Die Situation in der Ukraine

Am 24. Februar 2022 hat Russland die Ukraine angegriffen. Seitdem gibt es gefühlt im Minutentakt neue Meldungen und Ereignisse. Um den Überblick zu behalten hat die Stadtbibliothek München eine Seite zusammengestellt, mit Medientipps, unabhängigen Informationsquellen oder auch Tipps zu Fake News und Faktenchecks.

Winterzeit ist Märchenzeit #10

Rotkäppchen: Variationen und Parodien

Rotkäppchen war unter den bekannten Grimm-Märchen das, welches ich als Kind am wenigsten mochte. Hatte mit Karneval zu tun – lange Geschichte. Aber nachdem ich jetzt ein kleines Büchlein mit vielen Rotkäppchen-Versionen und -Parodien gelesen habe, weiß ich auch das Original wieder zu schätzen. Wobei sich natürlich auch hier wieder die Frage stellt, was ist das Original? Die Grundmotive des Märchens gehen vielleicht sogar auf archaische Initiationsriten zurück.

Parodien kann man natürlich nur richtig genießen, wenn man auch deren Vorlage gut kennt. Uns sind die schriftlichen Fassungen der Brüder Grimm (KHM 26) vertraut, vielleicht noch deren wichtigstes Vorbild „Le petit chaperon rouge“ (1697) von Charles Perrault; der kannte in seiner Erzählung übrigens noch keinen Jäger und kein Happy End für Großmutter und Rotkäppchen.

Sachbuch "Die Geschichte vom Rotkäppchen: Ursprünge, Analysen, Parodien eines Märchens" von Hans Ritz

Das Buch von Hans Ritz „Die Geschichte vom Rotkäppchen: Ursprünge, Analysen, Parodien eines Märchens“ (Katalogdaten) ist schon etwas älter und wurde mehrfach neu aufgelegt und ergänzt, ein Standardwerk zum Thema. Es verweist auf Erzählungen, Gedichte oder Cartoons aus verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Stilen, mehrere Hundert Versionen soll es insgesamt geben.

Mir hat am Besten die Parodie von Joachim Ringelnatz gefallen, der einen alten griesgrämigen Seebären (Kuttel Daddeldu) das Märchen neu erzählen lässt; dabei gibt er der Großmutter die Hauptrolle. Die Oma frisst den Wolf, weil er ihr komisch kommt, und als das Rotkäppchen mit seinen dummen Fragen nervt, da … – ja, was stellt sie auch so dumme Fragen! Die Parodie eignet sich übrigens herrlich zum Vorlesen – allerdings nicht gerade für kleine Kinder; selbst einige ältere Damen und Herren waren eher irritiert, als amüsiert, als ihnen die Ringelnatz-Version vorgetragen wurde. Nun, darauf hatte ich es allerdings auch angelegt. 😉 Hier gibt es einen Link zu „Kuttel Daddeldu erzählt seinen Kindern das Märchen vom Rotkäppchen“ (1923).

Das Buchcover zeigt den Kopf eines zähnefletschenden Wolfes

Es gibt viele moderne Bücher, die das Rotkäppchen-Thema verwenden und neu interpretieren. Eines hatten wir hier schon mal als Vorlesetipp für Kinder, das Bilderbuch von Sebastian Meschenmoser „Rotkäppchen hat keine Lust“ (Katalogdaten); der Autor und Illustrator hat auch noch andere Märchen auf seine wunderbare Art adaptiert.

Zu Karen Duves modernen Erzählungen nach Grimms Märchen – „Grrrimm“ (Katalogdaten) – hatten wir hier auch schon einmal einen Beitrag. Eine der fünf bissigen Märchen-Neufassungen für Erwachsene setzt die Rotkäppchen-Geschichte um: als gruselige Werwolf-Erzählung.

Buch "Raubzüge durch die deutsche Literatur: Parodien" von Peter Wawerzinek

Der Schriftsteller Peter Wawerzinek hat regelmäßig verschiedene Kollegen und Kolleginnen von DADA bis Gegenwart parodiert, indem er in ihrem jeweiligen Stil das Märchen Rotkäppchen zu Lyrik oder Kurzprosa verarbeitet. Eine Auswahl ist in dem Band „Raubzüge durch die deutsche Literatur“ (Katalogdaten) wiedergegeben; um diese Satiren zu verstehen, muss man allerdings neben dem Märchen auch den Stil der parodierten Person kennen. Auf einer CD trägt der Autor und Vortragskünstler seine Parodien auch selbst vor: ein literarischer Spaß.

3 Manga-Taschenbücher "Crimson Wolf" von Seishi Kishimoto

Rotkäppchenparodien und -anspielungen finden wir überall, in der Werbung zum Beispiel – gerade weil schon wenige Andeutungen reichen, die von nahezu allen Konsumenten sofort erkannt werden. Und so ist Rotkäppchen auch ein beliebtes Motiv in Krimis und Thriller: Das Opfer trägt ein rotes Kleidungsstück, ist naiv und leichtsinnig, der Täter kommt als Verführer daher und mordet skrupellos, gerne als Serienkiller. Auch Fantasy-Literatur und Comic (im Foto 3 Bände der Manga-Reihe „Crimson Wolf“ von Seishi Kishimoto, Katalogdaten)greifen das Thema dankbar auf. Und Kinderfilme wie die „Shrek“-Reihe leben von Anspielungen auf bekannte Motive aus den Volkserzählungen und Kunstmärchen, u. a. eben auch auf Rotkäppchen.

