Vorlesetipp: Die Tiefseetaucherin

Ein Sachbuch als Vorlesetipp ist vielleicht ungewöhnlich. „Die Tiefseetaucherin“ erzählt aber auch eine Abenteuergeschichte, die Entdeckungsreise mit dem kleinen U-Boot Ulf bis zur tiefsten Stelle im Ozean. Die junge Entdeckerin ist das Mädchen Juli, nicht älter als die Zielgruppe dieses Kinderbuches: Jungforscher und Forscherinnen zwischen 6 und 10 Jahren. Da kann der eine oder die andere ja auch schon selber lesen, benötigt aber vielleicht noch etwas Unterstützung.

Bilderbuch "Die Tiefseetaucherin"; das Cover zeigt eine bunte Grafik mit einem tauchenden Mädchen inmitten einer lichtdurchfluteten Unterwasserszene mit Korallen, einer Qualle, einigen Fischen und einigen roten Krakenarmen, die hinter einem Felsen hervorkommen.

In einem Sachbuch erwartet man natürlich Wissen und Informationen. Hier geht es um die großen Ozeane und vor allem das, was bisher noch ziemlich unbekannt ist: die Tiefsee, ein Lebensraum, der uns fremder ist als die Mondoberfläche.

Von Doppelseite zu Doppelseite geht es tiefer hinab. Juli begegnet dabei ganz unterschiedlichen Lebewesen: Wale und ihre verschiedenen Jagdmethoden, Riesenkraken, die sogar mit zehn Armen winken können, Blobfische, die fast ganz aus Gelee bestehen und vieles mehr. Wir erfahren etwas über die Meeresverschmutzung und ihre Folgen. Und wusstet Ihr, dass in 8.000 Meter Tiefe ein Wasserdruck herrscht, als würden 1.600 Elefanten auf dem kleinen U-Boot stehen? Vor allem aber sehen wir die Schönheit und die skurrilen Lebensformen unter Wasser.

Für uns, die wir kein U-Boot haben, wird diese geheimnisvolle Welt sichtbar gemacht durch die Illustratorin Iris Ott. Überwiegend naturalistisch, kindgerecht und mit kräftigen Farben lässt sie uns die Unterwasserwelt miterleben. Text und Grafik erklären und laden zum eigenen Entdecken in den großformatigen Bildern ein. Da kommt man beim Vorlesen vielleicht auch schnell zum Fabulieren und Selbsterfinden von Abenteuern in der Tiefsee. Und spätestens da hat man sicher alle Kinder mit im (U-)Boot. 😉

Eine eigene Tiefseefahrt „buchen“ könnt Ihr mit unserem ganz neuen Exemplar in der Kinderbibliothek, Katalogdaten hier.

HilDa

Buchtipp: Von hier bis zum Anfang

Roman "Von hier bis zum Anfang" von Chris Whitaker

Ich wollte die Lektüre schon abbrechen, denn den 100-Seiten-Test hatte der Roman von Chris Whitaker nicht so recht bestanden: packte mich anfangs nicht. Nur weil ich in der Nacht aufwachte und nicht wieder einschlafen konnte, wollte ich halt noch ein Kapitel lesen, um auf andere Gedanken zu kommen. Und dieses Kapitel brachte dann die Wende: Was für ein Knaller war das! Jetzt konnte ich erst recht nicht schlafen, die Nacht war kurz.

Ja, der Roman hat seine Schwächen: viele Stereotype, sprachlich ist das auch nicht gerade Hochliteratur – das hatte ich auch gar nicht erwartet. Aber mich hat dann doch etwas genervt, dass alle Personen fast auf dem gleichen Niveau sprechen, egal welchen sozialen Hintergrund sie haben oder welches Alter. Auch die Beschreibungen sind anfangs so detailliert, als würde der Autor verbal eine Kamerafahrt durch die Stadtbezirke beschreiben und jedes einzelne Straßenschild abfilmen. Nun ja, viel Milieu und Atmosphäre, man bekommt eine Ahnung, dass hinter den Hausfassaden noch mehr schlummert. Ansonsten geschieht auf den ersten 100 Seiten genau das, was auch schon im Klappentext steht. Was sollte da noch kommen?

