Bibliotheksgeschichte(n) – Rowdys in der Musikbibliothek

Vor kurzem hat mich eine Kollegin gebeten, ihr im Magazin beim Aufräumen zu helfen. Also machten wir uns auf den Weg ins zweite Untergeschoss. Dort stehen, im sogenannten Magazin, eine ganze Menge meist schon älterer Medien, hauptsächlich Bücher. Sie wurden aus dem freizugänglichen Bereich aussortiert, sollen aber im Bestand verbleiben. Die Medien könnt ihr also auch bei uns zur Ausleihe (oder bei sehr alten Büchern zur Ansicht im Lesesaal) bestellen.

Es galt den Inhalt einiger Umzugskartons in die Regale einzuräumen. In den Kartons verbargen sich allerhand interessante Sachen zu unserer Bibliotheksgeschichte. Alte Dias, Videos, Flyer. Und einige Ordner mit Zeitungsausschnitten aus den vergangenen Jahrzehnten. Die Kollegin und ich waren natürlich neugierig und haben mal ein bisschen durch die Ordner geblättert, bevor wir alles ordentlich im Regal verstaut haben. Und der erste Artikel der uns in die Augen sprang: „Zerstörungen im Musiklektorat“. Huch, was wurde denn da zerstört? Den kleinen Artikel aus dem Westfalen-Blatt vom 24.11.1971 fanden die Kollegin und ich ein bisschen witzig. Dort heißt es unter anderem:

Zum zweiten Mal haben sich Unbekannte das Musik-Lektorat in der Stadtbibliothek ausgesucht, um ihre Zerstörungswut auszutoben.

Westfalen-Blatt, 24.11.71

Dabei haben sie sich den Abhörkabinen im Ausleihraum der damaligen Bibliothek gewidmet. „Der oder die Rowdys“ hatten schon vor einem halben Jahr Membranen aus den Telefonhörern entfernt. Nun schnitten sie die Telefonleitungen in den Abhörkabinen durch und rissen einen „Fernsprechapparat“ sogar ganz aus der Wand.

Reißerische Schlagzeile aus der Neuen Westfälischen. 🙂

Diese Rowdys… echt unverschämt! 😀 Verwirrt waren die Kollegin und ich nur kurz ob der Fernsprechapparate in den Abhörkabinen. In den Kabinen konnten die Kunden die Schallplatten abhören, nur, wozu diente der Fernsprechapparat? Die Lösung offenbarte ein Artikel, den wir auf der nächsten Seite fanden. Der selbe Vorfall, nur dieses mal handelt es sich um einen Artikel aus der Neuen Westfälischen: „Rowdys am Werk in der Musikbibliothek“. Da sind sie wieder, die Rowdys. Auch in diesem Artikel wird die Missetat der Rowdys kurz beschrieben:

Eine böse Entdeckung machte man gestern Vormittag in der Stadtbibliothek an der Alfred-Bozi-Straße: in den Abhörkabinen der Musikbibliothek hatten anscheinend Rowdys ihr Unwesen getrieben. Drei Telefonhörer waren abgeschnitten, ein Telefongerät war ganz aus der Wand herausgerissen worden. Außerdem waren die schalldichten Wände der Kabinen mutwillig beschädigt worden.

Neue Westfälische

Und dann erfahren wir noch, was es mit den Telefonen auf sich hat. Mit dem Hörer konnten die potenziellen Entleiher direkt in der Ausleihe anrufen, um Bescheid zu geben, ob sie die abgehörte Schallplatte ausleihen wollen oder ob sie noch andere abhören möchten. Auch praktisch!

Die Missetäter scheinen sich danach andere Ziele gesucht zu haben. Zumindest haben wir beim Durchblättern keine weiteren Rowdy-Schlagzeilen finden können. 🙂

lga

Radtour nach Dienstschluss

Stadtradeln in Bielefeld ist für dieses Jahr vorbei, aber wir möchten gerne unsere gemeinsame Radtour mit Euch teilen.