Ihr findet in den Medien und nicht zuletzt auch in unserem Bestand bestimmt noch mehr Beispiele.

Viel Freude beim Stöbern und Entdecken.

HilDa

Die Märchenbuchausstellung wurde verlängert:
Noch bis zum 12. März könnt Ihr am Neumarkt Rotkäppchen und vielen anderen Märchen aus aller Welt nachspüren. Interessante Informationen gibt es gratis dazu:
In unserer Broschüre zur Ausstellung:

Buchtipp: „Frau Shibatas geniale Idee“ von Emi Yagi

Im Blog Literarische Abenteuer bin ich kürzlich auf das Buch Frau Shibatas geniale Idee der Japanerin Emi Yagi gestoßen.

Unsere alleinstehende Protagonistin, Frau Shibata, ist gefangen in einem einengenden Büroalltag. Vor allem ihre männlichen Kollegen scheinen das Problem zu sein. Obwohl sie genug mit ihrer eigentlichen Arbeit zu tun hat, ist immer sie es, die Kaffee für Besprechungen kochen muss, die Küche aufräumen, den Müll entsorgen oder Geschirr wegräumen soll. Weil sie eine Frau ist und für die Männer in ihrem Büro selbst Instant-Kaffee zu kochen scheinbar eine nicht zu meisternde Aufgabe darstellt.

Die Arbeitstage werden immer länger und diese auf sie abgeladenen Aufgaben immer lästiger. Bis ihr aus einer Eingebung die geniale Idee kommt. „Ich kann nicht.“, sagt sie dem Abteilungsleiter, als sie wieder einmal anderer Leute benutzte Kaffeetassen aufräumen soll. „Ich bin schwanger.“. Und sogleich passiert es – sie darf pünktlich Feierabend machen und wird vom ewigen Kaffeekochen befreit. Man nimmt plötzlich Rücksicht auf sie. Weil eine Frau in der japanischen Gesellschaft erst geschätzt wird, wenn sie schwanger wird? Also ihren eigentlichen Zweck erfüllt?

Frau Shibata lädt sich eine Schwangerschafts-App herunter und verliert sich immer mehr in der Vorstellung schwanger zu sein, sie stopft sich etwa den Bauch aus oder meldet sich für einen Aerobic-Kurs für Schwangere an. Und irgendwann spürt sie sogar eine Bewegung in ihrem doch eigentlich kinderlosen Bauch. In Kapiteln, die nach den einzelnen Schwangerschaftswochen unterteilt werden, folgen wir Frau Shibata durch ihre oft surreal anmutende „Schwangerschaft“.

Gefallen hat mir auch der von subtilem Humor begleitete Blick in die japanische Gesellschaft. Dahingehend fand ich auch schon Die Ladenhüterin von Sayaka Murata sehr interessant, dass ich vor einiger Zeit bei uns in der Onleihe als Hörbuch gehört habe. Auch dort geht es um eine alleinstehende Frau, die – allerdings auf andere Weise – den Druck der Gesellschaft zu spüren bekommt.

Das Buch habe ich mir über die Fernleihe bestellt, da wir es nicht in unserem Bestand haben. Wir haben zwar schon Unmengen an Büchern aber natürlich können wir nicht alles vorhalten. Für solche Fälle gibt es die Fernleihe. Hier könnt ihr nach einer Anmeldung mit euren Zugangsdaten (Ausweisnummer und Passwort) nach Medien, die ihr bei uns nicht findet, recherchieren und Titel bestellen. Wir beschaffen dann das gewünschte Buch aus einer anderen Bibliothek in Deutschland. Plant etwas Zeit ein, eine Bestellung kann ein bis zwei Wochen dauern und kostet 3 €.

lga

Wir machen unsere Kinderbibliothek neu

2012 sind wir in den heutigen Räume der Stadtbibliothek am Neumarkt angekommen, auch mit der Kinderbibliothek. Nach 10 Jahren des Lesens, Hörens, Stöberns, Tobens und vielen tollen Veranstaltungen könnte die Kinderbibliothek einen neuen Anstrich vertragen. Das Verständnis von Bibliothek hat sich inzwischen vielleicht auch gewandelt und die Kinder und Familien wünschen sich etwas anderes, zehn Jahre sind heute eine lange Zeit …

Aber was wünscht sich unsere Zielgruppe? Wer ist denn das eigentlich, diese Zielgruppe. Na klar, die Kinder! Und sonst? Hier mussten wir uns erst einmal sortieren und hatten auch eigene Vorstellungen davon, was wir denken, was sich unsere Kund*innen wünschen. Aber entspricht das auch der Realität!? Denken wir zu „bibliothekarisch“? Wäre es nicht schön unsere Kund*innen zu beteiligen?

