In diesem Jahr beteiligten wir uns erstmals mit einem eigenen Bibliotheksteam beim Stadtradeln. Wir nannten uns
Stadtbibliothek auf Rädern
Amt VierZweiNull – gar nicht oll und schrull.
Acht Kolleginnen und ein Kollege erstrampelten zusammen 1.347 km. Ich sag’s gleich: nur Platz 90 in der Stadtauswertung. Aber wir sehen das ganz olympisch: Dabei sein ist alles!
Im nächsten Jahr machen wir aber alles anders. Wir werden die Bibliothek für die 3 Wochen Stadtradeln schließen. Alle Mitarbeiter sollen teilnehmen können. Und wir mobilisieren die Kolleginnen im Ruhestand, Familienangehörige und natürlich Sie, unsere Bibliotheksnutzer.
Für den Teamgeist entwickeln wir ein ganzes Marketingkonzept einschließlich einer groß angelegten Social Media Kampagne: Corporate Identity, schickes Logo, Hashtags, täglich Fotos auf Instagram, Berichte kurz auf Facebook, ausführlicher hier im Blog. Live-Twitter könnte schwierig werden, freihändiges Fahren ist gefährlich und Twittern am Lenker sogar verboten. Jedenfalls brauchen wir einen eigenen „Bib-auf-Raedern“-YouTube-Kanal. Und natürlich eine Merchandise-Produktlinie. Im ersten Jahr beginnen wir mit dem Üblichen: T-Shirt, Stirnband, Fahrradklingel oder ähnliche Kleinigkeiten.
Spätestens im Herbst passend zur Buchmesse muss dann unser „Bib-auf-Räder“-Buch erscheinen: „Wie wir eine Million Kilometer radelten und die berühmteste Bibliothek der Welt wurden“ – lange Buchtitel sind ja gerade in. Wird jedenfalls ein Bestseller. Dann folgen schnell weitere Bücher, ich denke so 3-4 pro Jahr, diese typische Ratgeberliteratur á la „Backen mit Bib-auf-Rädern“ (zur Adventszeit), dann „Abnehmen mit Bib-auf-Rädern“ und „Alle Probleme bewältigen in 7 Gänge mit Bib-auf Rädern“ … Die Palette ist beliebig erweiterbar und schnell produziert.
Spätestens in unserem 3. Radeljahr erzielen wir nicht nur Klick-Rekorde, vermarkten unsere Fashion-, Parfum-, Wellness- und Schmuck-Labels; wir bekommen auch Angebote z.B. aus Kalifornien, Dubai oder Usbekistan, um einige gesponsorte Stadtradel-Kilometer dort zu erfahren.
Doping ist selbstverständlich kein Thema für uns. Auch das sehen wir ganz olympisch.
Ach, Sie fragen ernsthaft, wofür das Ganze? Na, angesichts der Kürzungen und Stellenstreichungen brauchen wir die zusätzlichen Einnahmen, den Medienruhm und die Sponsoren, damit wir auch in Zukunft professionelle Kultur- und Bildungsarbeit in unserer Stadtbibliothek leisten können. Und wir wollen trotz des sich verändernden Medienkonsums weiterhin echte, sogar anspruchsvolle Bücher im Angebot behalten.
Hach ja, wenn’s nur so einfach wäre.
hilda
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