Wir trafen uns an einem Samstag mittags kurz nach Dienstschluss: Kolleginnen und Partner, insgesamt 12 Teilnehmer*innen. Die gemeinsam gefahrenen Kilometer sollten unserem Stadtradeln-Team „Stadtbibliothek auf Rädern“ gut geschrieben werden. Als es hieß, die Strecke sei ca. 30 km lang, war ich nicht sicher, ob ich mithalten könnte. Zum Glück war nicht die einfache Strecke gemeint, sondern wirklich der gesamte Rundkurs. Nun, das erschien machbar, auch wenn ich keine elektrische Unterstützung an meinem Fahrrad habe.

Eine erfahrene Kollegin hatte den Kurs für uns ausgesucht und vorbereitet; gleich zu Beginn skizzierte sie kurz den Schwierigkeitsgrad und die Richtung, „warnte“ uns schon mal vor, es gäbe unterwegs auch ein bisschen Stadtgeschichte und Kultur, vor allem aber eine Eisdiele als Zielort. Und schon ging es los.

Erste Wegmarke war das Gelände bei den Oetker-Werken. Wir mussten erst einmal durch die Stadt: Turnerstraße, Altstadt, am Naturkundemuseums vorbei, über den Adenauerplatz unter der Sparrenburg her nach Bethel, dort dann zur Radrennbahn.

Auf dem Foto ist ein Schotterweg, dahinter eine umzäunte Grünfläche zu erkennen, im Hintergrund Bäume und Häuser, in der Ferne der Turm der Sparrenburg

Moment, sagt jetzt vielleicht nicht nur die Zugezogene, sondern auch so mancher ortskundige Bielefelder: Die Radrennbahn ist doch im Osten der Stadt in den Heeper Fichten. Stimmt, doch die erste Bielefelder Radrennbahn vor gut 130 Jahren – und noch mit den kuriosen Hochrädern befahren – war am Bolbrinker in Gadderbaum. Viel erkennen kann man von der alten Pracht zwar nicht mehr, aber ein Zeitungsartikel vom 12.2.2016 in der NW erzählt etwas mehr über die Geschichte des Bolbrinkers. Ich bin nur froh, dass unsere Fahrräder heute moderner und leichter zu fahren sind als die Hochräder, auf denen damals hier die Rennen ausgetragen wurden. Eine Skulptur gibt einen Eindruck. Sieht ja beeindruckend aus. Aber auf so einem Hochrad und noch dazu mit langem Kleid hätte ich unsere Radtour nicht gemacht. Wir fuhren eine Ehrenrunde auf der 333,3-Meter-Strecke und stellten uns dabei den tosenden Applaus der Massen auf den Rängen vor: Wir gewannen das Mannschaftsrennen.

Ohne Applaus ging es weiter: erst den Ostwestfalendamm überqueren (Brücke natürlich) und eine kurze Strecke parallel dazu über den Kamm (die erste anstrengende Steigung) zur Lutter, genauer zu der Ems-Lutter. Wusste ich auch nicht: Es gibt zwei Lutter, die Weser-Lutter (auch Bielefelder Lutter oder Lutterbach genannt) fließt (wieder) durch die Stadt und mündet später über Aa und Werre in die Weser; wir folgten ein Stück der Ems-Lutter (auch Gütersloher Lutter genannt) durch ein herrliches Wäldchen mit vielen kleinen Feuchtbiotopen.

Schild "Luttertal: Wandern auf dem Ems-Lutter-Weg" mit Karte, Legende und Beschreibungen (auf dem Foto nicht lesbar)
Das Luttertal ist Teil eines Wander- und Radwanderweges

Da kam es zu einer kleinen Panne, wir bemerkten erst gar nicht, dass wir zwei Mitfahrerinnen verloren hatten. Zum Glück gibt es Smartphones. Und zumindest einer von uns hatte Werkzeug dabei und konnte helfen. Während wir warteten, habe ich diese gelbe Blume fotografiert, die ich später als Wasserlilie identifizieren konnte.

Wasserlilie inmitten von Gras und Schilf
Wasserlilie im Feuchtbiotop

Der nächste kurze Haltepunkt war der Campingplatz in Quelle „Campingpark Bielefeld, Meyer zu Bentrup“ mit Hinweis auf den kleinen Zoo, den Hofladen und vor allem den Biergarten. Aber wir machten hier noch keine Rast. Nach einer kurzen Diskussion über die Lokalpolitik zum geplanten Badesee bei Bielefeld, der wohl nicht öffentlich zugänglich, sondern nur für Campingplatzkunden nutzbar sein wird, fuhren wir weiter, vorbei an grünen Landschaften und blühenden Vorgärten.