Da kam die nächste Herausforderung: Wie können wir Kinder in einen Gestaltungsprozess miteinbeziehen, wobei doch eine reine Befragung auf Schriftebene viel zu schwierig bzw. nicht durchführbar ist!? Daher haben wir beschlossen, in einem ersten Schritt die Familien anzusprechen, um einen ersten Kontakt aufzubauen und eine erste Idee davon zu bekommen, was für Vorstellungen vorhanden sind. Die Umsetzung erfolgte im Sommer 2021 in Form eines Online-Fragebogens mit folgender „Einleitung“:

Liebe Familien, liebe Eltern,
derzeit planen wir die Neugestaltung unserer Kinderbibliothek am Neumarkt. Dort möchten wir gemeinsam mit Ihnen und Ihren Kindern einen Raum schaffen, an dem sich Kinder und Familien wohl fühlen, einen Raum, der zum gemeinsamen Entdecken, Erleben, Spielen, Chillen und Kreativsein einlädt und der Zugehörigkeit vermittelt. Wir möchten von Ihnen, liebe Eltern, gerne wissen, welche Räume und Orte Sie und Ihre Kinder als angenehm und einladend erleben. Bitte nehmen Sie sich für die folgenden Fragen Zeit, um gemeinsam einen neuen Raum für Ihre Kinderbibliothek zu gestalten.

Mit dem erstaunlich hohen Rücklauf haben wir nicht gerechten: über 700 Menschen haben uns geantwortet! Ganz kurz und knapp zusammengefasst kam dabei heraus, dass die Kund*innen sich eine wohnliche und gemütliche Atmosphäre, mit Bezug zur Natur wünschen, was u.a. Farben und Material betrifft, hell und freundlich soll es sein, mit der Möglichkeit sich zurück zu ziehen, um zu lesen und zu kuscheln, aber auch zum Spielen.

Bild 1: Design Thinking

Das soll es nun aber nicht gewesen sein mit der Beteiligung „unserer“ Familien. Im Laufe des Jahres möchten wir einige Familien zu einem kreativen Workshop einladen, um gemeinsam den Raum konkreter zu gestalten. Hierfür werden wir die Design-Thinking Methode nutzen und wurden darin auch schon kurz eingeführt – das ist auch für uns das erste Mal (siehe Bild 1). Danach geht es in die konkrete Planungs- und Umsetzungsphase.

Wir werden Euch weiter auf dem Laufenden halten! Hier findet Ihr die detaillierten Ergebnisse der Befragung.

Und was uns noch auf dem Herzen liegt: Vielen Dank an alle, die sich beteiligt haben. Viele Antworten waren wundervoll ausführlich und erkenntnisreich!
Es gibt da noch etwas, was wir Euch nicht vorenthalten wollen: Eine unserer Fragen rief dazu auf, ein Bild oder Foto vom Lieblingsraum einzusenden. Wir haben mit einem Gutschein gelockt und viele Eindrücke erhalten. Zwei davon möchten wir hier teilen und zwar von Mia und Charlotte, herzlichen Dank an unsere jungen und kreativen Künstlerinnen:

Bild 2: Mia

Viele Bücherregale, ein Sofa, ein Sessel und ein großes Kissen. Der Himmel ein Sternenhimmel und der Eingang war ein Vorhang, der zur Seite geschoben werden kann!

Bild 3: Charlotte

Dieses Bild ihres Lieblingsortes mit gemütlichen Plätzen zum Lesen, Wohlfühlatmosphäre u.a. dank Globuslampe und tollen Spielmöglichkeiten hat Charlotte Morre (6 Jahre) gemalt.
Sie freut sich sehr auf eine „neue“ Kinderbibliothek.

Vanessa Berges

Vorlesetipp: Der etwas andere Nikolaus

Ja, das ist ein Buch passend für die Adventszeit, denn die Handlung spielt rund um den Nikolaustag. Aber es ist kein Weihnachtsbuch im engeren Sinne, denn wenn man Nikolaus heißt, ich ja eigentlich jeder Tag ein Nikolaustag. 😉 Und für Bielefelder ist das Bilderbuch noch mal besonders interessant, darum der Vorlesetipp auch außerhalb der Weihnachtszeit:

Nikolaus ist der Name eines weißen Hahns, der von seinem Besitzer einfach ausgesetzt wurde, weil er keine Eier legen kann. Nun irrt der einsame Vogel durch die Stadt und sucht eine neue Aufgabe, denn nur wenn er nützlich ist, so glaubt er, wird er ein neues Heim finden. Also will er es der Maus gleichtun, doch er passt nicht durch das Schlupfloch. Auch beim Wetterhahn auf dem Kirchturmdach findet er keine Antwort, denn der ist aus Kupfer und ganz platt und stumm. Der seltsame Mann mit rotem Mantel und langem Bart, der den Kindern auf dem Weihnachtsmarkt so viel Freude bringt, könnte ja vielleicht einen neuen Helfer brauchen. Doch Nikolaus der Hahn ist viel zu schwach, um den großen Sack mit den Geschenken seines menschlichen Namensvetters zu tragen.

