber auch alles andere als der unauffällige, leicht verhuschte und zurückhaltende Typ, der aus dem Hintergrund heraus Informationen sammelt und vor sich hin strickend blitzgescheite Schlussfolgerungen zieht. Also erfand die Schauspielerin für sich einen eigenen Miss-Marple-Charakter: trotz des Alters noch rüstig und tatkräftig, etwas schrullig, äußerst eigenwillig und von entwaffnender Direktheit. Das Alter wird dann eher zur Täuschung oder selbstironisch-humoristisch eingesetzt, z.B. wenn sie nach einem flotten Tänzchen einen Herzinfarkt vortäuscht („Der Wachsblumenstrauß“). Oder wenn sie mit dem Hinweis auf einst in jungen Jahren gewonnene Fechtmeisterschaften einem Möchtegern-Admiral in einem Säbel-Duell Paroli bietet („Mörder ahoi“).

In „16 Uhr 50 ab Paddington“ verdingt sie sich selbst als Hausangestellte in einem großen Gutshaus. Und obwohl man sie eigentlich für zu alt für den Job hält, meistert sie die anstrengende Arbeit, löst so nebenbei den Fall, stellt persönlich dem Mörder eine Falle und beeindruckt noch mit klugen Ratschlägen alle Familienmitglieder, sogar den frechen kleinen Alexander, dessen Streiche und Sprüche sie gewandt kontert. Unvergessen, wie sie nach einem kurzen „Powernapping“ die Ärmel hoch krempelt und das Chaos in der Küche in Angriff nimmt.

Zur Rutherford-Marple passt das und ist natürlich auch Teil der Komik der Serie ist. Die „echte“ Christie-Marple ist in „16 Uhr 50 ab Paddington“ dagegen altersbedingt schon recht eingeschränkt. Ihr Hausarzt hat ihr sogar die geliebte Gartenarbeit verboten. Darum ruft sie Hilfe herbei.

Die Ausgangssituation ist bei Roman und Film aber erst einmal ähnlich: Eine gute Freundin (im Film natürlich Miss Marple selbst) beobachtet bei einer Zugfahrt einen Mord. Doch weil keine Leiche gefunden wird, glaubt die Polizei nicht an ein Verbrechen, sondern an einen schlechten Traum der alten Dame, die Ermittlungen werden eingestellt. Miss Marple hat aber eine Theorie. Im Film sucht Margret Rutherford als Hausangestellte selbst nach der Leiche irgendwo auf dem weitläufigen Grundstück des Gutes. Die Original-Marple findet Unterstützung bei der außergewöhnlichen Lucy Eyelesbarrow, die vor Ort aktiv ermittelt, während die alte Dame brav das ärztlich verordnete Mittagsschläfchen hält und auf Informationen wartet. Nichts desto trotz ist sie es dann aber, die den Fall löst. Wie ihr das gelingt, wird hier natürlich nicht verraten.

Neben einer kleinen Keramik-Vase mit einem Blumenstrauß ebenfalls aus Keramik steht das Buch "16 Uhr 50 ab Paddington" von Agatha Christie

Die Lektüre war nicht weniger spannend, auch wenn ich durch den Film schon den Täter kannte. Agatha Christie schreibt eben einfach gut. Ihre Charaktere sind stimmig (wenn auch Lucy Eyelesbarrow zu gut, um wahr zu sein, ist; aber solche Persönlichkeiten gehören zu einem Krimi irgendwie dazu). Der Fall bietet bei seinen Unterschieden zum Film immer noch überraschendes.

Ich schaue auch den Film immer wieder mal gerne, ich liebe die originelle Margaret Rutherford. Übrigens wurden sie und Agatha Christie trotz der anfänglichen Skepsis gute Freundinnen. Und es gab noch einmal einen kleinen Cameo-Auftritt der Schauspielerin in einer Agatha-Christie-Verfilmung: im Spielfilm „Die Morde des Herrn ABC“ mit Tony Randall als Hercule Poirot – nach Meinung eines bekannten Filmkritikers sei diese kurze Szene auch fast schon das Beste an dem Film.

Wer originalgetreue Verfilmungen sucht, dem seien die BBC-Serien empfohlen. Sie werden in unseren späteren Beiträgen noch Thema sein.

In unserem Bibliotheksbestand findet Ihr Buch (gebunden und als eBook), Hörbuch und den Rutherford-Film (noch als Videokassette in unserem Videoarchiv). (Katalogdaten)

HilDa

Buchtipp: Mord im Pfarrhaus

Agatha Christie und Miss Marple

Dies ist nun also der erste Roman mit der sagenhaften Miss Marple. Die Figur tauchte zwar schon in einigen Kurzgeschichten von Agatha Christie auf, aber in „Mord im Pfarrhaus“ (Originaltitel „The Murder at the Vicarage“; erstmals veröffentlicht 1930; unsere Katalogdaten zu Buch, Hörbuch und Verfilmung) löst sie ihren ersten Fall in einem großen Roman. Und wieder fällt auf, dass Miss Marple nicht die Hauptfigur der Geschichte ist (siehe auch unseren Blogbeitrag „Die Tote in der Bibliothek„).