Die Autobahnbrücke über die A33 war die zweite Steigung auf unserer Strecke, aber hatte dann auch eine schöne Abfahrt. Und schon rollten wir in das alte Städtchen Steinhagen, an der Gemeindebücherei vorbei zur Kirche, wo wir die Fahrräder abgestellt haben, um uns mit einem Eis zu belohnen. „Mandarine-Schmand“ war die besondere Empfehlung, der ich mich anschließen kann. Lecker.

Alte Kirche, an der Mauer zum Kirchhof lehnen Fahrräder, im Hintergrund ein Fachwerkhaus
Ev. Pfarrkirche Steinhagen, Rückfront

Aus Steinhagen kommt übrigens auch der „Steinhäger“ – klingt jetzt wenig originell, aber mir war das wirklich neu, den Ortsnamen Steinhagen gibt es ja wohl öfter. Die urigen Flaschen („Kruke“ aus braunem Steinzeug) des Branntweins kenne ich natürlich. Also vom Sehen.

Für den Rückweg nahmen wir fast die gleiche Strecke nur mit einem kleinen Schlenker zu Niemöllers Mühle, die letzte noch funktionstüchtige Mühle Bielefelds, liebevoll restauriert und gepflegt von ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern. Ein schönes Ausflugsziel, normalerweise auch mit einem Veranstaltungsprogramm: Führungen, Brotbacken und andere Workshops. Mehr findet Ihr auf der Website des Mühlenvereins.

Foto von dem Mühlrad, auf das von oben Wasser fällt, das in einem Bach weiterfließt
Niemöllers Mühle

Wieder in Bielefeld City angekommen, war der logische Abschluss ein Biergarten in der Altstadt. Ein runder Nachmittag: gut vorbereitete Tour, fröhliches und rücksichtsvolles Team. Und das ideale Radfahr-Wetter: trocken, nicht zu warm und ohne Gegenwind. Die schönen Tour- und Ausflugsziele geben wir hiermit gerne weiter.

Zum Schluss noch unser Ergebnis beim Stadtradeln:
Unser Team „Stadtbibliothek auf Rädern“ hatte 40 aktive Mitfahrer*innen. Zusammen haben wir fast genau 11.800 km erradelt, das macht im Durchschnitt 295 km pro Person; nun ja, Durchschnitt heißt, einige sind sportlich auf über 1000 km gekommen und andere haben einen deutlich kleineren Beitrag geleistet. Jeder nach seinen Möglichkeiten, jeder einzelne Kilometer war willkommen. Ich liege mit meiner Gesamtleistung von 140 km jedenfalls sehr deutlich unter dem Durchschnitt, aber immerhin über meinem Vorjahresergebnis.
Spaß gemacht hat‘s, darauf kommt es an.

HilDa

Unsere Bibliothek und die freche Corona: Gedanken zu einem ganz außergewöhnlichen Jubiläum…

Gerne schreibt man einen schönen Text zu einem speziellen Anlass. Man feiert 25 Jahre Dienstjubiläum, 50 Jahre Hochzeit, (Schriftsteller feiern) 100 Jahre Einsamkeit, oder auch den 111. Bibliotheksgeburtstag (wie wir es in Bielefeld 2016 gemacht haben). Irgendwie gibt es jedes Jahr hier und überall mehrere Gründe und Anlässe zum Feiern. Da blickt man gerne zurück und redet über Geschehenes, Erreichtes und Schönes. Man bedankt sich und freut sich auf die Zukunft… und auf das nächste Jubiläum.

Nun haben wir in dieser Woche auch ein besonderes Jubiläum zu begehen, nämlich ein ganzes Jahr „Zusammenlebens“ unserer Bibliothek mit Corona. Ein ganzes langes Jahr ist vergangen, seitdem unsere Bibliothek ihre Türen komplett schließen musste und seitdem nichts mehr ist, wie es war.