So zieht der arme Vogel hinaus aus der Stadt und entdeckt einen Hof, der ihm heimelig vorkommt. Er sucht sich einen Unterschlupf, wo er vorerst gegen Schnee und Kälte Schutz findet.

Der nächste Morgen ist der 6.12., Nikolaustag. Eine Schar Hühner findet den Hahn – und sie heißen den Heimatlosen willkommen. Er muss nichts mitbringen, keine besonderen Fähigkeiten vorweisen, keine außergewöhnliche Aufgabe übernehmen: Er kann einfach so bleiben, denn der Hof ist ein Gnadenhof, auf dem verstoßene Tiere ein Zuhause finden. Ab und zu krähen wäre schön und vor Greifvögeln warnen – ja, das kann Nikolaus. Endlich hat er ein schönes neues Heim und neue Freunde gefunden.

Die Aussage der Geschichte passt in jede Jahreszeit: Du musst nichts Besonderes leisten, du darfst einfach sein wie du bist, und du bist willkommen. Trotz des vorweihnachtlichen Rahmens kann man das zu jeder Zeit vorlesen.

Das Bilderbuch hat noch eine andere Botschaft: Den weißen Hahn namens Nikolaus gibt es nämlich wirklich; er fand an einem Nikolaustag zum Begegnungs- und Gnadenhof Dorf Sentana bei Bielefeld und erhielt so seinen Namen. Niemand weiß, woher er kommt, denn ein echter Hahn kann seine Lebensgeschichte ja nicht erzählen.

Also erfanden Christiane Wittenburg und die Illustratorin Linda Mieleck diese Bilderbuch-Geschichte. Das Buch soll auch Werbung für das Dorf Sentana machen und um Spenden für den Gnadenhof werben. Übrigens: Nicht nur der Hof ist in der Nähe von Bielefeld, auch der Verlag CalmeMara hat in unserer Stadt seinen Sitz. Und die Künstlerin Linda Mieleck ist ebenfalls Bielefelderin. Da empfehlen wir das schön gemachte Kinderbuch doch besonders gerne.
Unsere Katalogdaten findet Ihr hier.

HilDa

Buchtipp: Das Schmetterlingszimmer

„Posy Montague steht kurz vor ihrem siebzigsten Geburtstag. Sie lebt alleine in ihrem geliebten »Admiral House«, einem herrschaftlichen Anwesen im ländlichen Suffolk. Eines Tages taucht völlig unerwartet ein Gesicht aus der Vergangenheit auf: ihre erste große Liebe Freddie, der sie fünfzig Jahre zuvor ohne ein Wort verlassen hatte. Nie konnte Posy den Verlust überwinden, aber darf sie nun das Wagnis eingehen, ihm noch einmal zu vertrauen? Freddie und das »Admiral House« bewahren indes ein lange gehütetes, düsteres Geheimnis – und Freddie weiß, er muss Posys Herz noch einmal brechen, wenn er es für immer gewinnen will.“ (Klappentext)

Lucinda Riley liest sich einfach toll. Nachdem ich die Reihe um die „Sieben Schwestern“ verschlungen hatte und auch shcon diverse andere Romane von ihr gelesen hatte, hab ich mir nun „Das Schmetterlingszimmer“ vorgenommen.

Die Geschichte beginnt in Posys Kindheit- ihr Vater ist begeistert von Schmetterlingen und die geflügelten Tierchen ziehen auch Posy in ihren Bann. Leider bewahrt ihr Vater sie in einem Zimmer auf (dem Schmetterlingszimmer) und lässt sie nicht, wie Posy immer dachte, wieder frei. Dann beginnt der Krieg und Posy wird samt Haushälterin zu ihrer Oma aufs Land gebracht. Dort vergeht die Zeit und im Nu ist aus dem kleinen Mädchen eine junge Frau geworden, die (für die damalige Zeit ungewöhnlich) ein Stipendium für ein Studium bekommt.

Zwischendrin springt die Geschichte wieder in die Gegenwart und man erfährt mehr über Posys Leben. Ihre erwachsenen Söhne kommen zu Besuch, sie könne verschiedener nicht sein. Zudem plagt sich Posy zunehmend mit ihrem Anwesen herum, es verschlingt mehr Geld als sie hat. Muss sie es verkaufen? Und ist es wirklich ein guter Plan es ausgerechnet dem Sohn zu überlassen, der öfter in dubiose Geschäfte verwickelt ist?

Tja, und Freddie… das ist der einzige Knackpunkt an der Geschichte. Als Leser hat man oft das Bedürfnis, mit ihm oder seiner Schöpferin schimpfen zu wollen. Denn oft geraten Posy und er in diese „nun sag ihr doch einfach was los ist“-Situation. Aber es wird nicht aufgelöst. Ich bin ja noch am Lesen und ziemlich gespannt, was nun mit dem Herrn los ist. 😉

Alles in allem wieder ein tolles Lesererlebnis und absolut zu empfehlen. 🙂

kwk

Winterzeit ist Märchenzeit #9

Märchenfilme: Aschenputtel, Aschenbrödel, Cinderella

Und, habt Ihr in der Weihnachtszeit auch „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ geschaut? Genügend Gelegenheiten gab es ja wohl. Ich habe nicht gezählt, aber ein Dutzend Wiederholungen auf den diversen ARD-Sendeplätzen hat es mindestens gegeben. Diese Märchenverfilmung ist nicht nur bei Kindern beliebt, sie ist Kult!

