Monika Maron: Das Haus
Ich kann mich noch sehr gut an den Eindruck erinnern, den die Autorin auf mich machte, als ich sie das erste Mal bei einer Lesung erlebt habe: sympathisch, zugewandt, intellektuell. Das war vor vielen Jahren und ich weiß nicht einmal mehr, welchen Roman sie damals überhaupt vorgestellt hat.
„Das Haus“ erschien erst wenige Wochen vor dem Termin der Lesung am 31.10.2023. Der Roman reizte mich erst einmal nicht. Bis ich die Rezensionen und begeisterten Buchtipps las, ein Interview mit der Autorin sah und mich wieder an meine ersten Eindrücke von ihr erinnerte.
Ein Buch über eine Alten-WG ist für mich ja nun schon ein nahe liegendes Thema, also rein altersmäßig halt.😏 Nun, die Lesung überzeugte mich vollends: Das Buch gehört auf meine Leseliste für 2024. In der von ihr beschriebenen WG würde Frau Maron aber nie selbst einziehen, verriet sie uns im Gespräch. Tja, wenn das nicht neugierig macht!
Marion Poschmann: Der Chor der Erinnyen
Es ist der erste Roman, den ich von Marion Poschmann gelesen habe. Aber ich hatte mich schon mal mit einem Lyrikband von ihr beschäftigt: Geliehene Landschaften. Lyrik über Garten- und Parkanlagen in der ganzen Welt, vor allem über ostasiatische Gartenkunst, Naturlyrik mit spirituellen, ästhetischen und utopischen Bezügen in einer berückenden Sprache.
Den Roman „Der Chor der Erinnyen“ habe ich dann unmittelbar vor unserer Veranstaltung gelesen. Und er hat mich von der ersten Seite an gefangen, auch vor allem sprachlich. Die kurze Erzählung ist poetisch geschrieben, so voller Metaphern und Symbolen. Fast ist es zu viel. Am Ende dachte ich, ich müsse das Buch noch ein zweites Mal lesen, weil ich nicht alle mythologischen Anspielungen und Bilder erkannt oder verstanden habe. Aber Lesen ist ja keine Challenge. Sicher würde auch eine zweite Lektüre lohnen, dieses Sprach-Feuerwerk der Assoziationen ist ein Genuss und offenbart immer neue Entdeckungen. Aber für das Verständnis ist ein mehrfaches Lesen nicht notwendig.
Die Informationen zum Buch und über die Autorin findet Ihr bereits hier.
Kafka-Band
Was für ein Abschluss der Literaturtage 2023!
So etwas hatten wir noch nie: ein literarischer Musik-Abend im Foyer der Oetkerhalle mit einer Weltklasse-Band und einem fantastischen Literaten als Leadsänger (dass Jaroslav Rudis hervorragend schreibt und ein mitreißender Vorleser und Erzähler ist, wissen wir schon seit seinen Lesungen bei den Literaturtagen 2018 und 2022).
Die literaturkritische Einführung über Kafka und sein Werk von seinem zurzeit bedeutendsten Biografen war alles andere als trockener Lehrstoff: Reiner Stach hielt einen kurzen und durchaus unterhaltsamen Vortrag, der allein schon Kafka näher bringen konnte, als es die Schule je vermochte (tja nun, ich hatte Kafka als Abiturthema).
Doch die Umsetzung der Kafka-Texte in Musik, riss uns dann von den Stühlen. Ich konnte jedenfalls nicht sitzen, selbst als alter Tanzmuffel konnte ich nicht einmal still stehen.
Standing Ovations und Zugabe-Rufe gibt es am Ende einer literarischen Veranstaltung ja auch eher selten.
Wow! Best Literaturtage-Abschlussfete ever.
Und by the way auch bereits die perfekte Einleitung ins aktuelle Kafka-Jahr. Die Literaturtage 2023 sind vorbei, aber uns erwarten schon wieder spannende Literaturveranstaltungen 2024. Allein zu Kafka wird es gleich mehrere weitere Möglichkeiten geben, ihn neu zu entdecken:
4x Kafka anders heißt die Reihe. Die erste Veranstaltung mit dem Comic-Zeichner Nicholas Mahler war bereits am 7. Februar. Aber wir haben noch mal nachgelegt (also 4x Kafka + 1) und haben im März eine zusätzliche Veranstaltung eingeschoben. Es folgen somit noch:
- Michael Kumpfmüller liest aus seinem Bestseller „Die Herrlichkeit des Lebens“ und erzählt uns auch über seine Mitarbeit am Drehbuch für den gleichnamigen Kinofilm (verfilmt von Georg Maas und Judith Kaufmann, ab 14. März im Lichtwerk im Ravensberger Park zu sehen, Karten an der Kinokasse oder unter www.arthousekinos-bielefeld.de): Aus der wahren Geschichte der letzten Jahre Kafkas und seiner Beziehung zu der jungen Köchin Dora Diamant macht Michael Kumpfmüller einen feinsinnigen, behutsamen und kenntnisreichen Liebesroman. Lesung am 15. März 2024, 20:00 Uhr
- Franz Kafka: Kindheitsmotive. Über Kinder im Werk Franz Kafkas referiert die Professorin für Neuere Deutsche Literatur Claudia Hillebrandt von der Universität Bielefeld, die Texte liest der Schauspieler Thomas Wolff, es moderiert Prof. Dr. Kai Kauffmann. 16. April 2024, 20:00 Uhr
- Marion Döbert liest Kafkas „Verwandlung“ in Einfacher Sprache. Lesung 4. Juni 2024, 20:00 Uhr
- Ausstellung „… erträumt“ von Christiane Neumann, 02.09. bis 02.11.2024 in der Südlounge mit Vernissage am 6. September 2024 ab 18:00 Uhr
HilDa