Das Kinderkulturfest Wackelpeter ist eine schöne Tradition in Bielefeld. Immer am letzten Sonntag der Sommerferien findet es im Ravensberger Park statt. Naja fast immer, wenn da nicht so eine Pandemie dazwischen kommt. Oder ein Gewitter mit Starkregen.
Alles sollte wieder normal sein: Spaß und Spiele, Kunst und Action. (YouTube-Video von Radio Bielefeld) Aber die Wiesen im Park waren durch den vielen Regen in den zwei Wochen zuvor so stark aufgeweicht, dass kurz vor Beginn etwas umorganisiert werden musste. Das betraf aber nicht unsere Planungen; wir wollten wieder unsere Kinderdruckerei aufbauen. Im letzten Jahr war so oft danach gefragt worden (da hatten wir uns nach der Corona-Pause für ein Programm mit weniger Aufwand entschieden).
In diesem Jahr waren wir nur zu dritt, aber unsere Kollegin Rieke hatte alles gut vorbereitet: Sie brachte mit unserem Lesemobil das gesamte Equipment zum Standort neben dem Historischen Museum; die Veranstalter hatten für uns auch schon Tische und Bänke bereit gelegt. Wir konnten schnell aufbauen und waren fertig, als sogar deutlich vor 11 Uhr der „Wackelpeter“ eröffnet wurde. Der Platz war da schon rappelvoll – und so blieb es auch den Tag über. Wir hatten gerade mal Zeit für jeweils eine kurze Pause im Wechsel.
Am Stand war immer Betrieb, mal bildeten sich Schlangen auf der grünen Seite, weil die Druckvorlage des Sparrenburgturms besonders gefragt war. Und mal warteten die Kinder geduldig auf der roten Seite, weil sie Blüten, Seepferdchen oder Reh drucken wollten. Auch der Büchertisch weckte zwischendurch Interesse. Das macht sehr viel Spaß mit den Kindern, ihre Begeisterung und Wissbegier steckt an. Allerdings hatten wir kaum Gelegenheit, mit Eltern, Pädagoginnen oder unseren Kooperationspartnern zu sprechen, die extra an unserem Stand vorbeischauten und Fragen oder Ideen hatten. Selbst für Freunde und ehemalige Kolleginnen blieb nur ein kurzes Hallo.
Am Ende schätzte Kollegin Rieke überschwänglich, da seien doch bestimmt 600 Karten von den Kindern bedruckt worden. Nun ja, fast. Wenn wir nicht plötzlich ausgebremst worden wären, hätten wir diesen Wert vielleicht wirklich erreicht.
Doch dann kam das Gewitter. Ich hatte ja erst gedacht, die dunklen Wolken ziehen vorbei. Doch von den Gebäuden verdeckt, zog da etwas wirklich gewaltiges heran und entlud sich gegen 16 Uhr über dem Ravensberger Park.
„Tja. Aber unser Pavillondach ist regendicht. Haben wir das auch geklärt #Wackelpeter“,
twitterten wir noch gut gelaunt.
Die Bücher hatten wir schnell in Kisten gepackt, die standen nun in der Mitte des Pavillons zusammen mit allem anderen, das nicht nass werden durfte. Zu uns hatten sich auch einige Passanten gesellt, die es nicht mehr bis ins Historische Museum geschafft hatten. Aber es wurde zu eng unter dem kleinen Pavillondach, der starke Regen schlug von den Seiten herein, der Boden unter uns nässte mehr und mehr durch, das Zeltdach sammelte Wasser an den Rändern, das alle paar Minuten herausgedrückt werden musste …
Wir holten dann lieber das Lesemobil und bauten ab.
Auch der Wackelpeter wurde offiziell abgebrochen. Eine Weile hatte die Kinder-Rock-Band „Randale“ noch ungerührt weiter gespielt. Doch dann kam die Durchsage, der Platz und auch die Zelte sollten geräumt werden – Blitzgefahr und Windböen machten die Sache zu riskant.
Die Stimmung blieb erstaunlich gelassen. Da gab es eben auch die vorsorglich mit Gummistiefeln ausgerüsteten Kinder, die fröhlich durch die riesigen Pfützen sprangen. Und Erwachsene hörte ich grinsend verkünden: „Wackelpeter goes Wacken!“
Nun, wir waren jedenfalls schon nach wenigen Minuten nass bis auf die Knochen. Die tropfnassen Planen und Zeltstangen konnten nicht über Nacht im Wagen liegen bleiben. Also fuhr die Kollegin noch in eine unserer Stadtteilbibliotheken und baute den Pavillon dort an geeigneter Stelle zum Trocknen wieder auf.
Das war nicht der erste Wackelpeter mit Regen, aber einen Abbruch hatte es meines Wissens zuvor noch nicht gegeben. Bei meiner Heimfahrt war ich froh, dass ich mit dem Rad durch die Riesenpfützen, die sich auf dem Platz zu einem See verbunden hatten, fahren konnte – mit meinen flachen Schuhen wäre ich bis über die Knöchel versackt.
Der Wackelpeter 2023 geht wohl in die Geschichte ein.
Morgens hatte ich noch gedacht, dass ich mich nie wieder freiwillig zum Sonntagsdienst melden würde. Abends war ich dann zwar durchaus froh darüber, dass ich fast zwei Stunden früher als erwartet zu Hause war. Der Tag war anstrengend. Aber den nächsten Wackelpeter-Termin möchte ich mir doch wieder frei halten. Es ist ein tolles Familienfest mit wunderbarer Atmosphäre. Und die Kinderdruckerei der Stadtbibliothek gehört unbedingt dazu – wie schon seit dem ersten Wackelpeter. Sagte ich schon, dass es Spaß macht?
Ein ganzer Tag am Stand ist anstrengend. Aber im nächsten Jahr können wir uns ja vielleicht wieder mit mehr Kolleginnen abwechseln. Und auf den Regen verzichten. Dann schaffen wir auch die 600 handgedruckten Postkarten, liebe Kinder. 💌👍
HilDa