Doch mit einem Mal spielen die Schwächen des Romans keine Rolle mehr, man fiebert nur noch mit den Figuren mit, wünscht ihnen ein besseres Leben, endlich mal Glück. Die Story hat immer wieder überraschende Plot Twists bereit. Der Autor spielt in diesem Thriller geschickt mit einer Achterbahn zwischen Hoffnung und schlimmstmöglicher Wendung und konzentriert sich dabei ganz auf seine beiden sympathischen Hauptcharaktere.

Da ist einmal Chief Walker, von seinen Freunden schlicht Walk genannt, der Polizist in einer kleinen kalifornischen Küstenstadt, der einsame Mann mit dem Herzen aus Gold. Er möchte seinem besten Freund helfen, der gerade eine lange Gefängnisstrafe wegen der Tötung eines Mädchens abgesessen hat; und gleichzeitig kümmert sich Walk um die zerrüttete Familie des damaligen Opfers. Das bringt ihn natürlich in einen Zwiespalt.

Die zweite Perspektive kommt von dem Teenager Duchess. Das Mädchen wächst zusammen mit dem 6jährigen Robin prekär und vernachlässigt auf, übernimmt viel zu früh Verantwortung für den kleinen Bruder und die depressive Mutter, ist rebellisch, eigenwillig und impulsiv.

In der Kleinstadt Cape Heaven haben mehrere Bewohner etwas zu verbergen, von dem auch Walk bisher nichts ahnte. Nun, er selbst verheimlicht allerdings auch so einiges.

Mehr werde ich hier nicht über die Story verraten, für Walk und Duchess wird es jetzt so richtig hart, auch für Robin und seine Mutter Star. Spannende Urlaubslektüre, da konnte ich gerne auf ein paar Nachtstunden verzichten.
(Katalogdaten)

HilDa

Buchtipp: Louise Erdrich

GRENZEN|LOS|LESEN
USA

In meiner Jugend habe ich gerne Abenteuerliteratur gelesen. Ja, ich war Karl-May-Fan. Geblieben ist ein Interesse an indigenen Völkern und ihren Geschichten; ich lese ab und zu gern literarische Werke von Schriftsteller*innen aus den Kulturen selbst. Richard Wagamese habe ich hier bereits zweimal vorgestellt (Das weite Herz des Landes, Der gefrorene Himmel). Jetzt wird es Zeit, über Louise Erdrich zu sprechen. Ein Buch von ihr hatten wir schon mal im Blog (Ein Lied für die Geister).

Als ich im letzten Frühjahr Der Nachtwächter beim Buchhändler meines Vertrauens kaufte, rief der an der Kasse verzückt: „Ah, Erdrich, unsere Lieblingsschriftstellerin!“. Bisher hatte ich immer das Gefühl, niemand in meinem durchaus belesenen Umfeld kennt die amerikanische Autorin. Und jetzt diese enthusiastische Empfehlung nicht nur für das aktuelle Buch, sondern das Gesamtwerk! Nun, ein Punkt mehr für meine Lieblingsbuchhandlung. 😉

Roman "Der Nachtwächter" von Louise Erdrich. Aufbau-Verlag

Der Nachtwächter stand kurz darauf auf der SWR-Bestenliste, Literaturkritik und Feuilleton sind voll des Lobes. Und dann erhielt der Roman 2021 auch noch den Pulitzerpreis. Trotzdem bleibt Louise Erdrich hierzulande wohl sowas wie ein Geheimtipp.

