Es ist jedes Jahr eine Freude, das Programm zusammenstellen zu dürfen, am Ende ist es meist ganz anders als geplant und doch sind wir immer wieder erstaunt, wie schön es trotzdem geworden ist.
Diesmal waren es nur elf statt wie sonst zwölf Lesungen. Aber das kann man schon verschmerzen. Nun war auch endlich Bettina Göschl da, die wir bereits für 2022 engagiert und dann vergessen hatten, aber glücklicherweise nahm sie uns das nicht krumm und kam einfach ein Jahr später. Mit lustiger Frisur und Piratengitarre Gitti stellte sie uns singend die Protagonisten ihrer beliebten Kinderbuchreihe „Die Nordseedetektive“ vor. Mit „Piraten Ahoi“ setzten wir die Segel und machten uns auf den Weg zum großen Nordseeschatz auf Wangerooge.
Für die Kleinen hatten wir Andrea Karimé und René Schack im Programm. Frau Karimé war schon öfters zu Gast in der Stadtbibliothek, denn sie versteht es auf sehr einfühlsame Weise den Kindern Geschichten und Sprache näherzubringen. Kein Wunder, dass sie kurz zuvor auf der Leipziger Buchmesse den „Preis der jungen Literaturhäuser 2023“ erhielt. Dieser wird für besonders gelungene Literaturveranstaltungen vergeben. Deshalb mussten wir auch den geplanten Termin ihrer Lesung verschieben, aber das haben wir dann natürlich gern getan. Auch das von ihr auf dem Lesefrühling vorgestellte Buch „Minu und der Geheimnismann“ bekam eine Auszeichnung: Es wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum „Buch des Monats“ gewählt. Das war natürlich toll und so konnten wir eine überaus gut gelaunte Autorin begrüßen.
René Schack dagegen ist Schauspieler aus Oldenburg und er war uns mehrfach im Programm der Kinderbuchmesse Oldenburg als szenischer Darsteller der Bücher von Axel Scheffler und Iulia Donaldson aufgefallen. Da wir deren Bücher sehr mögen, die beiden aber im weit entfernten England leben, war uns Herr Schack ein toller Ersatz. Er erweckte „Räuber Ratte“ und „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“ mit Rattenzähnen und Flitzebesen zum Leben.
Die beiden Vormittagsveranstaltungen mit Sabine Ludwig und Kai Pannen waren natürlich bei den Schulen sehr beliebt und ausverkauft. Kai Pannen hatte viele Fans, denn seine Geschichten mit der Spinne Karl-Heinz und der Fliege Bisy sind einfach unglaublich lustig, daran haben auch Erwachsene wirklich sehr großen Spaß!
Diesmal waren auch einige Bücher für die älteren Kinder im Programm: Anja Janotta „Fanny und der fast perfekte Fee“, Jutta Nymphius mit „Total irre“ und Kathrin Schrocke mit ihrem Buch „Bunte Fische überall“. Alle drei waren sehr sympathische Autorinnen mit witzigen Büchern und schrägen Charakteren, denen wir gern mehr Publikum gewünscht hätten, aber wir mussten erneut die Erfahrung machen, dass ein Programm für Kinder ab 10 Jahren am Nachmittag schwierig ist. Die Vormittagsveranstaltungen in Gütersloh dagegen waren sehr gut besucht, dort nutzten die Schulen das Angebot. Ein Nachmittagsangebot für diese Altersgruppe wird es deshalb so nicht mehr geben, da müssen wir in Bielefeld eher umdenken und eventuell zusätzliche Vormittagsangebote schaffen.
Einen interessanten heimischen Autor hatten wir mit Klaus Nottmeyer zu Gast. Herr Nottmeyer ist Ornithologie, Biologe und Leiter der biologischen Station Ravensberg (Herford) und liest schon seit über 10 Jahren samstags ehrenamtlich in unserer Kinderbibliothek am Neumarkt vor. Auf sehr kurzweilige Art hat er uns einige heimische Vögel mit vielen interessanten Details vorgestellt. Wir lauschten auch ihrem Gesang und dabei hat jeder bekannte „Melodien“ entdeckt, die er im Garten oder im Wald schon einmal gehört hat. Meistens bekommt man die Vögel nicht zu Gesicht, aber am Gesang kann man sie dennoch entdecken. Man hätte ihm noch ewig zuhören können. Es ist toll, wenn jemand selbst so begeistert ist und das auch vermitteln kann.
Antonia Michaelis war an einem Samstag zu Gast, das ist ja immer ein Tag für Familien. Wir wollten sie unbedingt kennenlernen, denn sie schreibt fabelhafte Bücher für Kinder und auch Erwachsene. Ihre Bücher haben Tiefe und sind zuweilen auch sehr komplex, also eher für die Fortgeschrittenen und Vielleser unter unserem Publikum. Sie verstand es mit Stimme bzw. szenischer Lesung die Geschichte von Tariq, einem Flüchtlingsjungen, der seinen Bruder sucht, und Anna, die mit niemandem mehr spricht außer ihrem Vater, so lebendig werden zu lassen, dass jeder folgen konnte und auch gleich das Buch kaufte, um weiterzulesen. Man hatte das Gefühl, dass sie am liebsten ihr ganzes Buch vorgelesen hätte und so wurde diese Lesung auch eine der längsten …
Wir freuen uns, dass wir diese interessante Autorin kennenlernen durften, denn sie war gerade auf Lesereise in Niedersachsen und damit waren Bielefeld und Gütersloh ja nicht mehr ganz so weit aus ihrer Welt, die sonst ganz im Osten von Mecklenburg-Vorpommern liegt.
Abschluss und Highlight des Lesefrühlings aber war Oliver Scherz. Autor, Sänger und Gitarrenspieler aus Freiburg – ein „Lesekünstler“, der seinen Namen zu Recht trägt. Er ist einfach ein Profi und „rockte“ den Saal. Man muss fairerweise sagen, dass er auch Schauspiel gelernt hat … . Die Kinder waren mucksmäuschenstill und derart hingerissen, dass sie alles um sich herum vergaßen, sie durften mitsingen, klatschen und es war so spannend, dass jeder wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht. Oliver Scherz schreibt tolle Kinderbücher und Geschichten, die ihm wirklich am Herzen liegen. Die schönen Lieder kann man übrigens auf seiner Website anhören. Gern darf er mal wieder unser Gast sein.
Abschließend bleibt zu sagen: Kinderbuchautorinnen und Autoren sind einfach toll, die Lesungen machen Spaß und wir freuen uns auf das nächste Jahr!
Eine tolle Sache hätte ich fast vergessen zu erwähnen: Unsere neue Kollegin Mirjam Niketta, Medienpädagogin in der Stadtbibliothek, hatte eine prima Idee. Sie rief „Die Kinderreporter“ ins Leben, ein Projekt, das diesmal den Lesefrühling begleitet hat. 10 Kinder im Alter von 8-12 Jahren durften zu ausgewählten Lesungen dabei sein und die Autorinnen und Autoren befragen. Dabei sind schöne Interviews entstanden, die wir nach der Bearbeitung auf unserer Website zum Anhören bereitstellen. Damit bleiben uns die Autoren und ihre Geschichten noch ein Weilchen länger in Erinnerung. 🙂
Habi ; Bilder Copyright Klaus Hansen