Wollen wir mit einem Rückblick beginnen und schauen was uns dieses Coronajahr gebracht, gelehrt und bedeutet hat?  In diesem ganz besonderen Jahr haben wir geschafft, was man sonst in den 115 Jahren Bestehens unserer Bibliothek nicht schaffte. Wir haben nämlich geschafft, zweimal in einem Jahr unsere Zentralbibliothek und alle unsere Stadtteilbibliotheken komplett zu schließen und wieder zu eröffnen. Vor zwei Jahren nur wäre so was nicht mal als Dystopie vorstellbar gewesen.

Eine komplett geschlossene Bibliothek ist eine Erfahrung für sich und eine mögliche Kulisse für Krimis. Das sind: leere Regale, alleinstehende Stühle und Sessel, verlassene PCs und Kopiergeräte, dunkle Bildschirme, leere Körbe und verstaubte Arbeitsplätze. Wir hatten Zeit für den größten Frühjahrsputz seit Jahren und anschließend genügend Zeit zum Nachdenken darüber, was wir alles vermissen in diesen ruhigen, wartenden und irgendwo traurigen Räumen. Alles was man in den letzten Jahren mit viel Kreativität aufgebaut hat, um unsere Bibliothek als das städtische Wohnzimmer, als den dritten Ort neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz den Bielefelder*innen und Gästen unserer Stadt bereitzustellen, sieht jetzt leer und verlassen aus. Man hört nicht mehr so häufig das Geräusch unserer Rückgabeanlage, das Piepen an den Türen, sogar das Blättern in der Zeitung an dem großen Tisch im Erdgeschoß fehlt uns. Nicht zu sprechen von den ganzen Veranstaltungen, die wir schon seit über einem Jahr nicht mehr so wie früher durchführen können. Ja, über ein Jahr ist es her, dass wir keine Samstagslesung für Kinder mehr anbieten, keinen kunterbunten Bücherspaß am Freitag, keine Strickrunde, keine Spiele-Wiese, keine Makerspace-Veranstaltungen, keine öffentlichen Hausführungen, keine Ausstellungen…

Nun ja. Während die Komplettschließung der Bibliothek relativ unproblematisch ablief, mussten wir für die Wiedereröffnung komplexe und nicht immer selbsterklärende und oft herausfordernde Prozesse und Szenarien durchspielen. Mehrmals haben wir den Eingangsbereich umgestaltet und dekoriert, Stühle und Sessel wurden gezählt, hin und her bewegt und manches auch komplett entfernt (bis heute befinden sich eine Reihe Stühle in „Haft“, in der Lernbox 3, und können dort besichtigt – aber nicht benutzt! – werden). Die verschiedensten Ecken und Sitzmöglichkeiten wurden durch unpassierbare (Bücher-)Mauern und leicht passierbares Flatterband gesperrt, Tresen wurden mit Plexiglas ausgestattet. Mehrmals in diesem Jahr wurde über die Zahl unserer Besucher*innen pro Tag beraten, auch eine Möglichkeit für die Kontrolle musste her. Alles nur damit wir öffnen und unseren Kund*innen eine bestimmte Sicherheit anbieten können. Ob wir uns daran schon gewöhnt haben?

Sogar unser hauseigener Goethe trägt in Zeiten von Corona einen Mundschutz.

Gewöhnen mussten wir uns in dieser Zeit an Vieles. An die Masken, die uns alle irgendwie anders aussehen und manchmal klingen lassen. Nach den Stoffmasken, wo mindestens noch etwas Farbe, Muster und Fantasie vorhanden war, sehen nunmehr unsere unteren Gesichtspartien nur noch gleich, weiß, aus. Das Betreten der Bibliothek – wenn diese nun mal geöffnet ist – verlangt nach einem bestimmten, gar nicht so einfachen Ritual: Maske aufsetzen, Hände desinfizieren, Ausweis suchen, Chip nehmen, sich mit dem Ausweis am Easy Check registrieren lassen und flink durch die Tür, da sie sonst ziemlich schnell wieder zuschlägt. Unser Vorraum im Erdgeschoß erinnert jetzt mehr oder weniger an einen Lagerraum: größere und kleinere Tische wurden aufgestellt, ein Regal steht in der Ecke, Sitzmöglichkeiten für unser nettes Wachpersonal wurden geholt. Man findet Anmeldeformulare, Masken, Stifte, Körbe mit und ohne Chips, Aufsteller, Desinfektionsmittelständer, einen Heizungskörper bei kalten Tagen und einen Ventilator bei der Hitze. Auch ein kleiner Weihnachtsbaum – wirklich ein Hingucker – fand da eine Ecke, ziemlich gedrängt, auf so einem kleinen Platz…