So hat 2019 die ARD mit großem Aufwand den Roman The Master Butchers Singing Club verfilmt, ein Zweiteiler, von dem man sich offenbar viel versprochen hatte: Der Club der singenden Metzger. Nun, in der etwas verdrucksten Werbung zum Film kamen die literarische Vorlage und der Name der Autorin fast gar nicht vor. Wobei ich zu der Verfilmung selbst nichts weiter sagen kann, die habe ich nämlich verpasst. Aber ich könnte mir vorstellen, dass viele Zuschauer nach der Ankündigung eines Historiendramas rund um deutsche Auswanderer in den amerikanischen Westen so etwas wie eine Wild-West-Romanze erwartet hatten. Hm, der Filmkritik entnehme ich, dass es ganz so schlicht wohl nicht ist. Schaut selbst, wir haben die DVD. Und den Roman natürlich auch (englisch und deutsch): hier.

2 Romanausgaben und DVD der Verfilmung: "Der Club der singenden Metzger"

Bei meinem ersten Roman von Louise Erdrich vor vielen Jahren hatte ich auch etwas ganz anderes erwartet und die Lektüre nach den ersten Seiten wieder abgebrochen. Mein zweiter Versuch traf dann aber genau meinen Geschmack, obwohl auch Die Krone des Kolumbus so ganz anders war. Der Roman erschien 1991 passend zum Kolumbus-Jahr und den 500-Jahr-Feiern zur „Entdeckung“ Amerikas – aber Louise Erdrich und ihr damaliger Ehemann Michael Dorris hatten einen Gegenentwurf zur US-patriotischen Feierstimmung im Sinn. Ihre Protagonisten haben wie sie indigene Wurzeln und sind Intellektuelle, die das Leid der amerikanischen Urbevölkerung als Folge des Rassismus der Eroberer und des europäischen Kolonialismus herausstellen wollen.

Zum Inhalt: Während ihr Geliebter an einem Epos schreibt, stößt die Halb-Indianerin Vivian zufällig in einer Bibliothek auf ein mysteriöses Manuskript aus der Zeit des Kolumbus, in dem von einem kostbaren Geschenk an den König des „indischen“ Heidenvolkes die Rede ist. Es beginnt eine Schatzsuche mit allem, was in Indiana-Jones-Manier dazu gehört, nur dass hier eine zerstrittene Familie im Wettlauf mit Verbrechern und Geschichtsverdrehern nach dem Geheimnis und der historischen Wahrheit sucht – Ehestreitigkeiten, Generationskonflikt und Teenager-Krisen inklusive, mal witzig, mal hochliterarisch und politisch, mal spannend wie ein Thriller. Mir gefiel die krude Mischung damals. An einigen Stellen könnte der Roman heute allerdings schon etwas angestaubt wirken (über Milli Vanilli lacht heute niemand mehr, oder).

Roman "Die Krone des Kolumbus" von Michael Dorris und Louise Erdrich. Rowohlt-Verlag

Vielleicht stelle ich mal noch weitere Romane von Louise Erdrich in eigenen Blog-Artikeln vor. Aber kommen wir endlich zu meiner aktuellen Lektüre: Der Nachtwächter.

Ein bigotter Politiker will die Bewohner des Chippewa-Reservats mit einem neuen „Terminierungsgesetz“ angeblich emanzipieren – ein Euphemismus für die ewig gleiche alte Geschichte: Den Ureinwohnern soll schlicht ihr Land weggenommen, ihre Gemeinschaft aufgelöst werden. Thomas ist der Sprecher der Chippewa-Gemeinschaft, einer der wenigen Männer mit einem festen Job. Seine Nachtwachen im einzigen Fabrikgebäude des Reservats nutzt er, um die Gesetzentwürfe zu studieren und Strategien zu entwickeln. Es geht um die Zukunft des Volkes, um den Erhalt der Kultur.

Inmitten der weiß-amerikanischen Welt werden die Chippewa wie Fremde im eigenen Land behandelt. Im Reservat leben sie auf dem kargen Boden ärmlich, die meisten sind arbeitslos und abhängig von den staatlichen Leistungen, die dem Stamm zustehen. Alkohol zerstört die Familien, viele Chippewa sprechen kaum Englisch – was für eine Chance haben sie gegen die US-amerikanische Politik und Bürokratie. Auf Thomas lastet eine große Verantwortung.