Es gibt viele unterschiedliche Versionen des Aschenputtel-Märchens. Volksmärchen sind nicht nur nationales Kulturgut, sie sind europäisch, die Grundmotive sogar universell und schon seit der Antike oder länger Teil der Überlieferung. Wir denken natürlich sofort an die Brüder Grimm, das Märchen Nr. 21 in ihrer Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ (KMK 21). Sie wollten deutsches Volksgut sammeln, doch gerade ihr bekanntestes Märchen ist ein Beispiel dafür, dass ihnen auch viele Stücke aus der französischen Märchenliteratur zugetragen worden waren: „Cendrillon ou la Petite Pantoufle de verre“ bereits 1697 von Charles Perrault in der Sammlung „Histoires ou Contes du temps passé“ veröffentlicht, ein sehr beliebtes Buch. Sehr wahrscheinlich waren es die Nachfahren der hugenottischen Flüchtlinge, die diese Geschichten in die deutschsprachigen Länder mitbrachten, wo sie auf andere mündlich überlieferte, regionale Varianten trafen.

Perraults Cendrillon wurde dann auch die Vorlage der wohl berühmtesten Verfilmung, dem Disney-Zeichentrickfilm „Cinderella“ von 1950 (und seiner Neuverfilmung als Realfilme 2015). Eine alte Fee sorgt für die magische Hilfe, die tierischen Freunde und ein Kürbis werden in Pferde, Diener und Kutsche verwandelt, Cinderella trägt Glasschühchen zum Ball.

DVD "Disney Cinderella", mit Bibliotheksaufklebern
DVD „Cinderella“ in der Stadtbibliothek

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ dagegen beruht hauptsächlich auf der Märchenerzählung „O Popelce“ (deutsch „Über Aschenputtel“) der tschechischen Schriftstellerin Božena Němcová (1820? – 1862). Aber wie alle Verfilmungen geht auch diese recht frei mit ihrer Vorlage um, nimmt Motive aus der Grimm‘schen Version mit auf und führt eigene Elemente ein (z. B. die Tiere: Nikolaus, der Schimmel, der Hund Kaspar und die Eule Rosalie); bei Božena Němcová begegnet Aschenbrödel dem Sohn des Fürsten dreimal bei der Sonntagsmesse, im Film dagegen gibt es drei Begegnungen mit dem Prinzen im Wald, bei der Jagd und als Höhepunkt dann der Ball im Schloss. Die tschechisch-deutsche Koproduktion von 1973 (Regie Václav Vorliček) machte nicht nur die Hauptdarsteller Libuše Šafránková (Aschenbrödel) und Pavel Trávniček (Prinz) berühmt. Das Schloss Moritzburg, einer der Drehorte, ist beliebtes Ausflugsziel und wirbt mit seinem Aschenbrödel-Image (Sonderausstellung). Viele Fans können die Dialoge mitsprechen. Selbst der auffällige Hut der Stiefmutter beim Ball ist schon ikonographisch. Und wo auch immer die Musik von Karel Svoboda erklingt, kommt man sofort in romantische Märchenstimmung und Kindheitserinnerungen werden wach.

2 CDs mit der Musik zum Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" mit Bibliotheksaufklebern
Musik-CDs zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in der Stadtbibliothek

Aschenputtel“ aus der ARD-Reihe „Sechs auf einen Streich“ (mit Aylin Tezel in der Titelrolle und Barbara Auer als Stiefmutter; 2011) ist eine andere Lieblingsverfilmung des Stoffes. Der Märchenfilm nennt die Brüder Grimm als Vorlage und zeigt ebenfalls ein frech-aufmüpfiges Aschenputtel. Es verliebt sich in den angeblichen Jäger und bemerkt erst auf dem Ball, dass es in Wahrheit der Prinz selber war, mit dem sie sich eine Mehlschlacht und eine wilde Ferkeljagd geliefert hatte. Übrigens wurde dieser Märchenfilm in unserer Region gedreht: unverkennbar die Externsteine als magische Grenze, außerdem bot das Freilichtmuseum Detmold die Kulisse für die Bauernhausszenen.

Und dann mag ich noch eine Hollywood-Verfilmung des Cinderella-Stoffs, die nicht als Märchen, dafür in einem historischen Kontext die bekannte Geschichte erzählt: Drew Barrymore spielt ein ungewöhnliches „Aschenputtel“, das auch schon mal den Prinzen vor dreisten Strauchdieben rettet, sich aber in Lügen verstrickt und als Hochstaplerin bloßgestellt wird. Angelica Huston darf die fieseste Stiefmutter ever darstellen. Der Berater des Prinzen und Fürsprecher der „Cinderella“ ist niemand anders als der geniale und ein wenig kauzige Meister da Vinci, ja genau: Leonardo! Da braucht es keine Zaubernüsse, keine helfenden Täubchen, und der Prinz erkennt seine Liebe nach all den Intrigen endlich sogar ganz ohne Schuhprobe. Jeanne Moreau erzählt in der Rahmenhandlung ihren Gästen Jakob und Wilhelm Grimm die Geschichte der „wahren“ Cinderella. „Auf immer und ewig“ (Originaltitel „Ever After: A Cinderella Story“, 1998) besticht durch die Besetzung sowie durch Ausstattung und Kostüme.