Roman "Mord im Pfarrhaus" von Agatha Chrstie. Das Buch liegt auf einem Frottee-Tuch mit rosa Blütenmuster. Das Titelbild des Romans zeigt ein Steintor mit rankenden Rosen

Erzähler ist der Pfarrer. Er ist nicht nur ein wichtiger Zeuge, sein Haus ist – wie der Titel ja schon ansagt – der Tatort. Außerdem kennt er natürlich jeden in dem beschaulichen St. Mary Mead und ist Ansprechpartner für alle familiären und persönlichen Belange, mal wird sein Rat gewünscht, mal erteilt er ihn auch ungefragt. Es erscheint also normal, dass bei ihm viele Fäden zusammenlaufen.

Um so erstaunlicher ist da die Rolle seiner Nachbarin: eine ältliche Jungfer, so wird sie beschrieben, außergewöhnlich neugierig und gut vernetzt im Dorf; ihr entgeht scheinbar nichts, was sie nicht selbst beobachtet, erfährt sie von anderen. Man könnte sie auch für etwas zerstreut halten, wenn sie ihre Analogien zieht, die für alle anderen erst einmal nicht so recht nachvollziehbar scheinen. Diese alleinstehende, alte Frau wird im Dorf entweder belächelt, bemitleidet oder gar verachtet, beliebt ist sie jedenfalls nicht gerade. Dabei gebärdet sie sich im Roman gar nicht aufdringlich, wird aber mit den anderen Tratschtanten des Ortes in einen Topf geworfen; im Gegensatz zu denen gibt sie ihr Wissen über ihre Mitmenschen aber nicht breit und ungefragt weiter. Sie ist eher schüchtern und leise. Und dann sind es gerade ihre Diskretion und Zurückhaltung, die sie bei der Aufklärung dieses Falls fast zu lange zögern lässt. Ich will hier aber nichts weiter verraten.

Jedenfalls ist es diese Jane Marple, die so nebenbei ihre scharfsinnigen Bemerkungen einwirft und die entscheidenden Fragen stellt; sie zieht Zusammenhänge, die sonst niemand bedacht hat, und versteht, ja, durchschaut die Menschen wie keine andere. Während der Inspektor fleißig alle Zeugen, Verdächtige und unbeteiligten Personen befragt, während der Pfarrer seine guten Kontakte nutzt und bei ihm – und damit auch bei uns, den Lesern, denn uns erzählt er ja alles – die Informationen nach und nach zusammenfließen, ist es diese alte Dame, die bei Tee und Gebäck, beim Stricken, in schlaflosen Nächten, beim Einkauf und vor allem bei der Gartenarbeit die richtigen Schlussfolgerungen zieht und den verzwickten Fall lösen kann. Und sogar noch einiges mehr. Ihr entgeht eben nichts – und in dem kleinen englischen Dorf gibt es mehr Geheimnisse und Verbrechen, als man glauben sollte.

Dass diese Miss Marple dann noch so viele weitere Kriminalfälle in insgesamt 12 Romanen und 20 Kurzgeschichten aufklären sollte, war ursprünglich von der Autorin gar nicht geplant. Doch dann wurde Miss Marple als ungewöhnliche und von allen erst einmal unterschätzte Amateurdetektivin zum Vorbild für einen neuen Ermittlertypus. Sie war nicht die erste weibliche Romandetektivin, aber sie wurde zur berühmtesten – bis heute unerreicht in ihrer Popularität.

Einen großen Anteil daran haben auch die unterschiedlichen Verfilmungen, auch wenn die manchmal der ältlichen Dame einen gänzlich anderen Charakter gaben. Ich habe vor, noch weitere Miss-Marple-Romane zu lesen. Bei der Gelegenheit möchte ich mir auch die Verfilmungen vornehmen.
Hier also demnächst mehr.

Viel Freude beim Lesen
HilDa

Buchtipp: „Das Dings“

„Ding“ gilt laut Duden als Ersatzwort für ein Substantiv. Manchmal auch für ein Substantiv, das dem Sprecher nicht bekannt ist, oder welches ihm gerade nicht einfällt.

Was passiert, wenn ein Dings einfach irgendwo so hinplumpst? So passiert es in dem wunderschön illustrierten Bilderbuch von Simon Puttock & Daniel Egnéus:

Was ist das?

Was tut es?

Vielleicht ist es einfach da.

Es ist wunderschön.

Das Dings rührte sich nicht und tat nichts.

Flick, Purzel, Brummel und Romp kümmern sich. Und dann entwickelt sich ein regelrechter Tourismus zu dem Dings. Mit Andenkenständen, Würstchenbuden und Limondadenkiosks. Es ging zu wie auf dem Rummel. Vielen gefiel das sehr gut. Einige fanden das Dings lästig. Das Ding wurde weltberühmt obwohl es nichts tat. Es lag nur einfach da wo es hingeplumpst war und sah schön aus. Trotzdem entbrannte ein weltweiter Streit.  Wie es ausgeht mit dem Dings verrate ich nicht.

Hier findet ihr das Buch in unserem Bestand.

Rieke