Dieser Text sollte aber, bitte, auf keinen Fall als Nekrolog auf unser ehemaliges Bibliotheksleben klingen.  Er ist als Jubiläumstext gedacht, und normalerweise rundet man einen Jubiläumstext mit einem schönen optimistischen Satz und einem Blick in die Zukunft ab. Gibt es auch etwas Positives an dem ganzen Geschehen, das uns das Jahr 2020 und auch bisher 2021 beschert hat?

Lasst uns mal darüber sprechen, was wir alles in dieser Zeit gelernt haben. Wir haben noch einmal bestätigt bekommen, dass wir als Bibliothek wichtig sind und vermisst werden. Unsere Kund*innen haben sich alle riesig über unsere im Voraus bestellten Bücherpakete gefreut, so viel Dankbarkeit – mal versüßt mit einer Tafel Schokolade – haben wir so noch nicht erlebt. Unsere Räume wurden vermisst, unsere Veranstaltungen, die Begegnungen. Wir haben gelernt, dass wir mit dem Aufbau unseres digitalen Angebots auf dem richtigen Weg waren. Ob man ein eBook gut findet oder nicht, in den Zeiten der Pandemie erwies sich unsere Onleihe als eine begehrte und gut benutzte Alternative. Nicht nur Bücher verschiedenster Art kann man bei uns digital lesen, man kann auch in Zeitungen und Zeitschriften aus aller Welt in mehreren Sprachen oder im „Spiegel“-Archiv stöbern, man kann eine oder mehrere Fremdsprachen lernen, Statistiken und Dossiers aufrufen, Musik streamen, eine Oper oder ein Ballettstück bewundern, an mehreren digitalen Kursen teilnehmen, und sogar unsere begehrten Literaturtage gab es im letzten Jahr auch digital per Streaming ganz bequem von zu Hause auf dem Sofa zu sehen.

Wir haben eine neue Art der Kommunikation unter uns und mit unseren Kunden, mit anderen Bibliotheken, mit anderen Institutionen ausprobieren dürfen. Anfangs ungewohnt und zaghaft, zögerlich setzte sich die Methode Videokonferenz langsam durch. Nicht nur für Sitzungen und Konferenzen, auch für kulturelle Veranstaltungen und Bildungsaktivitäten hat uns diese Form als praktische Alternative gute Dienste leisten können und leitest sie weiterhin, auch jetzt. Facharbeitsrecherche, Ferienprogramme oder Makerspace Aktivitäten lassen sich auch ganz gut auf dieser Weise durchführen. Somit können ja auch Menschen daran teilnehmen, die es sonst  nicht zu uns schaffen konnten, warum auch immer. Und wann sonst konnte man sich noch ohne zusätzliche Kosten einen Vortrag in einer Bibliothek in den Niederlanden, den USA oder Australien ganz bequem liegend anhören? Und wie wäre es mit einer Kaffee-Runde digital? Noch nicht ausprobiert?

Dann lasst uns jetzt mal eine Tasse guten Tee oder Kaffee nehmen und nochmal über unsere Zukunft und unsere Rolle in und für die Gesellschaft in diesen, nicht so ganz einfachen, Zeiten nachdenken. Wenn nicht jetzt wann sonst? Wir haben im Herbst 2019 unsere Öffnungszeiten nach dem Open Library Model erweitert und unser Motto las sich „Offen wie nie zuvor“. Wir haben im Frühjahr 2020 unsere Bibliothek komplett geschlossen und unser Motto wurde „Digital wie nie zuvor“. Jetzt befinden wir uns Anfang des Frühjahres 2021, partiell geöffnet und unser Motto lautet „Flexibel wie nie zuvor“. Und kreativ waren wir ja sowieso immer. Trinken wir unsere Tasse aus, und freuen uns auf unsere Zukunft. Wenn wir einen Stein auf eine Palme legen, wächst sie besonders hoch!

I.C.