Jede neue Aschenputtel-Version, egal ob Erzählung oder Verfilmung, ist auch eine Neuinterpretation. Vor allem die Rolle der Hauptfigur verwandelt sich: mal duldsames Mädchen, das vom Prinzen erlöst und zur Prinzessin gemacht wird, mal selbstbewusste junge Frau, die sich gegen ihre Unterdrückung auflehnt, mal braucht es Zauber, Freunde und Helfer, mal neben der Liebenswürdigkeit auch eine Portion Frechheit, um aus der Asche in höchste Kreise aufzusteigen.

Doch egal ob durch Magie oder andere Hilfe: Das Ende ist immer märchenhaft schön.

„Unser Aschenbrödel!“, jubelt das Volk, und der Prinz sagt: „Und auch meins. Wenn du mich willst.“ So reiten sie gemeinsam durch den Schnee über den Hügel davon, das zauberhafte Brautkleid flattert im Wind, die märchenhaft-romantische Musik verklingt und bleibt uns für den Rest des Jahres als Ohrwurm.

Hach, war das wieder schön. Im nächsten Jahr wieder.

HilDa

Der Katalog-Link zu unseren „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“-Medien hier, zu Disneys „Cinderella“ hier.

Noch bis Ende Februar könnt Ihr am Neumarkt in unserer Märchenbuchausstellung Aschenputtel und vielen anderen Märchen aus aller Welt nachspüren. Interessante Informationen gibt es gratis dazu:
In unserer Broschüre zur Ausstellung

Rezept: Winterliche Windbeutel

Wir haben euch im Blog schon einmal ein Rezept für Windbeutel vorgestellt, letztens reizte es mich aber, mal ein etwas anderes, als mein altbekanntes Rezept auszuprobieren.

Schnell wurde ich auch hier fündig und habe das Rezept ein wenig abgeändert ausprobiert.

Die Zutaten für die Füllung:

600 g Äpfel
2 Esslöffel Zitronensaft
60 g Zucker
1 Päckchen Vanillepuddingpulver
250 ml Apfelsaft
1 Teelöffel Zimt (oder mehr … 🙂 )
100 g gehackte Mandeln

Die Zutaten für den Brandteig:

150 ml Wasser
30 g Butter
1 Prise Salz
100 g Mehl
20 g Speisestärke
etwa 4 Eier
1/2 gestrichener Teelöffel Backpulver

Die Zutaten für die Sahnefüllung:

300 ml Schlagsahne
1 Päckchen Bourbon-Vanillearoma
1 Päckchen Vanillezucker

Die Zubereitung:

Zuerst die Äpfel schälen, in kleine Stücke schneiden und zusammen mit dem Zitronensaft und dem Zucker in einen Topf geben. Das Ganze etwa 10 Minuten bei mittlerer Hitze dünsten. Währenddessen das Puddingpulver mit dem Apfelsaft vermischen, in den Topf zu den Äpfeln geben und unter Rühren aufkochen. Nun den Topf vom Herd nehmen und Zimt und Mandeln untermischen. Aus dem einen Teelöffel Zimt habe ich ungefähr 3 gemacht. Zimt kann es bei mir nie genug geben. 🙂

Nun widmen wir uns dem Brandteig. Das Mehl mit der Speisestärke mischen. Das Wasser zusammen mit der Butter und Salz in einen Topf geben und aufkochen. Den Topf von der Herdplatte nehmen und das Mehlgemisch in einem Rutsch dazu geben und mit einem Kochlöffel rühren, bis ein glatter Teigkloß entsteht. Den Topf nochmal auf die Herdplatte stellen und unter Rühren etwa 1 Minute erhitzen.
Den Teig in eine Rührschüssel geben und 3 der Eier nacheinander mit den Knethaken des Mixers oder der Küchenmaschinen unterarbeiten. Das vierte Ei verquirlen und nur so viel zum Teig geben, bis er stark glänzt und am Knethaken Spitzen zieht. Das restliche Ei im Kühlschrank aufbewahren und zum Beispiel fürs nächste Rührei verwenden. Den Teig abkühlen lassen und im Anschluss das Backpulver unterrühren. Mit zwei Löffelchen Teighäufchen (ungefähr 20) auf ein eingemehltes oder mit Backpapier belegtes Backblech setzen.

Im vorgeheizten Backofen (Ober- und Unterhitze: 200 °C, Heißluft: 180 °C) circa 25 Minuten backen. Die Windbeutel anschließend auf einem Kuchenrost abkühlen lassen.

Nun wird die Sahnefüllung zubereitet. Dazu die Sahne mit dem Aroma und dem Zucker steif schlagen.