Die jungen Menschen, die es in die Stadt zieht, sei es der Liebe wegen, um dort Arbeit zu finden oder weil sie an Sportwettkämpfen teilnehmen, gehen nur allzu oft verloren. Die Familie von Patrice zum Beispiel vermisst die älteste Tochter Vera. Patrice nimmt also Urlaub und wagt sich in die Stadt, wo sie bizarres und auch beängstigendes erlebt. Patrice ist die zweite Hauptfigur des Romans. Sie ist noch sehr jung, aber auch sie ist die einzige in ihrer Familie mit geregeltem Einkommen. Während sie gern mehr über Liebe und Sex erfahren möchte, scheint die vermisste Schwester bereits die schlimmsten, schier unaussprechlichen Erfahrungen gemacht zu haben. Zumindest deuten das die Träume an.

Wie immer bei Louise Erdrich sind da viele Sippen und Generationen, die miteinander in Verbindung stehen, und auch Ahnen und andere Geister mischen mit. Doch der im Wesentlichen linear erzählte Roman liest sich trotz der Perspektivwechsel leicht und klar. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der das Magische immer wieder in die Handlung eingreift, verstört die europäische Leserin nur kurz.

Roman "Der Nachtwächter" von Louise Erdrich

Louise Erdrich hat mit diesem Roman ihrem eigenen Großvater und seinem Engagement für den Stamm und das Reservat ein Denkmal gesetzt – und uns das Denken, die Gefühle, den Alltag und einige Traditionen, aber auch die Diversität der Menschen aus dem Chippewa-Volk näher gebracht, ebenso die Tristesse und die Gemeinschaft im Reservat. Das hat so gar nichts von den hierzulande so beliebten idealisierenden, oft auch esoterisch angehauchten Naturvolk-Stereotypen.

Louise Erdrich ist zweifellos eine der ganz großen der amerikanischen Literatur. Wer sie noch nicht für sich entdeckt hat – Der Nachtwächter ist ein guter Einstieg in ihr Werk. Sowohl sprachlich als auch von seiner Struktur und Personenkonstellation her ist der Roman nicht so kompliziert wie einige andere Erzählungen der Autorin.

Große Empfehlung.

HilDa

Filmtipp: Pitch perfect

Ja, ich gestehe, ich mag die „Pitch perfect“- Filme. Warum auch nicht, manchmal muss es eben Kitsch sein. Mittlerweile gibt es zwei Fortsetzungen, aber wie es oft so ist – der erste Teil einer Reihe ist doch oft der Beste.

Kurz zum Inhalt:

Die Protagonistin Beca (Anna Kendrick) fängt an der Barden University ein Studium an. Etwas unfreiwillig, denn sie möchte eigentlich Musikproduzentin werden. Auf der Suche nach einer passenden Freizeitaktivität lernt sie die „Bellas“ kennen, die Sängerinnen der A capella- Gruppe „Barden Bellas“. Die Truppe ist ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, leider ist deren Musikrepertoire leicht angestaubt und dröge. Kein Problem für Beca- sie kreiert neue Remixe, von Oldies bis Rihanna ist alles dabei. Nun steigen auch die Chancen, den jährlichen A capella- Wettbewerb zu gewinnen. Der größte Konkurrent kommt zufälligerweise vom gleichen College und nennen sich die „Treblemakers“. Es kommt, wie es kommen muss – eine Romanze zwischen Beca und einem Treblemaker bahnt sich an…

Tolle Stimmen beider Gruppen, eine gute Songauswahl und ein glückliches Händchen der Produzenten bei der Wahl der Darsteller machen den Film hörens- und sehenswert. Hier findet ihr die Katalogdaten zum Film.

Bitte, ein Gedicht #18

Ostern

Wenn die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
»Glockenklingen« sich auf »Lenzesschwingen«
Endlich reimt
Und der Osterhase hinten auch schon preßt,
Dann kommt bald das Osterfest.

Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen
Ostern naht auf Lenzesschwingen, –
Dann mit jenen Dichterlingen
Und mit deren jugendlichen Bräuten
Draußen schwelgen mit berauschten Händen –
Ach, das denk ich mir entsetzlich,
Außerdem – unter Umständen – Ungesetzlich.