Ein Weihnachtsgruß

Weihnachten wird dieses Jahr ganz anders als sonst. Viele Treffen mit Familie und Freunden finden nicht statt. Vielleicht konnte auch das ein oder andere Geschenk nicht mehr besorgt werden. Kein Weihnachtsmarkt. Und nach weißer Weihnacht sieht es hier gerade auch nicht aus (okay, letzteres ist jetzt nicht untypisch).

Lasst uns dennoch alle das Beste daraus machen und dieses Jahr ein ganz ruhiges und entschleunigtes Weihnachten feiern.

Habt ein schönes Fest und bleibt gesund!

Euer Bibliotheksteam.

Haben Sie nächste Woche geschlossen?

Update: Wir bleiben auch im November offen! Wir bitten euch weiterhin, die geltenden Hygienemaßnahmen zu beachten und eure Aufenthalte bei uns zu reduzieren. Gemeinsam schaffen wir das!


Tja, das wissen wir selber noch nicht so genau. Für die Statistik führen wir jeden Tag Strichlisten, wie viele Auskünfte wir erteilt haben. Am Empfang haben wir die Strichliste heute Mittag mal aufgeteilt in „Auskünfte“ und „Haben Sie nächste Woche geschlossen?“. Weil uns letztere Frage überproportional häufig gestellt wird.

Gerne würden wir euch da schon eine klare Antwort geben, das ist ja schließlich eine berechtigte Frage. Explizit werden Bibliotheken in den neuen Vorgaben nicht erwähnt. An einer Stelle ist nur von „ähnlichen Einrichtungen“ die Rede. Daher müssen wir abwarten, welche Beschlüsse das Land und auch die Stadt Bielefeld treffen.

Wir hoffen, dass wir euch dann Anfang nächster Woche hier genauere Infos mitteilen können.

Bis dahin stricheln wir noch ein bisschen weiter auf unserer Liste. 🙂

Bibliotheksgeschichte(n) – der „Wunsch-Zettel“

Zum Wochenende- ein klitzekleiner Beitrag aus der Bibliotheksgeschichte.

Heute laufen die Anschaffungsvorschläge meistens in digitaler Form bei uns auf, früher gab es diese netten Zettel. Dort konnte das gewünschte Buch vermerkt werden und dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Damals hießen wir noch „Stadtbücherei“. Die Öffnungszeiten sind sehr interessant und nicht ganz leicht zu merken. 😉

„Wünsch dir was“ aus den 1960er-1970er Jahren:

 

kwk

Bibliotheksgeschichte(n) – Das Berichtsheft

In meinem Betrag „Bibliotheksgeschichte(n)“ hatte ich ja schon darauf verwiesen, dass ich mir einzelne Sachen aus der Historie unseres Hauses einmal vornehme und etwas näher darauf eingehe.

Los geht es mit einem Berichtsheft. Während der Ausbildung hat man ein Berichtsheft zu führen, ob es einem gefällt oder nicht. Ich habe es auch noch handschriftlich gemacht, ein paar Jahre später kam dann aber die Ausfüllvariante am PC. Das Berichtsheft dient als vollständiger Nachweis über die Ausbildung. Man hält jeden Tag kurz fest,  was man an diesem Tag gemacht hat. Der Ausbilder/die Ausbilderin muss es in regelmäßigen Abständen gegenlesen und unterzeichnen. Früher mussten auch noch zusätzlich Abteilungsberichte geschrieben werden, also am Ende der Zeit in einer Abteilung wurde vom Azubi ein großer Bericht  über die Arbeit dort verfasst.

Dieses Berichtsheft stammt aus dem Jahre 1966. Ihr seht, Vordrucke gab es damals noch nicht. Es wurde auf einfachem Papier geschrieben und in einem Aktenordner abgeheftet.
Was sehr interessant ist- zusätzlich zu den Berichten aus den Abteilungen wurde ebenfalls darüber geschrieben, wie man sich vor Feuer schützt und was Gewerkschaften sind.

Zweierlei Bibliotheksausweise – damals wurde noch zwischen einheimischem und auswärtigem Leser unterschieden…

Teil eins einer Übersicht über die wichtigsten Begriffe. Oben am Blattrand erkennt man, dass Büroklammern auf lange Sicht dem Papier nicht gut tun.