Abschließend die Windbeutel mit einem Messer halbieren. Auf die untere Hälfte zuerst die Apfelfüllung und darauf die Sahne geben. Die obere Windbeutelhälfte aufsetzen und etwas andrücken.

Vor dem Servieren kann noch etwas Puderzucker, für den winterlichen Schneelook darüber gestreut werden.

Guten Appetit!

lga

Landkarten und Atlanten

Mein erster Weltatlas war ein Atlas für Kinder, den ich mir gerne angeschaut habe. Daraus ergab sich als beliebtes Spiel am Abendbrottisch das Abfragen von Hauptstädten. Heute kommt auf Spielenachmittagen Deutschland– oder Europareise auf den Tisch. Ja, Weltreise kommt auch noch dran.

Karten bilden nicht nur physische oder politische Gegebenheiten ab. Die ICA (Internationale kartographische Vereinigung) definiert Karten als symbolische Darstellung der geographischen Realität mit ausgewählten Merkmalen, die der Kreativität des Kartographen unterliegen.

Geograph Simon Küstenmacher stellt in seinem Buch „Mad Maps“ (Standort in der Bibliothek: Allgemeines Aax Kueste) Karten zusammen, die zu einem großen Teil auf Datensammlungen basieren. In Kategorien wie Reisen, Tiere, Größenvergleiche und Geschichte beantwortet er Fragen wie der Reisedauer von London an verschiedene Orte weltweit in den Jahren 1914 und 2016. Oder: Wie lauten die wörtlichen Übersetzungen europäischer Länder? Wo gibt es wie viele giftige Tiere? Wohin kann man auswandern, falls das Tempolimit eingeführt wird? Und wo komme ich raus, wenn ich mich an Ort und Stelle durch die Erde zur anderen Seite durchgrabe?

In „100 Karten über Sprache“ (Standort: Sprache Oa Hund) erfährt man wo das Ende der Welt oder das mit deutlichem Abstand größte „Dorf“ liegt. Es gibt eine Auswahl an Wörtern, die aus anderen Sprachen ins Deutsche entlehnt bzw. in andere Sprachen übernommen wurden sowie Wörter, die sich gar nicht übersetzen lassen. In „Gute Karten“ (Standort: Geografie Cfk 2 Fische) konzentriert sich Tin Fischer auf Deutschland: Wo muss man wie lange zum nächsten Supermarkt oder Bushaltestelle laufen? Wie viele Autofahrten könnten eigentlich auch zu Fuß oder mit dem Rad erfolgen?

Atlanten sind nicht nur Sammlungen von Landkarten, sondern nach dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) ebenso eine „Sammlung von Bildtafeln aus einem Wissensgebiet“. Im Bereich Geographie ist das zum Beispiel der „Atlas Obscura“. Auf der Website www.atlasobscura.com wurden seit 2009 über 20.000 außergewöhnliche Orte weltweit gesammelt. Dabei soll es nicht um Sehenswürdigkeiten gehen, die in normalen Reiseführern zu finden sind. Viele dieser Ziele können besucht werden, andere sind nicht oder nur schwer zugänglich.

Das Buch „Atlas Obscura“ (Standort: Geografie Cal Foer) umfasst eine Auswahl dieser Orte. Da ist z.B. das Schneeschloss LumiLinna in Finnland, das jeden Dezember neu aufgebaut wird. Oder die natürlich entstandene Marmorkathedrale in Chile. In Thailand entstand ab 1984 ein Tempel aus 1,5 Millionen Bierflaschen – man wollte den Recyclinggedanken stärken. In Südafrika ist das Bier – oder auch ein anderes Getränk – dagegen noch trinkbar: in einer Bar, die in einen Baumstamm eingearbeitet wurde. Die Vorstellung jedes Ortes nimmt ½ bis 1 Seite ein. Jeder Beitrag ist mit einem Bild, Koordinatenangaben sowie einer Lagebeschreibung und Informationen zur Zugänglichkeit versehen.

Die Ausgabe für Kinder mit gleichem Titel (Standort Kinderbibliothek: Erde Thur) ist auf 100 Orte weltweit beschränkt und damit etwas handlicher. Es geht nach Island, wo man wie bei Jules Verne in einen Vulkan herabfahren kann (man muss aber nicht durch den Mittelpunkt der Erde wieder raus) oder nach Peru, wo es die letzte erhaltene Inka-Grasbrücke gibt. Auf den Philippinen kann man Schokoladenhügel sehen – leider heißen sie nur so. Das Buch ist ganzseitig illustriert und beginnt als Abenteuerreise mit Hinweisen zur Ausrüstung und weiteren Tipps für Entdecker.

Historische Karten

Planen Sie einen Urlaub auf Bermeja (bei Yucatan) oder Sandy Island (zwischen Australien und Neukaledonien)? Nein? Gut! Sie würden nasse Füße bekommen. Beide Inseln existieren nicht und haben nie existiert – was erst Jahre nach Einführung von Google Maps auffiel. Wie aber sind diese Inseln auf Land- und Weltkarten gekommen?