Aber morgens auf dem Frühstückstische
Fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe frische
Eier. Und dann ganz hineingekniet!
Ha! Da spürt man, wie die Frühlingswärme
Durch geheime Gänge und Gedärme
In die Zukunft zieht
Und wie dankbar wir für solchen Segen
Sein müssen.
Ach, ich könnte alle Hennen küssen,
Die so langgezogene Kugeln legen.

Joachim Ringelnatz

Ein buntes Schokoladenei in einem Blumentopf, in dem ein wenig Grün sprießt

Ganz spontan…

Verflixte Kiste. Kennst du das, du sitzt vorm PC, willst etwas schreiben, hast so richtig Lust darauf, aber es fällt dir absolut nichts ein? So gerade bei mir.

Ich hatte kurz überlegt, etwas zum Thema Ostern zu schreiben, aber wusste nicht so richtig was. Mir gehen bunte Eier, Osterglocken und Osterhasen im Kopf herum, aber so richtig bringt mich das nicht weiter. Dann fiel mir die „eierlegende Wollmilchsau“ ein- vermutlich, weil ich an den Osterhasen dachte und wie es eigentlich dazu kam, dass der die Ostereier bringt. Gut, zur Sau kann ich nciht viel schreiben; sie ist eine Redewendung veranschaulicht ein imaginäres Nutztier. Was eben Eier legt (Huhn), Wolle spendet (Schaf), Milch gibt (Kuh) und aus Fleisch ist (Schwein). Damit wäre das auch geklärt.

Der Garten inspiriert mich gerade auch eher wenig. Ein kleiner Busch, der es vom Standort her schon schwer hat bei uns, wurde von Hasen ziemlich stark angeknabbert (waren wohl die Osterhasen, haha) und ich räume ihm nicht mehr allzu viele Chancen ein. Ich sollte doch mit Hasendraht arbeiten. Menno. Scheinbar hat es den Tierchen geschmeckt. Der Maulwurf ist weiterhin sehr aktiv und „Klein-Holland“ ist auch wieder am gedeihen. 🙂

Was für eine Meinung zu Tulpen habt ihr? Ich mag es ja schön bunt. Am liebsten die rot-gelben Exemplare. Aber auch die in ganz dunkel lila haben durchaus ihren Reiz. Vorletztes Jahr pflanzte ich Papageien-Tulpen. Leicht fransig am Rand, aber dafür ganz bunt. Ich hatte mir die Farben kräftiger vorgestellt, sie sind doch recht dunkel. Aber trotzdem recht interessant. Nichtsdestotrotz bleibe ich lieber bei der klassischen Sorte ohne Firlefanz. 🙂 Ich hab mal recherchiert, tatsächlich stammt die Tulpe aus Asien. Ist doch ganz interessant. Insbesondere in den Niederlanden waren die Blumenzwiebeln begehrt. Reiche Bürger werteten mit ihnen ihre Gärten auf. Anfangs wurden die Zwiebeln getauscht. Um 1600 konnte man die Blumen auch kaufen, allerdings schossen um 1637 die Preise dank der hohen Nachfrage auch aus den unteren Gesellschaftsschichten in astronomische Höhen. Der Markt brach daraufhin abrupt ein. Heutzutage spricht man von der Tulpenmanie oder dem Tulpenfieber – die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte. Mittlerweile gibt es wohl über 5000 Sorten im Handel und damit ist sie die variantenreichste Zwiebelblumengattung.

Das war nun ein kurzer Beitrag zum Thema „interessantes, unnützes Wissen“. Und der kam auf einmal von ganz allein. In diesem Sinne: Frohe Ostertage! 🙂

kwk

Buchtipp: The President is missing

Das Buch hat es in sich. Man muss schon politisch interessiert sein um durchzuhalten. 🙂 Aber wie soll es auch anders sein, wenn Bill Clinton mit James Patterson ein Buch schreibt… 😉

Der Inhalt kurz und knapp:

Präsident Jonathan Duncan hat ein Problem. Eine Superhackerin hat ein Virus programmiert, das auf die gesamte Infrastruktur des Landes abzielt. Außerdem droht ihm ein Amtsenthebungsverfahren und es scheint einen Verräter in seinem engsten Beraterkreis zu geben.