 

Auf dem Bild seht ihr, wie katalogisiert wurde. Die eckigen Kästchen stellen die Katalogkarten da. Heute wird das alles über eine Eingabemaske am PC gemacht, das sind dann quasi virtuelle Katalogkarten.

Ich könnte noch so viel mehr zu den einzelnen Seiten schreiben. Aber das wird zu viel. Außerdem muss ich aufpassen, dass ich alles verständlich erkläre und nicht noch mehr Fachbegriffe einstreue (ganz schön schwierig…). Die Katalogkarten werden uns aber weiterhin begleiten, versprochen… 😉

kwk

 

Ein neues Gesicht!

Einen wunderschönen guten Tag wünscht euch die neue Auszubildende der Stadtbibliothek Bielefeld, Katharina Schiermeyer! Seit August bin ich nun in der Stadtbibliothek anzutreffen, ab September geht es allerdings zunächst eine Zeit lang in die Stadtteilbibliothek Brackwede.

Für diese Ausbildung habe ich mich entschieden, da ich unbedingt „irgendwas mit Medien“ machen wollte. Nach einigen Stunden Recherche bin ich dann auf die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, kurz FaMI, gestoßen. Auch wenn der etwas kompliziertere Name zuerst etwas abschreckend wirkte, fand ich darunter einen unglaublich vielfältigen und interessanten Beruf, in welchem man mit Medien aller Art zu tun hat. Von Hörbüchern über CDs und DVDs bis hin zu Sachliteratur, Belletristik und vielen Weiteren ist alles dabei.

Dass ich meine Ausbildung mit fünf Masken und einer Flasche Desinfektionsmittel antreten würde, habe ich zum Zeitpunkt meiner Bewerbung allerdings auch nicht erwartet. Nichtsdestotrotz bin ich glücklich mit meiner Ausbildung und fühle mich hier super gut aufgehoben.

Ich freue mich schon euch, liebe Leser*innen, kennen zu lernen!

 

 

 

 

 

 

Katharina Schiermeyer

Was wir jetzt so machen

Seit Montag, den 16.03.2020, ist die Stadtbibliothek nun geschlossen. Der ein oder andere fragt sich vielleicht, was wir jetzt den lieben langen Tag machen, so ganz ohne Kunden. Darauf möchte ich in diesem Beitrag mal ein bisschen Licht werfen.

Telefondienst
Von montags bis freitags stehen wir euch in der Zeit von 10 bis 16 Uhr für Fragen per Telefon zur Verfügung (0521 51-5000). Dieser Dienst muss besetzt werden, weiterhin beantworten wir natürlich auch Fragen per Mail oder bearbeiten Online-Anmeldungen. Bis zum 30.06.2020 sind Neuanmeldungen über das Formular oder Ausweisverlängerungen übrigens kostenlos. Hier mehr dazu.

Aufräumen!
Tatsächlich fehlt uns im laufenden Betrieb oft die Zeit uns richtig intensiv um unseren Bestand zu kümmern. Morgens werden jeden Tag Bücher zurück in die Regale einsortiert und dabei fallen auch Bücher auf, die falsch stehen und die wir dann natürlich richtig einordnen. Manchmal steht man aber auch vor einer Gruppe, bei der ein kleines Chaos herrscht, hat aber nur noch fünf Minuten Zeit, bis man bei der nächsten Besprechung/beim nächsten Termin sein muss. Gut, dann muss das halt warten, bis mal Zeit da ist – und beim nächsten Mal hat man dann wieder keine.
Daher ist das für uns jetzt eine richtig gute Gelegenheit, mal ans Regal zu gehen und bei jedem Buch zu kontrollieren, ob es auch tatsächlich am richtigen Platz steht. Vereinzelt tauchen hier Bücher auf, die eigentlich in eine Stadtteilbibliothek gehören oder umgekehrt, manchmal ist ein Buch nur mit seinem Nebenmann vertauscht, manchmal steht auch eines komplett falsch.
Außerdem machen wir uns auch ans Makulieren von Medien. Dazu gehen wir Listen mit Titeln durch, die in den letzten zwei Jahren nicht ausgeliehen wurden. Da muss dann auch nochmal geschaut werden, ob das Buch wirklich raus kann oder nicht. Diese Medien müssen dann entsprechend bearbeitet werden. Zuerst werden sie im System gelöscht und je nach dem, wie ihr Zustand ist, müssen sie anschließend entsorgt oder für den Flohmarkt vorbereitet werden.