Der „Atlas der erfundenen Orte“ (Standort: Geografie Cal Broo) von Edward Brooke-Hitching enthält etwa 50 Inseln, die nicht existieren, aber lange auf Karten zu finden waren. Manche Inseln waren Irrtümer, andere wiederum Erfindungen. Die vier- bis sechsseitigen Beiträge sind mit Karten und Fotos versehen. Etwas ausführlicher befasst sich Malachy Tallack in dem Buch „Von Inseln, die keiner je fand“ (Standort: Geografie Cbl Tall) mit dem Thema. In schön illustrierten Kapiteln von ‚Inseln des Lebens und des Todes‘ und ‚Aufbruch‘ bis hin zu ‚Widerrufene Entdeckungen‘ nimmt Tallack den Leser mit auf eine Zeitreise.

Das Buch beginnt mit Inseln wie den elysischen Gefilden aus Homers Odysseus oder Tír na nÓg. Sie existierten auch zu ihrer Zeit nur in der Vorstellung der Menschen. Mit zunehmender Seefahrt werden neue Inseln entdeckt, aber auch Irrtümer landen auf Weltkarten. Manche werden schon zu ihrer Zeit angezweifelt. 330 v. Chr. berichtet Pytheas von einer Insel Thule, die sechs Tage nördlich von Britannien liegen sollte. Sein nur aus Zitaten bekanntes Werk wurde bereits damals angezweifelt. Man konnte sich nicht vorstellen, dass soweit nördlich Menschen leben sollten.

Literarische Karten

Nicht fehlen dürfen an dieser Stelle Karten aus der Literatur. Hier begegnen uns sowohl real existierende Orte, als auch fiktive Welten. Die Karten entstehen beim Lesen oder werden vom Autor zur Verfügung gestellt. Angefangen bei der Schatzkarte von Robert L. Stevenson, bis hin zu Tolkiens Mittelerde oder Pratchetts Scheibenwelt.

Das Buch „Verrückt nach Karten“ (Standort: Geografie Cck Verr), herausgegeben von Huw Lewis-Jones, befasst sich mit der Faszination, die Landkarten ausüben. Der Band enthält Texte verschiedener Autoren in den Kategorien Täuschend echt, literarische Karten, Karten erstellen und Karten lesen. Die Beiträge sind mit zum Teil ganzseitigen Karten versehen. Auch wenn das Buch sehr umfangreich ist, lässt es sich gut lesen.

In der Kategorie ‚Karten erstellen‘ kommen unter anderem die Illustratorin der Karte des Rumtreibers aus Harry Potter, Miraphora Mina, oder Daniel Reeve, der Mittelerde zeichnete, zu Wort. Man erfährt aber auch etwas über real existierende Karten, wie der Weltkarte von Ebstorf, welche von Nonnen aus dem dort ansässigen Kloster gefertigt wurde und die umfangreichste Karte im Mittelalter war. Oder von Phyllis Pearsall, die einer von ihr nicht bestätigten Legende zufolge 3000 Meilen und 23.000 Londoner Straßen abgelaufen sein soll, um einen aktuellen Londoner Stadtplan mit Register zu erstellen.

An reale Schauplätze führt uns Sarah Baxter im „Atlas der literarischen Orte“ (Standort: Literaturwissenschaft Pal Baxt). Auf jeweils vier bis sechs Seiten nimmt sie den Leser mit auf einen Spaziergang an 25 Orte der Literatur. Darunter London zu Zeiten von Dickens Oliver Twist, der Mississippi, auf dem Huckleberry Finn und Jim ihre Abenteuer erlebten oder die Moore von Yorkshire (Bronte: Sturmhöhe). Die Texte sind gut zu lesen und mit sehr schönen ganz- oder doppelseitigen Illustrationen versehen.

Judith Schalansky geht im „Atlas der abgelegenen Inseln“ (Standort: Geografie Cdn Schala) den umgekehrten Weg. Einleitend erzählt sie vom Aufwachsen in der DDR und dem wachsenden Interesse für Atlanten und Geographie. Noch heute gibt es Inseln, die schwer zugänglich sind oder in der Vergangenheit als Wohnort aufgegeben wurden. Schalansky nimmt sich 50 dieser Inseln nach Erdteilen geordnet vor und verfasst zu jeder Insel eine kurze Erzählung. Ganzseitig sind alle Inseln in einem einheitlichen Maßstab abgebildet. Ebenfalls werden die Entfernungen zu den nächsten Inseln oder zum Festland angegeben.

Ein Reiseführer an phantastische Orte wie Hogwarts oder Narnia ist der „Atlas literarischer Orte“ (Standort: Literaturwissenschaft Pal Oliv) von Cris F. Oliver. Jeder Ort ist mit ganzseitigen Karten und Hinweisen z. B. zur Anreise oder Sehenswürdigkeiten versehen. Natürlich gibt es auch weitere Hinweise wie die zu probierenden Süßigkeiten in Harry Potter. Manche Orte sind natürlich nicht ungefährlich. So wie Panem oder der Vulkan, der zum Mittelpunkt der Erde führt. Wenn man das ein oder andere Buch gelesen hat, fühlt man sich durch die Beschreibungen sofort in die Welt des Erzählten versetzt. Wenn nicht, dann möchte man jetzt das ein oder andere Buch lesen.

Juliane