Leider hat man beim Lesen manchmal das Gefühl, es geht wieder nur um „America first“. Hmpf. Auch muss der arme Präsident irgendwie immer selber auf die Lösung der Probleme kommen, trotz eines Teams, welches vor Intelligenz nur so strotzt. Natürlich spielt der Terrorismus eine Rolle, auch die Beziehung des Landes zu seinen Veteranen wird kurz angerissen.

Mich hat vor allem der Aspekt des Virus interessiert. Denn es ist schon erschreckend, wie abhängig wir vom Internet sind. Die beiden Autoren beschreiben ganz gut, was passiert, wenn das Virus sozusagen „los gelassen“ wird und was für Möglichkeiten es geben könnte, es zu stoppen. Nun könnte man meinen, das FBI und die CIA müssen doch „nur“ die Programmiererin fassen. Leider wurde diese bei einem Attentat getötet. Der Präsident hat deshalb ihren Freund Augie, eine Gruppe sehr intelligenter junger Computer-Genies und sich selbst in ein Safe House gebracht – dort müssen sie zeigen, was sie können. Und das ist eine Menge. Aber wird es reichen?

Wer wissen möchte, was im Weißen Haus so vor sich geht und wie streng alle möglichen Sicherheitsprotokolle eingehalten werden müssen, für den ist das Buch sicherlich interessant. Ansonsten könnte es leicht langatmig werden. Mir hat es aber gefallen 🙂 Hier geht es zu den Katalogdaten…

kwk

#VogelCover

Ich bin immer wieder beeindruckt von den naturgetreuen Zeichnungen, wie sie Künstler*innen, aber auch Biolog*innen und Forscher*innen vor der Erfindung der Fotografie angefertigt haben. Berühmtestes Beispiel ist wohl Maria Sibylla Merian mit ihren bahnbrechenden Werken über Raupen, Insekten und Blumen. Aber auch in modernen naturwissenschaftlichen Sach- und Fachbüchern werden noch gerne Farbzeichnungen verwendet. Ganz besonders gefallen mir vogelkundliche Grafiken. In der Kinderbibliothek gibt es wunderschön illustrierte Sachbücher über Vögel, nicht nur informativ und lehrreich, sondern vor allem auch schön anzusehen.

Kindersachbuch „Die Galerie der Vögel: ein Bilder-Album mit ornithologischen Darstellungen von Künstlern des 18. und 19. Jahrhunderts“

Mir ist aufgefallen, dass Vogelmotive auch gerne für Titelbilder zu Romanen genommen werden, nicht nur wenn ein Vogel auch titelgebend ist wie zum Beispiel „Der Distelfink“ von Donna Tartt (Katalogdaten hier) oder „Die Mauersegler“ von Jasmin Schreiber (Katalogdaten hier).

Roman "Der Distelfink" von Donna Tartt. Das Titelbild zeigt eine naturgetreue Farbzeichnung eines Finken, der scheinbar hinter einem Riss in einem weißen Blatt hervorlugt.
Roman "Der Mauersegler" von Jasmin Schreiber. Das Titelbild zeigt einfarbige Graphiken von fliegenden Vögeln (einer rot, zwei schwarz) auf grünem Grund.

Nicht immer sind es naturalistische Zeichnungen, es gibt auch Schattenrisse oder stark abstrahierte Darstellungen; mal ist ein Vogel das Hauptmotiv, mal erkennt man Vögel nur im Hintergrund.

Auf Twitter haben wir in unregelmäßiger Folge mit dem Hashtag #VogelCover immer wieder Beispiele gepostet. Eine Kollegin bei uns, selbst als Amateur-Ornithologin unterwegs und beim Vogelschutz aktiv, machte mich auf die Motivwahl bei einigen Thrillern aufmerksam: tote Vögel. 🙄 Na, die lassen wir heute aber weg.