Bestellen, Katalogisieren, Foliieren…
Außerdem gehen wir natürlich auch weiterhin der Aufgabe nach, neue Medien zu bestellen und einzuarbeiten. Die einen Kolleginn*en entscheiden, welche Bücher bestellt werden sollen, andere bestellen diese und katalogisieren die eintreffenden Medien, wieder andere kümmern sich um die technische Medienbearbeitung, also dass die Medien ein Signaturschildchen bekommen und zum Beispiel Bücher foliiert werden. Auch Zeitschriften treffen weiterhin bei uns ein und müssen wie gehabt bearbeitet werden.

Social Media
Um mit euch in Kontakt zu bleiben, sind wir natürlich auch weiterhin auf unseren Social Media Kanälen aktiv. Auf Twitter, Instagram, Facebook und hier auf dem Blog wollen wir euch über unsere Arbeit, Neuigkeiten und welche Möglichkeiten für eine Onlinenutzung der Bibliothek bestehen auf dem Laufenden halten.
Außerdem haben wir unseren Youtube-Channel aus der Versenkung geholt. Dort werden wir kurze Videos, zum Beispiel zur Nutzung unserer Online-Angebote, hochladen. Gerade wer diese Angebote noch nie genutzt hat, kann sich mit so einer visuellen Anleitung vielleicht besser zurecht finden.

Veranstaltungen
Ja, momentan sieht es in der Veranstaltungslandschaft eher mau aus, dennoch können wir schon mal das ein oder andere vorbereiten. Wir machen uns zum Beispiel schon Gedanken über die Nacht der Bibliotheken 2021. Die Vorbereitungen für die Literaturtage, unsere Lesereihe im Herbst, und andere Veranstaltungen laufen natürlich auch weiter. Außerdem nutzen wir die zusätzliche Zeit, um einfach mal ganz neue Ideen für Veranstaltungsformate zu entwickeln.

MakerSpace
Auch alle MakerSpace Veranstaltungen fallen momentan natürlich aus. Das gibt uns Zeit mal das ein oder andere auszuprobieren. So konnte ein Kollege sich schon intensiv mit unserem 3D-Drucker beschäftigen und herausfinden, warum der manchmal nicht so will wie wir (Problem gelöst: da kann demnächst wieder fröhlich gedruckt werden). Wir haben Zeit uns mal hinzusetzen und für den nächsten Nähworkshop, die nächste Bastelaktion usw. die Beispiele vorzubereiten oder Ideen für kommende Ferienprogramme und Veranstaltungen zu sammeln.

Tag X
So betiteln wir intern den Tag, an dem wir die Bibliothek wieder öffnen können. Dafür muss natürlich auch einiges bedacht und geplant werden, womit sich eine weitere Arbeitsgruppe – die Task Force – befasst. Wir hoffen natürlich, dass dieser Tag so schnell es geht kommt, vordergründig geht es momentan aber immer noch darum, das Coronavirus so gut es geht einzuschränken. Also: falls möglich bleibt zu Hause und nutzt am besten unsere Online-Angebote um Langeweile zu vermeiden. 😉

Was uns sonst noch einfällt
Und dann hat natürlich jeder noch seine eigenen Aufgaben, die normal weiterlaufen oder eigene Projekte. Endlich mal das Materiallager der Kinderbibliothek aufräumen zum Beispiel oder die neuen Postkarten gestalten, über die wir schon ewig reden oder mal intensiv an dem einen Konzept arbeiten oder endlich mal die Präsentation für die eine Veranstaltung umarbeiten oder oder oder.

Langweilig wird uns also erstmal nicht. Die Situation momentan ist natürlich unschön, man fühlt sich oft etwas mulmig und die Nachrichten sind eigentlich nur noch eine Coronaschau und keine Tagesschau mehr. Aber man soll ja auch das Positive sehen und so freuen wir uns, die zusätzliche Zeit für Dinge nutzen zu können, die sonst oft liegen bleiben.

Bei all dem wird der Mindestabstand natürlich stets eingehalten! 😉

lga