Bei einem Buch mit so einem Titel erwartet man Sarkasmus und Respektlosigkeiten. Aber der Autor Christoph Dompke geht zumindest mit den in Würde gealterten Diven meist respektvoll um. Sie hatten ja oft gar keine Wahl und mussten fragwürdige Filmangebote annehmen: B-Filme, obskure Horrorstreifen, undankbare Nebenrollen.

Schonungslos ist die Kritik an den Regisseuren und Produzenten dieser schlechten Filme sowie an der Filmindustrie insgesamt, die für die ehemaligen weiblichen Stars meist schon in den mittleren Jahren keine angemessenen Rollen mehr bieten will. Bei allem Respekt verschweigt Christoph Dompke aber auch nicht, wenn die alten Schauspielerinnen schlicht eine Fehlbesetzung waren oder eine einfach schlechte/völlig übertriebene/unironisch selbstverliebte Performance abgeliefert haben. Dompke formuliert scharf, sarkastisch und witzig.
Einige der angesprochenen Filme kenne ich sogar und werde sie jetzt mit anderen Augen sehen. 🙃 Aber ich habe nicht das Bedürfnis, einen der Trash-Filme zu sehen und meine Zeit zu verschwenden. Die Inhaltsangaben und Szenenbeschreibungen reichen, die sind so süffisant und bissig, die Filme selbst könnten mich da ja wohl nur enttäuschen. Das Buch hat mich jedenfalls bestens amüsiert – vielleicht sogar mehr, als so böse Kommentare das sollten, hehe. 🤔
Aber das Buch zeigt auch, dass selbst im größten Trash manchmal noch einzelne Perlen zu finden sind. Der Autor spricht von Camp oder campen Momenten. Den Begriff kannte ich bisher nicht und offen gesagt ist mir die Grenze zwischen Trash und Camp noch immer nicht ganz klar. Und schon führt mich ein Werk, dass sich filmischer Geschmacklosigkeiten widmet, zu einem Essay der großen Intellektuellen Susan Sontag (Notes on „Camp“). 🤓☺️
Und zu dem Film „Sunset Boulevard“ mit Gloria Swanson: Denn das ist ein guter Film mit einem damals (1950) bereits vergessenen Stummfilmstar in der Hauptrolle und „nicht wenige Zitate daraus sind in den Camp-Kanon eingegangen“ – sagt der Christoph Dompke. Ich will es ihm gerne glauben, denn ich bin ein Fan des Regisseurs Billy Wilder. Und jetzt auch von der alten Schauspielerin Gloria Swanson, die für ihre Darbietung einer alten Schauspielerin den Oscar verdient hätte.
HilDa