Hier ein paar unterschiedliche Beispiele für #VogelCover bei Romanen. Ihr findet beim Stöbern sicher noch viel mehr.

Und eine besondere Empfehlung, ein in Text und Bild wahrlich poetisch-schöner Band aus der wunderbaren „Naturkunden“-Reihe:

Buch "Die verlorenen Wörter" von Robert Macfarlane und Jackie Morris. Das Titelbild zeigt mehrere naturgetreu gemalte, fliegende Vögel und eine Pusteblume mit einigen fliegenden Samenschirmchen.

Verse von Robert Macfarlanes, ins Deutsche übertragen von Daniela Seel; und wunderbar illustriert mit Aquarellen von Jackie Morris. Die britische Künstlerin wurden dafür mehrfach ausgezeichnet, das Buch erhielt u. a. den von britischen Buchhändlern vergebenen Titel Schönstes Buch des Jahres. (Katalogdaten hier)

HilDa

Buchtipp: „Trauer ist das Glück, geliebt zu haben“

Chimamanda Ngozi Adichie ist eine der bekanntesten Autorinnen der zeitgeschichtlichen Weltliteratur, vor allem durch ihren internationalen Bestsellerroman „Americanah“ von 2013 (deutsch 2014). Sie gilt als eine der wichtigsten afrikanischen Stimmen.
Dieser kleine autobiographische Band (Originaltitel „Notes on grief“, übersetzt von Anette Grube) ist sicher ihr persönlichstes Buch. Es handelt von Trauer, speziell ihren eigenen Gefühlen nach dem Tod ihres geliebten Vaters, ein sehr emotionaler Essay über unbändigen Schmerz, liebende Erinnerung und Familienanekdoten. Viele Facetten der Trauer.

Buch "Trauer ist das Glück geliebt zu haben" von Chimamanda Ngozi Adichie. S.Fischer-Verlag

Adichie beschreibt ihre Gefühle und ihre Überlegungen dazu sehr offen, drastisch und schonungslos gegen sich selbst. Ich finde es bemerkenswert und war beim Lesen sogar erleichtert, wie da jemand auch über die Wut in der Trauer schreibt und seinen Schmerz buchstäblich herausschreit – und damit ein kleines Tabu bricht. Es ist die Wut über den unerbittlichen Tod, über verpasste Momente und das, was nun unausgesprochen und unbeantwortet bleiben muss.

Große Trauer ist etwas, was uns meist verstummen lässt, teils weil uns die Worte fehlen, teils weil wir verdrängen wollen. Trauer in unserer Kultur ist eher still, einsam und sie soll nach einer gewissen Zeit wieder überwunden sein, damit man weiter im Alltag funktioniert. In anderen Kulturen geht man durchaus anders mit Trauer um, zum Beispiel auch in der Igbo-Kultur.

Chimamanda Ngozi Adichie ist wortgewaltig, sie lässt nicht nur ihren Gefühlen freien Lauf; sie analysiert sich dabei gleichzeitig selbst. Sie schreibt in ihrem Aufsatz auch über ihre Familie und den unterschiedlichen Umgang mit der Trauer, über kulturelle Bedeutungen, über die Bürokratie rund um den Tod insbesondere in Zeiten einer Pandemie. Und über die gutgemeinten Ratschläge und Floskeln der Freunde, die nicht immer hilfreich sind, aber vielleicht erst später nachwirken.

Das ist sicher kein Buch, das ich einem trauernden Menschen unmittelbar empfehlen würde. Aber mit gewissem zeitlichen Abstand fand ich es befreiend, dass hier auch über die krassen Gefühle geschrieben wird. Ein wuchtiges kleines Buch.

Die Katalogdaten hier.
In der Psychologie-Untergruppe Mcl 33 findet Ihr noch mehr Medien zum Thema Trauer/Trauerbewältigung.

HilDa

Sherlock Holmes und „Mr. Holmes“

Es gibt viele Filme und Fernsehserien rund um den berühmtesten Privatdetektiv der Welt: Sherlock Holmes. Die einen interpretieren die Original-Erzählungen des Arthur Conan Doyle neu; der britische Autor hatte die Figur des genialen Meisterdetektivs 1886 erschaffen und mit seinen Erzählungen und Romanen Weltruhm erlangt. Andere (Drehbuch-)Autoren konstruieren neue Fälle; viele Autoren, Filmemacher oder auch Comicautoren haben sich an der faszinierenden Figur „Sherlock Holmes“ abgearbeitet, man nennt solche Werke Pastiches.

Ein paar Beispiele? Anthony Horowitz hat von der Conan Doyle Estate die offizielle Genehmigung für einen neuen Roman mit dem Meisterdetektiv erhalten. Entstanden ist „Das Geheimnis des weißen Bandes“, später noch weitere Erzählungen (Katalogdaten), neue Holmes-Fälle in klassischem Stil. Andere Autoren haben der Figur ganz neue Facetten hinzugefügt, es gibt Geschichten, die den jugendlichen Holmes zeigen (z. B. der Film „Das Geheimnis des verborgenen Tempels“ , 1985), Nebenfiguren um den Detektiv in den Vordergrund rücken (z. B. in der Comicserie „Die Vier von der Baker Street“, Katalogdaten) und Fernsehserien, die ihn in die Gegenwart katapultieren (die TV-Serien „Sherlock“ und „Elementary“). Der Film „Kein Koks für Sherlock Holmes“ , 1976, (nach einem Roman von Nicholas Meyer) ist selbst schon ein Klassiker: Holmes wird nach Wien gelockt und trifft dort Sigmund Freud, mit dem er einen ganz persönlichen Fall lösen soll. Um „Das Privatleben des Sherlock Holmes“ (1970) geht es auch in der herrlichen Komödie von Billy Wilder.

Es gibt noch viel mehr, einiges auch in unserem Bibliotheksbestand. Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.

DVD "Mr. Holmes"

Ich muss gestehen, die DVD „Mr. Holmes“ (leider nicht mehr im Bestand) habe ich aus Interesse an zwei Personen ausgeliehen: Einmal Sherlock Holmes natürlich, der hier als alter Mann gezeigt wird. Und dann ist da noch der Hauptdarsteller Ian McKellen. Den Schauspieler kennen viele als Magneto der X-Men-Filmreihe und vor allem als Gandalf in den Tolkien-Verfilmungen „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“.

In „Mr. Holmes“ spielt er die Titelfigur als über 90jährigen Mann, der sich schon vor Jahrzehnten aufs Land zurückgezogen hat. Jetzt hat Holmes zunehmend Schwierigkeiten mit seinem Gedächtnis. Es quält ihn, dass ihm ausgerechnet zu seinem letzten Londoner Fall die Erinnerungen fehlen; doch er ist sich sicher, dass sein Freund Watson für seine Romanversion ein falsches Ende erfunden hatte. Also „ermittelt“ der alte Herr noch einmal, es ist sein eigener Fall: Warum hat er vor 30 Jahren seine berühmte Detektei für immer geschlossen, um dann auf dem Land Bienen zu züchten?

Neben Ian McKellen spielt Laura Linney seine Haushälterin, die sich um ihren 11jährigen Sohn Roger sorgt (gespielt von Milo Parker). Der Junge freundet sich mit dem alten Mann an, will von ihm lernen und eine Art neuer Watson werden.

In diesem Film geht es weniger um die Auflösung eines Kriminalfalles, sondern um die gebrochene Persönlichkeit des ehemaligen Meisterdetektivs, um das Altwerden, die Angst vor Kontrollverlust und Hilflosigkeit, aber auch vor emotionaler Bindung. Kann das Genie mit dem einst so überlegenen Intellekt den Zuspruch eines Kindes und die tatkräftige Hilfe einer einfachen, ungebildeten Frau annehmen?

Ein stilles Kammerspiel mit herausragenden Darstellern.

HilDa

(aktualisiert am 16.12.2023)